Auch bei der Mindestlohnthematik geht das Angebot der Bahn aus Sicht der Gewerkschaft in eine falsche Richtung. Derzeit steht bei einem Teil der Belegschaft der gesetzliche Mindestlohn noch nicht in den Tariftabellen. Die Bahn zahlt ihn in diesen Fällen eine Zulage. Die Gewerkschaft hatte gefordert, noch vor den Gesprächen über konkrete Tarif-Forderungen zwölf Euro Mindestlohn in den Tabellen festzusetzen. Dann bezögen sich die in dieser Runde erreichten Erhöhungen auf eine höhere Basis.
Die Bahn bietet nun 13 Euro Mindestlohn an, will diesen aber erst ab August 2024 in die Tabellen aufnehmen. Das lehnt die Gewerkschaft strikt ab.
Warnstreiks? Entscheidung ab 23. März
Das nächste Verhandlungstreffen zwischen Bahn und EVG ist für Ende April angesetzt. Dazwischen liegen rund sechs Wochen - viel Zeit also für Warnstreiks. Doch darüber will die Gewerkschaft erst ab dem 23. März entscheiden. Sie verhandelt derzeit neben der Bahn mit 50 weiteren Eisenbahn-Unternehmen über identische Forderungen. Erst, wenn die EVG mit allen mindestens einmal am Verhandlungstisch gesessen habe, werde über das weitere Vorgehen entschieden, betonte Tarifvorständin Cosima Ingenschay. "Vor dem 23. werden wir nichts konkretes dazu sagen, wie es weiter geht."
Denkbar ist dabei ein koordiniertes Vorgehen mit der Gewerkschaft Verdi. Diese verhandelt derzeit über mehr Geld für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes. Dort steht die nächste Verhandlungsrunde am 27. und 28. März an. Zuletzt hatte es Spekulationen gegeben, dass am 27. gemeinsame Warnstreiks nicht nur den Bahnverkehr, sondern auch große Teile des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) lahmlegen könnten.
"Wir stehen gemeinsamen Aktionen mit Verdi offen gegenüber", sagte EVG-Verhandlungsführer Loroch dazu. "Aber fest können wir im Augenblick nichts sagen." Die Bahn wiederum trifft bereits entsprechende Vorkehrungen. "Es sollte nicht verwundern, dass wir uns mit dem Thema beschäftigen müssen, wenn wir sowas aus verschiedenen Quellen hören", sagte Personalchef Seiler. "Das dürfen unsere Fahrgäste auch von uns erwarten."