Veste Heldburg Kurz und knapp: Helene

Unter 354 Namensvorschlägen hat Helene den Zuschlag erhalten. Warum heißt das neue Restaurant auf der Veste Heldburg so?

 
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Gerätselt worden ist seit vielen Wochen: Wie wird das neue Burgrestaurant auf der Veste Heldburg heißen? Denn am 10. Januar dieses Jahres hatten die Stadt Heldburg als Verpächter sowie Bettina und Peter Traut als Betreiber der Gastronomie einen entsprechenden Wettbewerb gestartet und zehn Verzehrgutscheine als Anreiz für Vorschläge ausgelobt. 354 Namensvorschläge sind eingegangen.

Zweieinhalb Monate nach dem Start der Aktion haben am Freitagabend die Trauts nach einem Fach-Vortrag zum 100. Todestag von Helene Freifrau von Heldburg in der Freifrauenkemenate der Veste zusammen mit Heldburgs Bürgermeister Christopher Other (CDU) die Namenstafel mit der Burgsilhouette enthüllt und damit das bis dahin gut gehütete Geheimnis gelüftet. Das Restaurant heißt kurz und knapp: Helene – in Anlehnung an die Freifrau, deren Leben zuvor die promovierte Musik- und Theaterwissenschaftlerin Maren Goltz von den Meininger Museen den circa 60 Besuchern ebenso überzeugend nahe brachte wie Pianistin Nina Scheidmantel für die passenden musikalischen Programmpunkte sorgte.

Die beiden kulturellen Hauptdarstellerinnen des Abends ernteten viel Applaus für ihre eindrucksvollen Darbietungen. „Es war für mich kein Vortrag, sondern wie eine spannende Erzählung, man konnte es förmlich greifen“, lobte Other Maren Goltz. Sie betreut die Sammlung Musikgeschichte/Max-Reger-Archiv an den Meininger Museen. Die Ausführungen von Goltz zu einer Präsentation mit historischen Fakten, Jahreszahlen und Bildmaterial hat „Nina Scheidmantel wunderbar umrahmt“, sagte Other. Die aus dem oberfränkischen Gemünda stammende, international gefeierte Pianistin zeigte mit Werken von Franz Schubert, Johannes Brahms und Felix Mendelsohn Bartholdy virtuos ihre große Klasse.

Die Verbindung der Bürgerlichen Ellen Franz, die ihr künftiger Mann Herzog Georg II. von Sachsen Meiningen vor der Hochzeit zur Helene Freifrau von Heldburg in den Adelsstand erhob, mit einem Adligen sei „Chance und Herausforderung zugleich“gewesen, sagte Maren Goltz über die Ehe nicht nach dem klassischen adligen Rollenmodell, denn Helene sei eine starke von Georg II. so akzeptierte Frau gewesen. Das Zusammenspiel von Musik und Theater habe „sehr gut funktioniert“. Gemeinsam machten sie das Meininger Hoftheater mit Intendant Ludwig Chronegk weltberühmt.

Den Namen Helene für das Restaurant hatte eine Kommission unter Others Vorsitz Anfang März unter 354 Vorschlägen aus 14 Namensgruppen ermittelt. Es habe Vorschläge gegeben mit Bezug zur Schänke, zu den Herzögen, zur Veste, zur Burg, zur ehemaligen Grenze, zum Rittertum, zur Gastronomie allgemein oder eben zur Wirtsfamilie wie Trautes Heim. „Das fand ich besonders witzig“, sagte der Bürgermeister. Auch Fränkische Leuchte, wie die auf einem 403 Meter hohen Felsen stehende Veste wegen ihrer Geschichte bezeichnet wird, sei vertreten gewesen, sagte Peter Traut. „Ich bin nach diesem Vortrag so bestärkt, dass der Name der richtige ist, weil sie eine wunderbare Frau war“, sagte Bettina Traut.

„Die ehemalige Schauspielerin und Pianistin Ellen Franz, die später als Frau des Herzog Georg II. als Helene Freifrau zu Heldburg viel Zeit auf der Veste Heldburg verbrachte, hat im letzten Jahrhundert den Charakter und das Ansehen der Burg und des ehemaligen Herzogtums Sachsen-Meiningen mitgeprägt“, heißt es in der Begründung der Jury. „Sie war eine sympathische Frau die mitten im Leben stand. Die Freifrau Helene ist eine ausgezeichnete Namenspatronin für das neue Restaurant. Davon ist das gesamte Namenskomitee überzeugt.“

Im Anschluss an den kulturellen Teil konnten die Besucher das neue Restaurant, das noch nicht eröffnet ist, testen. Bürgermeister Christopher Other und die Trauts luden in das Helene zu kleinen Köstlichkeiten ein, welche kulinarische Lust auf mehr weckten. Eröffnet wird das Restaurant in gute drei Wochen: am Mittwoch, 19. April.

Eine Freifrau und eine neue Gastronomie

Dritte Frau des Theaterherzogs
Helene Freifrau von Heldburg wurde am 30. Mai 1839 in Naumburg an der Saale als Ellen Franz geboren. Sie war eine erfolgreiche Pianistin und Schauspielerin. Wegen ihrer bürgerlichen Herkunft adelte Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen, bekannt als Theaterherzog, seine dritte Frau mit dem Namen und Titel Helene Freifrau von Heldburg – kurz vor der Heirat am 18. März 1873 in der Villa Feodora in Bad Liebenstein . Die Ablehnung ihrer Verbindung durch die fürstlichen Standesgenossen tat der Liebe des Paares keinen Abbruch. Die Eheleute reisten viel und zogen sich vor den Schmähungen auf ihre Landschlösser zurück – wie Altenstein und Heldburg. Die Schlösser wurden zu Begegnungsstätten mit Künstlern und Intellektuellen wie Johannes Brahms, Franz von Lenbach oder Ernst Haeckel. Helene Freifrau von Heldburg starb am 24. März 1923 in Meiningen.

Millionenprojekt
Die Veste Heldburg ist ein Ausflugsziel, das seit 2016 das Deutsche Burgenmuseum beherbergt. Bislang fehlte dort eine gastronomische Einrichtung. Die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, in deren Hand sich das historische Bauwerk befindet, und die Stadt Heldburg als Bauherr haben 2019 das Projekt „Neubau einer Gastronomie auf dem Gewölbe des einstigen Küchenbaus“ wieder angestoßen. Der vom Land finanzierte Bau hat eine Million Euro gekostet und ist Mitte vorigen Jahres fertig gestellt worden. Familie Traut
Betreiber der Gastronomie mit 40 Plätzen unter Dach und 50 Plätzen auf der Terrasse ist das Ehepaar Bettina und Peter Traut, dem die Wacholderschänke in Hildburghausen gehört. Eröffnet werden soll das Restaurant am 19. April. Die Saison ist von April bis September geplant mit Öffnungszeiten von Mittwoch bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr. Für Feiern und Veranstaltungen gelten separate Regelungen.

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