Vermisst Wenn die Katze verschwindet, fehlt ein Familienmitglied

Katze Lilli Foto: privat

Christin Trautvetter vermisst seit einer Woche ihre Katze Lilli. Der Kater ihrer Freundin ist seit zwei Wochen nicht mehr nach Hause gekommen. Tierschützer raten, Katzen chippen zu lassen.

 
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Rotterode/Schmalkalden - Der Rotteroderin Christin Trautvetter hört man an der Stimme die Traurigkeit an. Ihre sechs Jahre alte Katze Lilli ist seit einer Woche weg. „Wir haben überall nachgefragt, bei Nachbarn, Tierärzten, in Tierheimen, Flugblätter verteilt“, berichtet sie. Die Familie hat das angrenzende Feld abgesucht, weil es möglich ist, dass ein Fuchs die Katze getötet hat, aber nichts gefunden. Besonders schwer sei, der kleinen Tochter, die jeden Tag fragt, zu erklären, wo Lilli denn ist. „Es fehlt einfach ein Familienmitglied.“

Auch in Bad Liebenstein, von wo die Familie vor einem halben Jahr nach Rotterode gezogen ist, hat sie Bescheid gegeben, sollte Lilli dort wieder auftauchen. Was aber eher ungewöhnlich ist bei kastrierten Katzen. Die halten sich eher in einem Umkreis von einem Kilometer vom Zuhause auf. Das bestätigt auch Laura Wilhelm von der Tierauffangstation in Schmalkalden.

Bei ihr hat Christin Trautvetter auch ihre Katze vermisst gemeldet, falls jemand sie als Fundtier abgeben sollte. Dass zurzeit mehr Katzen als sonst vermisst gemeldet werden, sei nicht der Fall, sagt Wilhelm. Etwa ein bis zwei Katzenbesitzer rufen durchschnittlich pro Woche im Eichelbach an, um nachzufragen, ob ihr Tier abgegeben wurde. „Wenn diese Katzen gechippt wären, würden wir sie viel leichter und vor allem schneller ihren Besitzern zuordnen können“, sagt sie.

Denn der Transponder, der von einem Tierarzt in die linke Halshälfte mit einer Spritze unter die Haut gesetzt wird, hat einen 15-stelligen Code. Diesen muss der Besitzer bei „Tasso“ oder „Findefix“ im Internet registrieren. Die Portale tauschen sich untereinander aus, es ist also egal, bei welchem man den Code registriert. Das Chippen kostet etwa 25 Euro, die Registrierung ist kostenlos. „Sollte bei uns oder in einem anderen Tierheim oder einem Tierarzt eine Fundkatze abgegeben werden, können wir mir dem Chiplesegerät sofort den Eigentümer deutschlandweit ausfindig machen und benachrichtigen“, erklärt Laura Wilhelm die Vorgehensweise.

Natürlich werden so nicht alle Besitzer ihre Katzen wiederfinden, denn nicht alle werden in Tierheimen oder bei Tierärzten abgegeben, manche werden von Wildtieren oder freilaufenden Hunden getötet, fallen in Gruben oder Schächte, verletzen sich oder sterben im Straßenverkehr. Laura Wilhelm kennt noch einen anderen Grund, warum Katzen nicht mehr nach Hause kommen: „Sie finden eine Futtermöglichkeit in der Nachbarschaft.“ Deshalb sollten alle, die ihre Freigänger-Katze draußen füttern, das Futter wegräumen. Ansonsten bedienen sich andere Katzen daran und „haben dann natürlich keinen Grund mehr, zu ihrem eigentlichen Zuhause zurückzukehren“.

Christin Trautvetter vermutet, dass Lilli irgendwo eingesperrt sein könnte. Gerade jetzt im Herbst, wo viele Menschen im Dorf, ihre Gewächshäuser, Scheunen und Gartenhäuser winterfest gemacht haben, könnte es sein, dass Katzen unbeabsichtigt darin eingesperrt würden. Denn auch Kopernikus, der Kater ihrer Freundin Franziska Bauroth aus Herges-Hallenberg, ist seit etwa zwei Wochen verschwunden. Dass beide Tiere bei einem Fremden ins Auto gestiegen oder mitgenommen wurden, glaubt die Rotteroderin nicht. Ihre Lilli sei schon sechs Jahre alt und bisher auch nicht in ihr eigenes Auto gesprungen, Kopernikus sehr scheu.

„Ich möchte die Bevölkerung sensibilisieren, mal in Anbauten, Abstellräumen, Kellern und an Orten, wo sie nicht so oft sind, nachzuschauen, ob da sich da eventuell ein Tier verkrochen haben könnte“, bittet sie. Das sieht auch Laura Wilhelm so. Es könnten auch Igel oder andere Tiere Unterschlupf suchen in Räumen, weil es jetzt kalt werde. Während sie im Sommer noch aus diesen Räumen hinaus gelangten, weil sie öfter betreten und die Türen geöffnet wurden, kann das jetzt anders sein.

In der Tierauffangstation und ihren Pflegestellen ist gerade im Herbst, wie schon im Frühjahr, wieder volles Haus. Etwa 70 Katzen werden betreut, darunter viele, leider auch kranke, Katzenbabys. Laura Wilhelm nutzt die Gelegenheit, um alle Katzenbesitzer zu bitten, ihre Tiere kastrieren zu lassen. Der Tierschutzverein, der die Auffangstation betreibt, setzt sich für eine Kastrier-, Chip- und Registrierungspflicht bei Katzen ein. „Weil es vieles erleichtern würde und wir nicht so viele herrenlose Katzen zu betreuen hätten“, so Wilhelm, „aber auch, weil es den Katern unnötigen Stress erspart. Gerade sie sind, wenn sie auf Brautschau gehen, oft sehr weit vom eigenen Zuhause entfernt und werden dann als vermisst gemeldet.“ Bei Revierkämpfen würden Kater zudem oft verletzt. Das erspare man ihnen, wenn man sie kastrieren lasse.

Die Katzen, die vom Eichelbach aus an neue Eigentümer vermittelt werden, sind alle kastriert, gechippt und registriert. „So ein Chip macht das Tier einzigartig und das Rätselraten, ob es nun das gesuchte Tier ist oder nicht, entfällt“, wirbt Wilhelm für diese Form der Identifizierung. Auch für Wohnungskatzen empfiehlt sie den Transponder, denn oft komme es vor, dass doch mal die Tür offensteht und der Stubentiger ungewollt zum Freigänger wird.

Wer Hinweise zum Verbleib von Lilli oder Kopernikus hat, meldet sich bitte bei Christin Trautvetter, Tel. 0160/99776704.

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