Viernau Nun doch Spekulationsobjekt: „Wendehammer mit Gartenland“

Für 6500 Euro wurde der Viernauer Bahnhof samt Gebäude 2019 versteigert, nun wird er für 46 000 Euro angeboten. Foto: Sascha Willms

Die Befürchtungen haben sich bewahrheitet: Nach der Versteigerung des alten Viernauer Bahnhofes durch die Bahn AG steht er nun wieder zum Verkauf – für das Siebenfache der einstigen Kaufsumme.

 
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Viernau - Wenn die Deutsche Bahn ihr einstiges Tafelsilber versteigert, besteht die Gefahr, das alte Bahnhofshäuser und Grundstücke zu Spekulationsobjekten werden. Ein Schicksal, das nun offenbar auch das Viernauer Areal ereilt hat.

Dass aus dem Hanggrundstück samt dem alten Schuppen neben der Schiene kein Garden Eden wird und es mit allen Verpflichtungen, die das einstige Staatsunternehmen dort nach wie vor an die Verkehrssicherheitspflicht stellt, für den Eigentümer mehr Last als Nutzen bringt, war wohl potenziellen Käufern klar, die sich an der Auktion im August 2019 beteiligten.

Auch der Kommune, die sich damals vom Stadtrat eigens den Segen erteilen ließ, bis zu einer Summe von 6000 Euro mitzubieten. Der Hammer fiel schließlich bei 6500 Euro an einen zunächst unbekannten Bieter. Der bietet das 3300 Quadratmeter große Gelände samt Güterschuppen nun offenbar für das Siebenfache des Auktionspreises an. Auf der Internetseite einer Schmalkalder Immobilienfirma wird ein Preis von 46 000 Euro aufgerufen, immerhin provisionsfrei für den Käufer.

„Das ist schade, auch wir sind davon überrascht worden“, sagt Bürgermeister Markus Böttcher auf Rückfrage. Nach der Auktion hatte die Verwaltung versucht, den Käufer ausfindig zu machen und ihn zu kontaktieren, was auch funktioniert habe.

Man stehe nach wie vor mit ihm in Verbindung und sei bereit zu vermitteln. Ziel sei es, einen Investor zu finden, der sich des Geländes annehme. Vor allem um zu verhindern, dass aus der Brachfläche ein Schandfleck wird, der für Zugreisende der erste Eindruck Viernaus ist. In Verbindung mit der Dorferneuerung, so hofften die Stadträte vor zwei Jahren, wäre aus dem Areal möglicherweise eine ganz ansehnliche Grünfläche geworden. „Aber auch wir hätten damit vor allem viel Arbeit gehabt“, so Böttcher weiter und verweist auf die mit einem Bahngelände verbundenen Pflichten hinsichtlich Zaunbau, Begehbarkeit und Räumpflicht.

Die Dorferneuerung hat durchaus auch der jetzige Eigentümer auf der Karte. So wird im Angebot die Möglichkeit der bis zu 35-prozentigen Förderung für Privatinvestoren beworben. Denn ebenso klar ist, am Gebäude besteht Sanierungsstau.

Dafür gebe es ein „altes Bahnhofsgebäude mit Wendehammer und Gartenland“, gelegen „an der aktiven Bahnlinie Erfurt-Meiningen“. Sogar eine gastronomische Nutzung sei denkbar, heißt es weiter.

Gegen die hätte wohl auch die Stadtverwaltung nichts einzuwenden. Froh wäre man aber schon über einen Käufer, der dafür sorgt, dass aus dem Areal kein Abenteuerspielplatz wird. Nur eines schließt Stadtoberhaupt Böttcher nun definitiv aus: Den Kauf durch die Kommune. Eine solche Summe sei angesichts dringender Investitionen vor den Bürgern nicht mehr zu rechtfertigen.

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