Vor 35 Jahren Zeitzeugen erinnern an Umweltgottesdienst

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Am 8. Juli vor 35 Jahren fand in der Marisfelder Kirche ein Gottesdienst statt, um gegen eine Mülldeponie zu protestieren. Eine Veranstaltung im Foyer des Suhler Stadtarchivs erinnert am 18. Juli daran.

 
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Das Teufelsloch. Foto: privat

Dorfbewohner und christliche Umweltgruppen schlossen sich am 8. Juli 1989 zu einem Umweltgottesdienst zusammen, um in der Marisfelder Kirche gegen die Errichtung einer Mülldeponie im sogenannten Teufelsloch, einem Landschaftsschutzgebiet bei Marisfeld, Stellung zu beziehen.

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Die Bewohner von Marisfeld, Schmeheim, Dillstädt und weiteren Orten befürchteten, dass die geplante Deponie auch für Westmüll, also Abfälle aus der damaligen Bundesrepublik Deutschland, genutzt würde und kritisierten die fehlenden Informationen von den damals zuständigen Behörden. „Am 8. Juli 1989 kamen zahlreiche Bürgerinnen und Bürger aus Marisfeld und der Umgebung, kirchliche Umweltgruppen aus Südthüringen, hochrangige Kirchenvertreter und Engagierte aus dem Einkehrhaus Bischofrod im Umweltgottesdienst zusammen, um sich über die geplante Mülldeponie zu informieren und ihre Standpunkte gegen die staatliche Entscheidung darzulegen. Die Veranstaltung wurde intensiv vom Ministerium für Staatssicherheit und der Polizei überwacht. Der Umweltgottesdienst zog 135 Teilnehmer an. In ihm wurde nicht nur über die geplante Deponie informiert, sondern auch die bereits bestehende Belastung der Natur durch die Tierproduktion in der Gegend thematisiert“, blickt Anke Geier, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Thüringer Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (ThLA) in Suhl, zurück.

Meilenstein für die Bürgerbewegung

Der Umweltgottesdienst im Sommer 1989 hätte den Bau der Mülldeponie nicht aufhalten können, denn dies war beschlossene Sache. Er war aber ein wichtiger Meilenstein für die Bürgerbewegung in Südthüringen und auf dem Weg in eine selbstbestimmte Gesellschaft. Er machte Mut für die im Herbst 1989 in Südthüringen und in der DDR folgenden Ereignisse. Die Mülldeponie sollte bis 1992 in Betrieb genommen werden, was durch die friedliche Revolution und durch das Ende der DDR aber nicht mehr realisiert wurde.

Pfarrer Bernd Winkelmann ist zu Gast

Am Donnerstag, 18. Juli, 15 Uhr, erinnert eine Veranstaltung im Foyer des Stadtarchivs Suhl im Haus der Geschichte an den Umweltgottesdienst in Marisfeld und an das Engagement der Bürger gegen die geplante Mülldeponie. Nach einer Einführung durch die Leiterin des Stadtarchives, Andrea Walther, wird es einen Impulsvortrag von Anke Geier geben. Im anschließenden Zeitzeugengespräch wird unter anderem Bernd Winkelmann, Pfarrer im Ruhestand, über die damaligen Ereignisse berichten. Er war einer der Mitbegründer des Einkehrhauses Bischofrod und im Vorbereitungskreis des Umweltgottesdienstes tätig.

Die Veranstaltung im Haus der Geschichte auf dem Platz der Deutschen Einheit 3 ist eine Kooperation des ThLA und des Stadtarchives Suhl. Der Eintritt zum Vortrag am Donnerstag, 18. Juli, 15 Uhr, ist frei.