Volleyball, Bundesliga, VfB Suhl Fast schon wieder grenzenlos

Vedrana Jaksetic, Zuspielerin und Kapitänin des VfB Suhl, ist nach ihrem Kreuzbandriss auf allerbestem Wege zurück und verlängerte erst am Mittwoch ihren Vertrag beim Volleyball-Bundesligisten.

 
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Vedrana Jaksetic bleibt geheimnisvoll. „Das werdet ihr bald sehen“, so die noch verletzte Kapitänin von Volleyball-Bundesligist VfB Suhl Lotto Thüringen, vor wenigen Tagen danach gefragt, ob sie ihren Vertrag im Thüringer Wald verlängern wird. Auch wenn wir telefonieren, ist es, als ob sich in diesem Moment ihr Augenzwinkern einen Weg durch die Leitung bahnen würde. Am Mittwoch dieser Woche war es dann so weit, die offizielle Mitteilung des VfB ging schriftlich durch die Leitung.

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Aufs Feld zu laufen und auch beim obligatorischen Jubelfoto mit auf dem Bild zu sein, nein, das ließ sich Vedrana Jaksetic nicht nehmen. Dass es „ihre“ Mädels am vergangenen Samstag doch noch in die Playoffs schafften, ja, das machte die Kapitänin richtig froh. „Ich bin so happy über all das“, sagte die Zuspielerin, die seit Monaten, besser gesagt seit dem 26. November vergangenen Jahres, nicht mehr Zuspielerin sein kann.

Im Pokal-Viertelfinale bei MTV Allianz Stuttgart war Jaksetic derart unglücklich umgeknickt, dass sie sich einen Kreuzbandriss zuzog. Noch eine Hiobsbotschaft im Lager des VfB, nachdem Diagonalangreiferin Jelena Sunjic kurz vor Saisonstart fast das Gleiche passiert war. Groß der Schock, waren mit Jaksetic, die seit zwei Jahren Lenkerin und Denkerin im Suhler Spiel und ein ganz wesentlicher Baustein für den letztjährigen fünften Platz des VfB – gleichbedeutend mit der Qualifikation für das internationale Geschäft – ist, doch auch die Hoffnungen verbunden, ein ähnliche Erfolgsgeschichte noch einmal schreiben zu können. Während ihre kroatische Landsfrau Sunjic noch auf ihre zweite OP wartet, geht es bei Vedrana Jaksetic in diesen Tagen steil bergauf. „Ich kann schon wieder fast alles machen“, erzählt die 26-Jährige.

Eine ganze Klinik schaut Volleyball

In Donaustauf, wo sie sich nach ihrer OP – bei ihr war nur eine notwendig – erholt, hat Vedrana Jaksetic die anderen Rekonvaleszenten längst mit ihrer Leidenschaft für Volleyball angesteckt. Nicht selten, dass sich eine größere Gruppe in der Lobby der EDEN-Klinik trifft und Spiele des VfB anschaut. So auch jenes, das ihr VfB Anfang März beim SC Potsdam gewinnen konnte, jenem Team, das auch ab diesem Samstag der Playoff-Viertelfinalgegner der Suhlerinnen ist. „Die anderen hatten gar keine andere Chance als sich das Spiel mit mir anzuschauen“, sagt Vedrana Jaksetic. Die anderen, das sind etwa zwei Fußballspieler, ein Handballer. Ein Kickboxer ist auch dabei.

„Ich habe mir jedes Match meiner Mannschaft angeschaut und bin einfach nur stolz auf das, was sie alle bisher erreicht haben“, so die stets freundliche Volleyballerin, die, was den Ehrgeiz angeht, ihrem Trainer Laszlo Hollosy kaum nachsteht.

Vedrana Jaksetic fühlt sich wohl in Donaustauf. Genießt ihr Apartment, wo sie sich nach einem langen Reha-Tag ein Essen zubereiten – an jenem Abend waren Pilze und Putenfleisch in der Pfanne – und den langen Tag – von morgens acht bis abends fünf oder sechs Uhr – sacken lassen kann. „Ich hatte es gar nicht so schön erwartet“, sagt sie. „Aber alles ist perfekt für mich, alle sind sehr empathisch. Ich habe hier neue Freunde gefunden. Freunde, die mich sicher mein ganzes Leben begleiten werden.“ Dass sie es bis hierhin geschafft hat, hat sie, da ist sie sich sicher, auch ihrem Willen zu verdanken. „Mein Kopf hat mich bis zu diesem Punkt gebracht“, meint sie. Sogar Autofahren ist wieder möglich.

Also gibt es keine Einschränkungen mehr? Eigentlich nicht. Und uneigentlich? „Na ja, als die Mädels neulich gegen Aachen gewonnen haben, wollte ich nach dem Schlusspfiff am liebsten gleich aufs Feld rennen. Aber da kam mir gleich mein Knie wieder in den Sinn. Das ist momentan noch meine Grenze.“

Sie könnte sofort wieder anfangen

Ja, das Knie. Es sieht gut aus. Es sieht sogar so gut aus, dass Dr. Gerald Lutz, Mannschaftsarzt der Suhler Volleyballerinnen, kürzlich bei einem Besuch meinte, zu einem derart frühen Zeitpunkt nach der Verletzung noch kein besseres Knie gesehen zu haben. „Ohne ihn und Dr. Strobel, der mich operiert hat, wäre alles wohl völlig anders verlaufen.“ Der Dank von Vedrana Jaksetic an die ärztlichen Betreuer und die Menschen, die sich beim VfB Suhl um sie kümmerten, Teammanager Tim Berks etwa, ist mehr, viel mehr als eine Höflichkeitsfloskel. Es sind in Demut gehüllte Worte.

Fünf Wochen noch wird Vedrana Jaksetic in Donaustauf weilen – bis dahin bereitet sie sich auf einen Belastungstest für das verletzte Knie vor. Aber was, wenn ihr Knie durchfällt? Jaksetic beruhigt: „Man kann diesen Test nicht nicht bestehen. Sollten einzelne Werte nicht stimmen, müssen wir nachjustieren.“ Aber daran verschwendet sie keinen Gedanken.

Mit denen ist sie ohnehin längst wieder beim Volleyball. „Natürlich vermisse ich den Volleyball“, so Jaksetic. Aber, und das spricht wohl für eine Kämpferin, wie sie eine ist, sie nimmt das Positive aus der Situation mit. „Nach der Operation habe ich wirklich gelitten, aber das muss wohl so sein. Ich nehme diese Erfahrung an, weil sie mich vieles gelehrt hat. Zum Beispiel, besser auf meinen Körper zu achten.“

Theoretisch könnte sie nach dem Abschlusstest sofort wieder anfangen mit ihrem Sport. Beim VfB Suhl wird man das gern hören. Sehr gern sogar.