Vernissage Kurztrip nach Italien

Nach zwei Jahren erlebte die Galerie im Bürgerhaus wieder eine „richtige“ Vernissage. Maler und Grafiker Andreas Kramer aus Berlin stellte seine farbenprächtigen Holzschnitte und Aquarelle vor.

 
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Viele Freunde der bildenden Kunst fanden sich Freitagabend zu einer auf zwei Durchgänge gestaffelten Vernissage in der Galerie im Bürgerhaus ein. Das Dürsten nach Kunst und Kultur in gewohntem Rahmen – es hat nun endlich ein Ende. Dass ausgerechnet Galerist Frank Rothämel krankheitsbedingt nicht dabei sein konnte, ist wohl Ironie des Schicksals.

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So war es dem Berliner Künstler Andreas Kramer vorbehalten, die Ausstellung mit einer Auswahl seiner kleinen, aber feinen Holzschnitte und Aquarelle selbst zu eröffnen. „Farbspiele“ – der Titel dieser Exposition offenbart dem Besucher schon vorab, auf was er sich beim Betrachten der Werke freuen kann: Ein intuatives und zugleich sehr bewusstes Spiel des Künstlers mit der Farbe. Ein wahrlich gelungener Kontrast zu den zurückliegenden, oft grauen Wintertagen am Rennsteig, die Lust auf eben jene Farbspiele machen.

Italienische Momente

Umrahmt von italienischer Musik, virtuos vorgetragen von Kerstin Langenhan auf der Flöte und Claudia Buder am Konzertakkordeon, gab Andreas Kramer sehr ausführlich und detailliert Einblick in sein Schaffen und seine Gedankenwelt. Die kleinen, schönen Räume der Galerie hätten ihn sehr gereizt und bei der Auswahl seiner Arbeiten sehr inspiriert, sagt der von seiner Ehefrau, seiner Mutter und seiner Schwester nach Zella-Mehlis begleitete, in Katzhütte geborene und in Meuselbach aufgewachsene Künstler, der Grafik und Malerei auf Burg Giebichenstein studierte und in Berlin lebt. Gerade für die kleinformatigen, zumeist 20 mal 20 Zentimeter großen Aquarelle, die auf der oberen Etage zu sehen sind, seien die kleinen Räume wie geschaffen. In diesem Aquarellen spiegelt sich die große Sehnsucht und Verbundenheit von Kramer mit Italien wider. Viele der Bilder entstanden auf seinen wegen durch Italien und sind inspiriert von der Atmosphäre und den Farben Venedigs, wo er zehn Jahre lebte, Siziliens, der Toskana oder Liguriens – auch wenn sie keine konkreten Orte zeigen.

„Ich zeige stattdessen spielerisch, mitunter auch meditativ meine Gedanken- und Empfindungslandschaften“, lässt der Künstler wissen. Oft entstünden diese Werke ganz spontan und schnell, wenn er in Italien unterwegs sei. „Dafür braucht es kein Atelier, da reicht ein kleiner Tisch, der ist überall zu finden.“ So sind die Aquarelle ein abstraktes Tagebuch seiner Zeit in Italien, wo er jedes Jahr zwei bis drei Monate unterwegs ist, Workshops und Kurse abhält.

Passend dazu intonierten die Musikerinnen Werke von Fabrizio de André, Nino Rota und Luca d’Irebaud. Er liebe diese Musik, bekennt Kramer. „Da ich selbst kein Instrument spielen kann, mache ich eben Musik mit Farben.“

Reiz der Langsamkeit

Den ganzen Gegensatz zu den „schnellen“ Aquarellen bilden die klassischen Holzschnitte des Künstlers, die im Erdgeschoss der Galerie zu sehen sind. „Die entstehen aus einem anfänglich bewusst gesuchten Chaos heraus in einem sehr langsamen Prozess in der Druckwerkstatt, Farbe für Farbe, Druckstock für Druckstock.“ Gerade dieser langsame Prozess, für den er eine ganz eigene Technik entwickelt hat, mache die Arbeit für ihn so reizvoll. Oft dauert es Monate, mitunter ein Jahr, bis ein Werk so aussehe, wie er es sich vorstelle, bis ihn der Klang der Farben, der Rhythmus der Linien und Flächen überzeuge. Dann erst sei der Punkt der Vollendung erreicht.

Besonders herausfordernd seien die statt auf Papier auf unbearbeitete, sprich nicht grundierte, Leinwand gedruckten Holzschnitte. „Es ist schwierig, weil der Stoff die Farben aufsaugt und die Struktur des Stoffes sichtbar bleiben soll. Für mich eine der größten Herausforderungen, der ich mich immer wieder stelle“, sagt Kramer, der auf zahlreiche Einzelausstellungen im In- und Ausland verweisen kann.

Auch in Zella-Mehlis wird seine bemerkenswerte Kunst in den nächsten Wochen sicher viele Betrachter und manche Bewunderer finden – der Weg in die Galerie im Bürgerhaus in der Louis-Anschütz-Straße 28 lohnt sich auf jeden Fall.