Vor Schule in Gräfinau Fremder lockt Kind mit Plüschtieren

Ein unbekannter Mann soll am Donnerstag versucht haben, in Gräfinau-Angstedt ein Mädchen in sein Auto zu locken. Das berichtet die Mutter in den sozialen Medien. Foto: /Patrick Pleul

In Gräfinau-Angstedt soll ein Kind an der Bushaltestelle vor der Regelschule von einem Mann angesprochen worden sein. Er habe versucht, sie mit Kuscheltieren in sein Auto zu locken. Die Schule hat den Vorfall gemeldet, Kinder wurden noch einmal sensibilisiert.

 
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Es ist wohl die Horrorvorstellung jeder Eltern: Ihr Kind wird unterwegs von einer fremden Person angesprochen, die versucht, es in ihr Auto zu locken. Kein Wunder, dass der Schock bei einer Mutter aus Gräfinau-Angstedt tief saß, deren neunjähriger Tochter genau das auf dem Weg zur Schule passiert sein soll. Und zwar am Donnerstag vergangener Woche.

„Hallo ihr Lieben, ich wende mich mit einer dringlichen Bitte und wichtigen Warnung an euch. Gestern früh, am 22. 9. 2022, gegen etwa 7 Uhr, ist meine Tochter auf dem Weg zur Bushaltestelle an der Regelschule Gräfinau von einem Fremden angesprochen worden. Mit der Aussage: ‚Magst du Kuscheltiere, komm, ich nehm dich mit’“, schrieb die Mutter in einem Beitrag auf der Plattform Facebook, der auch in einer Ortsgruppe geteilt wurde.

Den Vorfall habe die 42-Jährige bei der Polizei angezeigt, die nun ermittle, sagt die Frau im Gespräch mit der Redaktion. Sie schildert die Geschehnisse dabei noch ein wenig detaillierter: „Meine Bekannte hat mich Donnerstagmorgen angerufen. Sie stand an der Bushaltestelle vor der Regelschule, als meine Tochter schreiend auf sie zugelaufen kam. Sie hatte schon von Weitem einen silbernen Wagen bemerkt, der mit heruntergelassener Scheibe neben einem Kind herfährt; dachte aber, es sei ein Vater, der sein Kind an der Schule absetzt“, so sie Mutter weiter.

Erst, als sie das Mädchen erkannte, wusste die Bekannte: Hier stimmt etwas nicht! Der silberfarbene Opel Astra sei schließlich direkt an der Frau vorbeigefahren, weshalb sie den Mann sehr gut habe beschreiben können.

Der Schreck bei der 42-Jährigen aus Gräfinau-Angstedt sitzt noch immer tief. „Meine Tochter hat an diesem Tag viel geweint und hat nun Angst, zum Schulbus zu laufen. Seither wird sie auch gefahren“, berichtet die Mutter weiter. Den Weg von ihrem Zuhause zur Bushaltestelle, von wo aus das Kind zur Grundschule Langewiesen fährt, war das Mädchen bis dato immer ohne Probleme gegangen. „Zum Glück hat meine Tochter richtig reagiert. Wer weiß, was sonst passiert wäre“, sagt sie. Die Gräfinau-Angstedterin hatte ihr Kind bereits in der Vergangenheit für genau solche Fälle sensibilisiert. Wie wichtig dies einmal sein würde, hatte sie selbst nicht vermutet. „Man ahnt ja nicht, dass so etwas in Gräfinau-Angstedt passiert“, sagt sie.

Polizei wurde informiert

Auch an der Regelschule, nahe der sich der Vorfall ereignet habe, wurde sofort gehandelt, wie Schulleiterin Anja Morneweg im Gespräch mit der Redaktion sagt. Nachdem sie von dem öffentlichen Aufruf der Mutter erfahren habe, habe sie nicht nur die Kollegen angewiesen, die Schüler direkt zur ersten Unterrichtsstunde zu dem Thema zu sensibilisieren – auch mit der Polizei sei die Schule in Verbindung getreten, das Schulamt sei informiert und die Elternsprecherschaft mit einbezogen worden.

Ortsteilbürgermeisterin Claudia Gorzelitz bezeichnet es gegenüber der Redaktion als „erschreckend“, was sich nahe der Bushaltestelle in Gräfinau-Angstedt abgespielt habe. „Viele Eltern sind seither auf der Hut, halten die Augen offen ... und das ist auch richtig und wichtig!“, sagt sie. Für den Ort gebe es eine Nachrichten-Gruppe, in der sich über aktuelle Themen ausgetauscht würde. Auch da sei der Vorfall natürlich kommuniziert worden. „Und Kinder haben berichtet, dass sie am Montag erneut ein silbernes Auto in diesem Bereich gesehen haben“, sagt die Ortsteilbürgermeisterin.

Der Wagen wurde mittlerweile sogar fotografiert, auf dem Bild, das der Redaktion vorliegt, sind zwei Kuscheltiere auf dem Armaturenbrett des Opel mit Nummernschild aus dem Ilm-Kreis zu erkennen. Das Foto habe man umgehend an die Polizei weitergeleitet, heißt es.

Die zuständige Landespolizeiinspektion Gotha bestätigt, dass derzeit Ermittlungen zum Fall laufen. Gegenstand der Ermittlungen sei die Identität des Mannes, dessen Motivation sowie die Prüfung einer möglichen strafrechtlichen Relevanz des Geschehens.

Auch der Ilmenauer Kontaktbereichsbeamte (KOBB) Steffen Kahl, der sein KOBB-Büro in Gräfinau-Angstedt hat, sagt auf Nachfrage der Redaktion, dass er natürlich ebenfalls Kenntnis von dem Vorfall habe. „Ich nehme solche Äußerungen auch sehr ernst“, sagt er und fügt hinzu: „Sobald es Kinder betrifft, muss man schließlich noch einmal besondere Vorsicht walten lassen“.

Allein bei Facebook wurde der Aufruf der Mutter mehr als 200-mal geteilt, auch Kommentare wie „Danke, so was gibt es selten, werde Ausschau halten“ oder „Ich hoffe, dass der Mann gefasst wird, ich werde auch Ausschau halten“ beziehungsweise „Und dann erzählen die im Fernsehen, die Kriminalität ist zurückgegangen, obwohl hier bei uns jeden s***** Tag irgendwas passiert“, sind darunter zu lesen.

Für die 42-Jährige selbst stand es außer Frage, den Vorfall öffentlich zu machen. Auch sie hofft, dass andere Eltern noch einmal mit ihren Kindern über mögliche Gefahren sprechen, wenn Fremde mit ihnen Kontakt aufnehmen. „Am nächsten Tag könnte es ein anderes Kind sein“, sagt sie.

Nicht der erste Fall

Es ist übrigens nicht der erste Fall im Ilm-Kreis, in dem sich die Polizei mit dem sogenannten „Ansprechen eines Kindes“ befassen muss. Im Februar vergangenen Jahres hatte ein Unbekannter in Arnstadt „in verdächtiger Weise Kontakt zu einem Kind aufgenommen“, wie es im Polizeibericht zu dem Vorfall heißt. Das Kind war gegen 9.30 Uhr zu Fuß in der Goethestraße unterwegs gewesen, als der Mann an das Kind herantrat. Der Unbekannte habe sich dann in Richtung Bertolt-Brecht-Straße entfernt und das Mädchen zurückgelassen.

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