Vogelschießen Das Festtreiben in Sonneberg ist in vollem Gang

Madlen Pfeifer

Böllerschüsse, zwei Schläge und eine besondere Xylofon-Einlage. Damit ist am 1. Juli das 179. Vogelschießen in Sonneberg gestartet.

 
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Samstagnachmittag. Noch fünf Minuten sind es, bis das Vogelschießen offiziell beginnt. Zu überhören ist das nicht. Denn die Privilegierte Schützengesellschaft Schießhaus Sonneberg gibt – wie es Usus ist – genau dann nacheinander sechs Schüsse in den Himmel ab. Gleiches wiederholen die fünf Herren und die eine Dame, als es 16 Uhr ist, und Sonnebergs Bürgermeister Heiko Voigt zusammen mit Tobias Trommer, Vorsitzender der Schützen, am Bierfass Position bezieht.

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Ein besonderes Exemplar habe man ihm heuer hingestellt, sagt Voigt. Ein richtig Uriges, wie Mike Bätz von der Privatbrauerei Gessner erklärt. Eines, so Voigt, mit einem Messing-Zapfhahn. Neuland für den Stadtchef, wie er gesteht. Ob das jetzt klappt, müsse man sehen. Doch so kleinlaut hätte er sich gar nicht sein brauchen. Nach zwei gezielten Schlägen sitzt der Hahn, wo er hingehört, das erste Bier fließt als Schaum ins Glas und die Schützen feuern – diesmal im Einklang – sechs Schüsse ab. Das Festtreiben ist eröffnet.

Es sei jedes Jahr mit großer Mühe verbunden, das Vogelschießen auf die Beine zu stellen, so Voigt. Aber auch heuer habe es wieder geklappt – nicht zuletzt dank der Mitarbeiterinnen im Rathaus aus dem Bereich Kultur und Märkte. Gabriele Langbein ist eine von ihnen. Zur Eröffnung ist sie ebenfalls vor Ort. Es dürften um die 20 Jahre sein, wie sie einschätzt, dass sie sich um die Organisation des Fests kümmert. „Das hier ist wie mein Kind.“ Und die Schausteller sind indes zu guten Bekannten geworden. Der Großteil komme schon seit vielen Jahren zum Vogelschießen. Neu sei unter den rund zwei Dutzend Fahr- und Versorgungsgeschäften diesmal nur die Nessi-Achterbahn.

Dass man sich und die Wünsche nach so vielen Jahren des jährlichen Miteinanders kennt, wird einmal mehr bei einer doch ganz besonderen musikalischen Einlage deutlich. René Warkus, der eigentlich mit seiner Frau Champignons und andere Leckerein auf dem Fest verkauft, steht unerwartet auf der kleinen Bühne und überrascht mit einer Darbietung auf einem sogenannten Vier-Reiher-Varietéxylofon – einzigartig in Deutschland und Europa, wie er sagt – die Zuhörer, aber vor allem Gabriele Langbein. denn ihr ist das außergewöhnliche Ständchen gewidmet. Weil sie sich das irgendwann mal gewünscht hat, wie Warkus – in vierter Generation der Musikerfamilie – erklärt. Und um im Namen aller Schausteller auf dem Fest einmal Danke zu sagen.

Das Treiben auf dem Schießhausplatz nimmt am ersten Tag langsam Fahrt auf. Deutlich mehr ist am zweiten Tag etwa zur gleichen Zeit los. Erst recht, als die Schützen zum Ende ihres kleinen Umzuges von der Stadtkirche aus auf dem Festplatz einkehren. Die üblichen Verdächtigen seien auch heuer wieder dabei gewesen, sagt Schützengesellschaft-Schießhaus-Chef Trommer mit Blick auf die teilnehmenden Schützenvereine. Sieben aus dem Landkreis sind gekommen – aus Schichtshöhn, Schalkau, Steinheid, Igelshieb in Neuhaus, aus Lauscha, Goldisthal und vom Augustenverein Schloßberg Sonneberg. Auch aus den Nachbarlandkreisen haben sich Gastvereine auf den Weg in die Spielzeugstadt gemacht – ob die Reichmannsdorfer, die Neustadter heuer zum zweiten Mal oder die Coburger, die diesmal ihr Debüt beim Umzug gefeiert haben.

Trommer freut sich besonders, dass die Vereine in sich so zahlreich erschienen sind. So ist der Umzug, in den sich auch Klaus Jentsch als Kreisschützenmeister, Christian Dressel als erster Beigeordneter der Stadt Sonneberg und CDU-Landtagsabgeordnete Beate Meißner eingereiht haben, recht üppig dahergekommen. Wenngleich er nach kaum zehn Minuten vorbei gewesen ist. Das Treiben auf dem Platz aber war und ist es noch lange nicht. Bis Sonntag, 9. Juli, ist das 179. Vogelschießen noch in vollem Gange.

So geht’s weiter

Montag, 3. Juli (15 bis 22 Uhr)
Ermäßigungstag – zwischen 15 und 17 Uhr können Besucher einen MINT-Wertcoupon in Höhe von 3 Euro am Glücksrad gewinnen und bei Abgabe dessen erhalten alle Kinder und Jugendlichen eine Ermäßigung in Höhe des Betrages

Dienstag, 4. Juli (15 bis 22 Uhr)
16 bis 20 Uhr Tag der Schützen – im Bierzelt zehn Schuss kostenlos mit dem Laser-Gewehr für Jedermann und zehn Schuss für 3 Euro zur Teilnahme am Wettbewerb für den „Gessner-Pokal“ Mittwoch, 5. Juli (14 bis 22 Uhr)
Familientag mit ermäßigten Preisen;17 bis 20 Uhr Ausscheid um den Pokal der Stadt Sonneberg Donnerstag, 6. Juli (15 bis 22 Uhr)
17 bis 20 Uhr Volksgaudischießen Freitag, 7. Juli (15 bis 22 Uhr)
17 bis 20 Uhr Ausscheid um den Pokal der Stadt Sonneberg; unter anderem 19 bis 23 Uhr Unterhaltung mit der Band „Why Not“ und 23 Uhr großes Feuerwerk Samstag, 8. Juli (14 bis 22 Uhr)
17 bis 21 Uhr Rock’n’Roll mit der Band „Suffy Sand RoCats“ Sonntag, 9. Juli (14 bis 20 Uhr)
ab 9 Uhr Traditioneller Vogelabschuss; 16 Uhr Siegerehrung Pokal der Stadt Sonneberg und des Volksgaudischießens, Krönung des Volksschützenkönigs, Preisverleihung;außerdem unter anderem 15 bis 18 Uhr Unterhaltung mit Alpenecho