Vernissage im OMMM Von der Poesie in uns

Von Annett Recknagel

Im Otto Mueller Museum der Moderne ist die Ausstellungssaison eröffnet – die erste Schau 2022 nennt sich „Einblicke I“ und zeigte zahlreiche interessante Arbeiten.

 
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. Endlich dürfen Kunstliebhaber im Otto Mueller Museum der Moderne wieder auf Entdeckungsreise gehen: Die erste Ausstellung der neuen Saison mit dem Titel „Einblicke I“ ist eröffnet worden. Vom Keller bis hoch ins zweite Obergeschoss gibt es Raritäten zu sehen, die „in uns Poesie empfinden lassen“ – erklärte Harald Reiner Gratz als Leiter des OMMM und Vorsitzender des Kunstvereins Schmalkalden, der zu der Ausstellung eingeladen hatte.

Sehr viele Gäste waren am Samstagnachmittag gekommen und erfreuten sich an Kunstwerken von Lyonel Feininger, Oskar Kokoschka, Max Beckmann, Max Liebermann, Otto Dix, Horst Janssen und Heinrich Zille. Sämtliche Arbeiten stammen aus der Sammlung von Ute Böhme und Hans-Dieter Mück und reichen von Zeichnungen, Grafiken und Fotografien bis hin zu Malereien in Aquarell und Tempera.

„Viele Blickpunkte sind zusammengefügt“, stellte Harald Gratz während der Ausstellungseröffnung heraus. Doch nicht nur mit der Sammlung von Ute Böhme und Hans-Dieter Mück, den Gratz als Freund und Mentor begrüßte, startet das Museum jetzt durch. „Einblicke I“ zeigte auch etliche Arbeiten des Künstlerpaares Heike und Klaus Metz aus Langenleiten.

Sprechen in der oberen Etage des Museums Werke klassischer Moderne an, werden eine ein Stockwerk tiefer „Juwelen“ gezeigt. Gratz wies hier auf die Blätter mit dem Titel „Totentanz“ von Horst Janssen hin, die er hoch erotisch nannte. Ebenso sehenswert seien die im Erdgeschoss ausgestellten Arbeiten von Max Ackermann, einem wunderbaren Farbkünstler wie ihn Gratz bezeichnete. Als besonders energetisches Blatt sei die „Rotation in Rot“ zu sehen.

Fortgesetzt werden die „Einblicke I“ im Gewölbekeller. Dort können Kunstwerke von Heike und Klaus Metz bestaunt werden. Wobei ihre Arbeiten auch schon in den anderen Etagen zu entdecken sind. Klaus Metz’ Steilwand beispielsweise steht im zweiten Obergeschoss und zog zur Vernissage die Blicke der Besucher auf sich. Die Ausstellungsobjekte vermischen sich ungezwungen und regen die Fantasie der Gäste an. Gratz setzte Fantasie mit Poesie gleich und meinte: „Über Poesie kann man aus allen, was uns umgibt, Kunst machen.“ Weiter sei die Poesie gleich zu setzen mit dem Raum der Liebe, die in uns sei. Hinter dem, was es in der Schau zu sehen gebe, würde eine geistige Welt erstrahlen.

Das treffe insbesondere auch auf die Arbeiten von Heike und Klaus Metz zu. „Ich bin sehr froh, dass wir sie zeigen können“, so Gratz. Heike und Klaus Metz sind in Schmalkalden keine Unbekannten. Das „plastische Dreier-Gespann“ Luther/Melanchthon/Heilige Elisabeth stammt ebenso von Klaus Metz wie die beiden Katzen am Katzensprung. Heike Metz schuf den Blindenstein am Lutherplatz.

Die Schau im OMMM ist für das Paar schon die dritte Ausstellung in Schmalkalden. Gratz lobte den Drang dieser Künstler im Umgang mit dem Material. „Ihr sucht immer nach Neuem, es hört nicht auf und bleibt somit hochinteressant und spannend“, sagte er. Und so lud er Kunstliebhaber in die neue Ausstellung ein, um nicht zuletzt geistige Räume beim Betrachten der Arbeiten zu entdecken.

Ursprünglich wollte man die Vernissage mit einem Frühlingsfest verbinden und im Freien zusammensitzen und feiern. Kälte und Schnee durchkreuzten diese Pläne. Die Stimmung ließ man sich deshalb nicht verderben.

Die Ausstellung „Einblicke I“ ist bis Anfang Juni zu den Öffnungszeiten mittwochs bis samstags, von 14 bis 18 Uhr, zu sehen. Insgesamt sind es 40 Arbeiten und 35 Plastiken. Im Anschluss an diese Werkschau wird die große Sommerausstellung mit dem Titel „Mütter, Mädchen, Musen …“ eröffnet. Sie setzt sich aus 60 Arbeiten eines Thüringer Sammlers zusammen, der anonym bleiben möchte und bespricht das Frauenbild vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart hinein.

Die Sommer-Ausstellung im OMMM ist eine „salle d’exposition“ für Mädchen- und Frauen-Darstellungen aus rund 2000 Jahren und von etwa 55 Künstlerinnen und Künstlern. Neben vielem anderen sind eine Freskendarstellung aus dem Vatikan aus der Zeit Kaiser Hadrians, ein Kupferstich à la Albrecht Dürer, Arbeiten von Leonardo da Vinci, von Carl Friedrich Lessing, von Adolphe Monticelli – als ein Vorbild van Goghs, Adolph v. Menzel, von Käthe Kollwitz, Im- und Expressionisten, von Pablo Picasso und vieles mehr zu sehen. Ausgestellt werden weiter bisher noch nie in Schmalkalden präsentierte Werke von Otto Mueller und Lesser Ury, ebenso von Andy Warhol und dem Österreicher Ernst Fuchs. Ein Teil der im OMMM gezeigten Radierungen, Lithografien, Zeichnungen und Gemälden stammt von Frauen und Männern mit Bezug zum früheren Breslau und Schlesien, wie z. B. Konrad von Kardorff, als sehr guter Freund Max Liebermanns.

Bis Anfang Oktober bleiben diese Arbeiten hängen. Danach ist Zeit für die Abschlussausstellung 2022, die mit Lithografien von George Grosz und Zeichnungen von Dieter Groß einher geht. Vom 16. bis 27. Mai zeigt Harald Reiner Gratz zudem 50 seiner Arbeiten im Archäologischen Museum von Ephesus in der Türkei. Der Titel lautet „Abendland“.

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