Volleyball, Bundesliga Schade um den einen Punkt

Ulf Greiser
Gegenwehr auf Suhler Art: Anica Kutlesic (links) und Danielle Harbin halten am Netz Stuttgarts Maria Segura Palleres in Schach. Foto: frankphoto.de/Bastian Frank

Gegen Tabellenführer Stuttgart schrammt Volleyball-Bundesligist VfB Suhl Lotto Thüringen äußerst knapp an einem Erfolgserlebnis vorbei.

 
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Am Ende dieses Heimspielabends wussten die über 800 Zuschauer nicht so recht, ob sie eher den verpassten Chancen im dritten Satz nachtrauern oder dem Gastgeberteam für eine durchweg kämpferische Leistung applaudieren sollten. Wie auch immer, der VfB Suhl verlor mit 1:3 (20:25, 25:21, 25:27, 21:25) gegen Allianz MTV Stuttgart. Dennoch spendete das fachkundige Publikum stehenden Applaus, denn es war mehr als ein unterhaltsames Bundesligaspiel. Der Liga-Primus aus Baden-Württemberg kam direkt vom Champions-League-Auswärtsspiel in Teneriffa nach Suhl gereist, war erst am Samstagmorgen gegen zwei Uhr in Suhl eingetroffen und quasi auf dem Reisekoffer in die Wolfsgrube gereist.

Auch die Suhlerinnen hatten den komplizierten und von vielen Sicherheitskontrollen geprägten 4000-Kilometer-Trip nach Haifa in den Gelenken, sodass man gespannt war, wer die Umstände besser wegstecken konnte. Die Schützlinge von Suhls Trainer Laszlo Hollosy machten den ersten Punkt, es entwickelte sich ein spannender Schlagabtausch, wobei sich der zweifache Deutsche Meister (2019, 2022) über die Stationen 8:6 bis zum 16:11 durch sein erfolgreicheres Angriffsspiel absetzen konnte. Diesen Vorsprung ließen sich die Damen von Erfolgscoach Tore Aleksandersen nicht mehr nehmen.

Stuttgart am Ende eiskalt

Mit diesem Schwung startete der vierfache DVV-Pokalsieger auch in den zweiten Satz, führte schnell mit 6:3. Doch die Harbin & Co. kämpften sich zurück, angefeuert vom Suhler Publikum gelang nach Rückständen (7:8, 14:16 und 16:19) das furiose Comeback. Angetrieben durch die Außenangreiferinnen Juliette Fidon-Lebleu und Julia Brown gelang noch nach sensationellem Finish der 25:21-Satzgewinn. Damit brachte Suhl dem Gegner den erst siebten Satzverlust der laufenden Saison bei. Mit diesem Erfolgserlebnis im Rücken startete der VfB grandios und aus einer stabilen Feld-Blockabwehr bis zur 8:4-Pause in den dritten Satz. Dominierte auch den weiteren Satzverlauf und hatte beim 24:22 zwei Satzbälle, die durch eigene Angriffsfehler jedoch nicht genutzt wurden. Stuttgart, Champions-League-Tabellenführer der Gruppe D, hatte all seine Routine und Erfahrung zum Tragen gebracht – und den Satz in der Verlängerung noch zu seinen Gunsten gedreht. Schade für die Hollosy-Schützlinge, denn ein weiterer Satzgewinn hätte mindestens einen weiteren Punkt in der Tabelle bedeutet.

Trotzdem blieben die Suhlerinnen auch im vierten Satz mit den hochfavorisierten Gästen im 42. Aufeinandertreffen (8:33 Siege) auf Augenhöhe und ließen nicht locker (6:8/15:16). Als Suhl dann sogar mit 20:19 in Führung gehen konnte, schien die Überraschung erneut greifbar nahe. Doch ausgerechnet da wackelte die Suhler Abwehr, und der Stuttgarter Angriff war mehr mit Legern und Finten erfolgreich als mit knallharten Angriffen. Suhls Juliette Fidon-Lebleu konnte zwar noch auf 21:24 aus VfB-Sicht verkürzen, doch Stuttgart nutzte den Side-Out-Vorteil eiskalt zum Matchgewinn.

So war nicht nur der VfB in Geberlaune, sondern auch der Stuttgarter Fanclub, der der im Pokalspiel in Stuttgart so schwer verletzten VfB-Zuspielerin Vedrana Jaksetic einen Präsentkorb als besonderen Genesungsgruß überreichte.

„Ich bin stolz auf das Team, weil es gegen eins der derzeitigen Topteams in der Bundesliga und Europa einen weiteren Schritt in die richtige Richtung getan hat“, resümierte Laszlo Hollosy. VfB-Mittelblockerin Roosa Laakkonen, die als Europacup-Matchwinnerin von Haifa und nach Verletzungspause wieder vor heimischer Kulisse auflief, meinte: „Am Ende des dritten Satzes hat man gesehen, warum Stuttgart Meister ist.“

Während Stuttgart am Dienstag nach Istanbul zum Duell gegen Fenerbahce reist, gilt es für den VfB am Mittwoch, das Challenge-Cup-Viertelfinale klarzumachen.

Suhl: Startformation: Harbin, Laakkonen, Kutlesic, Brown, Fidon-Lebleu, Ewert; Bamba (Libera); eingewechselt: Hodanova, Delic – Zuschauer: 800

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