Verkehrssicherheit "Jeder muss sich hinterfragen"

„Mobil bleiben, aber sicher“ lautete das Motto zum Aktionstag im Bürgerhaushof. Es stand die Verkehrssicherheit für Senioren im Vordergrund. An Müdigkeitsparcours und Reaktionstestgerät konnten sie sich ausprobieren. Damit soll sensibilisiert und die Selbstkenntnis gefördert werden.

 
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Quietschende Reifen und dann das dumpfe Geräusch eines Aufpralls. Der Radfahrer liegt am Boden. Es ist eine der Szenen aus dem Straßenverkehr, die auf dem Bildschirm zu sehen sind und auf die es rechtzeitig zu reagieren gilt. Den Autofahrern, die im Bremssimulator sitzen, gelingt das am Donnerstag nicht immer schnell genug. Aber um das Ausprobieren und die Selbsteinschätzung geht es an diesem Tag im Bürgerhaushof an den zahlreichen Stationen, die von der Verkehrswacht und ihren Partnern betreut werden.

Auch das interaktive Spielsystem, bei dem mit den Händen schnell die aufleuchtenden Knöpfe gedrückt werden müssen, zeigt die Reaktionszeit an. Petra Reinhardt von der Verkehrswacht Suhl weiß, dass das neue Gerät sehr gefragt ist. Ebenso wie die Brillen, die eine virtuelle Realität simulieren und mit denen der Träger eine Verkehrssituation aus verschiedenen Winkeln erleben kann.

„Mobil bleiben, aber sicher“, lautet das Motto zum Verkehrssicherheitstag für Senioren. Und Petra Reinhardt wird nicht müde, bei den Veranstaltungen jedes Jahr aufs neue zu betonen, dass kein Teilnehmer Angst haben muss, dass ihm der Führerschein weggenommen wird.

„Die Unfallstatistik gibt es nicht her, dass man sagen kann, dass die Anzahl der Unfälle mit Senioren größer ist als mit jungen Menschen“, weiß sie. Die Senioren seien langsamer unterwegs und es könne durchaus vorkommen, dass die vielen Eindrücke im Verkehr sie überfordern. „Deswegen muss sich jeder selbst die Frage stellen, ob er noch Autofahren kann. Das muss jeder selbst entscheiden“, sagt Petra Reinhardt.

Auch Psychologin Ilka Rethfeldt ist das ein wichtiges Anliegen. Sie hält einen Vortrag zum Thema Fahreignung und erklärt, welche Abbauprozesse im Alter stattfinden, was jeder dagegen tun kann und wie Tests und Beratungen ablaufen. „Ein 70-Jähriger ist nicht so fit wie ein 30-Jähriger, aber mit Sport, gesunder Ernährung und sozialen Kontakten kann man den Abbau verlangsamen“, schildert sie. Wenn es um die Teilnahme im Straßenverkehr geht, müsse sich jeder selbst hinterfragen. „Wir erstellen kein Gutachten, das eine Rechtsfolge hat. Wir sprechen Empfehlungen aus.“ Diese könnten beispielsweise lauten, Fahrten in der Dunkelheit zu meiden oder nur kurze Strecken zu fahren oder eben auch dauerhaft auf das Auto zu verzichten.

Senioren bauen auf Erfahrung

Dass Senioren durchaus „im Stoff stehen“ und auf ihre Erfahrung bauen können, weiß Michael Weiß von der Bergwacht Goldlauter. „Sie trauen sich mehr, wenn es darum geht, nach einem Unfall erste Hilfe zu leisten“, sagt er. Zum Verkehrssicherheitstag kann sich bei ihm jeder rund um dieses Thema informieren, sei es den Notruf richtig abzusetzen, die Unfallstelle abzusichern oder den Verbandskasten auf dem aktuellen Stand zu haben. Denn eine Neuerung ist, dass dort auch zwei Masken hineingehören.

Organisiert wird der Aktionstag nach zweijähriger Corona-Pause von den Seniorenbeiräten aus Zella-Mehlis und Suhl. Das Thema mobil bleiben sei ein wesentlicher Punkt für die Senioren im ländlichen Raum, weiß Gerd Brock, Vorsitzender des Seniorenbeirats Zella-Mehlis. „Es ist sehr wichtig zum Einkaufen oder zum Arzt zu kommen. Die Senioren wollen selbstständig bleiben.“ Viele Angebote wie Lieferservice setze die Handhabung von Handy und Internet voraus. „Das fällt den Senioren schwer, deswegen ist es das nächste Thema, zu dem wir etwas anbieten wollen“, erklärt er. Für ihn sei der Aktionstag eine gute Gelegenheit, um mit den Senioren in Kontakt zu kommen und zu erfahren, wo sie der Schuh drückt. Den nächsten Termin haben die Senioren schon im Blick: Im Oktober soll eine der gefragten Verkehrsteilnehmerschulungen stattfinden.

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