Viele kleine närrische Feiern zum 468. Wasunger Karnevalisten blasen Festumzug 2022 ab

Abgeblasen hat jetzt der Wasunger Carneval Club den Umzugsreigen für 2022. Foto: /Oliver Benkert

Der Wasunger Carneval Club sagt auch für 2022 alle Festumzüge zur fünften Jahreszeit ab. Damit zieht einer der bekanntesten und ältesten Karnevalsvereine Deutschlands deutlich Position.

 
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Wasungen - In der Südthüringer Karnevalshochburg Wasungen wird es auch 2022 keinen großen historischen Festumzug geben. Darüber hinaus sind auch die sonst im Vorfeld laufenden kleineren Aufmärsche von Kindergarten und Schulen, einschließlich des Fackelzuges, ersatzlos gestrichen worden. Wie schon im Februar 2021 begründet der WCC die Absage der Umzüge mit der anhaltenden Corona-Pandemie. Krieg verwies auf umfangreiche Auflagen, die erforderlich seien, wenn man einen Umzug durchführen wöllte. „Das ist für uns weder leistbar noch finanzierbar“, erklärt der WCC-Präsident und ergänzt, „wir müssten alle Gäste auf Drei-G kontrollieren, dann dürfte nur eine bestimmte Anzahl an Menschen in die Stadt und zu guter Letzt hätten wir als Veranstalter darauf zu achten, dass diese im erforderlichen Abstand zueinander stehen.“ Das alles sei schon aus jetziger Sicht und mit Blick auf die aktuellen Vorgaben, die erst einmal bis Ende des Monats gelten, nicht realisierbar.

Aber ganz ohne Ahoi, Tätärä, Kostüm, Papierschlangen und Konfetti soll der Karnevalssamstag, der am 26. Februar 2022 ins Haus steht, nicht verstreichen. Die närrische WCC-Riege plant die Feier des 486. Karnevals in einer Light-Variante, die an die Ursprünge des närrischen Treibens vor 500 Jahren erinnert. Im Mittelalter fand das närrische Treiben im Freien statt. Die Rechnung aus dem Jahre 1524, die festhält, dass aus dem Rathaus unter anderem die Spende von einem Eimer Bier an die „Gnacken“ auf dem Markt zur „Vaßnacht“ ging, ist Beleg dafür. Dieses wertvolle Schriftstück ist im Besitz des Wasunger Stadtmuseums.

Nun wird der nicht gefeierte 468. Karneval von 2021 mit seinem Motto „Mie setze ümmer nooch änn druff“ in das kommende Jahr gehoben und soll nach den Vorstellungen des WCC an verschiedenen Standorten der Stadt mit kleinen Veranstaltungen zelebriert werden. Der Präsident nannte in dem Zusammenhang den Platz am Obertor, die Straße Neutor und den Parkplatz am Bürgerhaus Paradies.

Während für die Veranstaltung am Paradies der WCC das organisatorische Zepter in die Hand nehmen will, sind für andere närrische Standorte die Jecken aus der Stadt aufgerufen, sich etwas einfallen zu lassen. Zur Erinnerung: Am Obertor gab es in jüngster Vergangenheit beispielsweise wiederholt eine nächtliche Feuershow und im Neutor wie auch auf dem Markt sorgten musiktechnisch aufgepimpte Umzugswagen im Anschluss an den historischen Festumzug für den Soundtrack eines närrischen Jahrgangs bis zum Morgengrauen.

In einem der Redaktion vorliegenden Schreiben des Elferrates, welches in der Stadt die Runde machte, werden Karnevalsgruppen, Kindergärten und Schulen, Gewerbetreibende und alle Närrinnen und Narren der Fachwerk- und Karnevalsstadt aufgefordert, Ideen, Kreativität und Unterstützung einzubringen, um in der Hochburg des Frohsinns und der guten Laune den bevorstehenden Karneval an vielen Plätzen feiern zu können. Motivierend sollte dabei der Spruch sein, den es in verschiedenen Abwandlungen gibt: „Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme.“

Mit der Absage aller närrischen Umzüge 2022 hat einer der ältesten Karnevalclubs Deutschlands aktuell Position bezogen. Krieg, zugleich Vizepräsident des Landesverbandes Thüringer Karnevalsvereine, geht davon aus, dass die Entscheidung des WCC Signalwirkung hat und viele andere närrische Clubs und Vereine beeinflusst. Der WCC hatte fast genau vor einem Jahr gemeinsam mit dem Bürgermeister Thomas Kästner und dem Stadtrat entschieden, den Karneval 2021 zu canceln. Rechtzeitig und klar sagen, wo es langgeht, hielt der Elferrat auch in diesem Jahr für angezeigt. „Wir wissen, dass ansonsten die Karnevalisten jetzt mit dem Nähen der Kostüme und dem Bauen der Wagen anfangen“, so der WCC-Präsident.

Für Diskussionsstoff wird die Entscheidung nicht nur in Stadt und Land, sondern möglicherweise auch zur Vollversammlung sorgen, zu der der WCC seine Mitglieder am heutigen Freitag in das Bürgerhaus Paradies einlädt. Beginn der Veranstaltung ist um 19.30 Uhr. Aufgrund der aktuellen Corona-Verordnung gilt die 3G-Regel. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem der Rechenschaftsbericht des WCC-Präsidenten und der Bericht des Finanzministers. In gewohnter Weise erhalten auch die Mitglieder Gelegenheit, ihre Anliegen und Ansichten vorzutragen. Mit der Vorstellung des neuen Finanzplanes, dem Ausblick auf die Session und das Jahr 2022 sowie einer Diskussion endet die Tagung.

Die Auftaktveranstaltungen des 486. Wasunger Karnevals werden zur Sitzung vermutlich thematisch kaum noch eine Rolle spielen, denn sie stehen bereits fest: Am Donnerstag, 11. November, wird um 11.11 Uhr an das Vereinshaus Narrenburg zu einem kleinem Stelldichein geladen und am Samstag, 13. November, wird es ab 14.11 Uhr im Park Schöppenwerth eine Karnevalskonfettiparty geben. Die Konfettiparty ersetzt die ursprünglich im Bürgerhaus geplante WCC-Veranstaltung.

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