Der Fastenarzt und Ernährungsmediziner Andreas Michalsen kritisiert das Forschungsdesign der genannten Studie – insbesondere, weil nur wenige Probanden über einen kurzen Zeitraum beobachtet wurden. Zudem wird aus seiner Sicht nicht angemessen unterschieden zwischen den verschiedenen Arten von Fasten und Intervallfasten: „Die Autoren haben ausschließlich das alternierende Fasten untersucht. Dies ist von allen Formen des intermittierenden Fastens derzeit die am kritischsten zu betrachtende Methode“, sagt der Chefarzt am Immanuel-Krankenhaus und Inhaber der Stiftungsprofessur Naturheilkunde an der Charité Berlin.
Die meisten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seien derzeit der Meinung, dass eine zeitlich begrenzte Nahrungsaufnahme jeden Tag – also die 16:8- oder die 14:10-Methode – die wirksamste Intervallfasten-Methode sei. Hintergrund ist, dass diese Methoden laut Michalsen auf die chronobiologischen Rhythmen des Körpers Rücksicht nehmen – also auf die zeitliche Organisation biologischer Prozesse im Körper. Die Ergebnisse der aktuellen Studie, sagt Michalsen, seien daher nicht auf diese Formen des Intervallfastens zu übertragen.
Welche Erkenntnisse gibt es zu anderen Auswirkungen dieser Fastenart?
Der Diätform werden positive Auswirkungen auf Stoffwechselparameter wie den Blutzucker nachgesagt, es soll den Blutdruck senken und langfristig Herz-Kreislauferkrankungen vorbeugen. Es gibt Studien die zeigen, dass sich der Fettstoffwechsel durch das kontrollierte Hungern verbessert, dass die interne Müllabfuhr des Körpers angeschmissen und dadurch schadhafte Moleküle abgebaut werden und sogar die Gedächtnisleistung gesteigert wird.
Doch solche Erkenntnisse stammen bislang vor allem aus Tierstudien. An klinischen Studien mit Menschen – vor allem an groß und langfristig angelegten – mangelt es bisher allerdings noch. „Aber der Fakt, dass das Drehen an der Uhr etwas bewirkt, ist belegt“, sagt der Berliner Mediziner Andreas Michalsen
Wie kann das Intervallfasten beim Abnehmen helfen?
Jeden Tag weniger Kalorien – und das kontinuierlich: Dass das beim Abnehmen hilft, bestätigen auch andere Studien. Die Schwierigkeit sei allerdings, sagt Andreas Michalsen, dass das bei vielen Menschen in der Praxis und freiwillig nicht funktioniere, weil es nicht eingehalten werde. „Dies wird auch durch das Scheitern von Diäten generell gut belegt“, sagt Michalsen. „Immer 25 Prozent weniger zu essen, schaffen nur sehr wenige, äußerst disziplinierte Menschen.“ Anders sei das nach bisherigem Kenntnisstand aber bei den Formen von Intervallfasten, bei denen jeden Tag nur in einem bestimmten Zeitfenster Nahrung aufgenommen wird, ohne dass dabei Kalorien genau gezählt werden oder auf bestimmte Nahrungsmittel ganz verzichtet wird.
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„Es gibt einige Menschen, die mit Intervallfasten gut fahren“, sagt auch Silke Restemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). Sie empfiehlt, das einfach auszuprobieren. „Um einen langfristigen Effekt zu erzielen, ist es wichtig, dass sich eine Diät gut in den eigenen Alltag integrieren lässt – sonst hält man das nicht lange durch, und dann tritt schnell ein Jo-Jo-Effekt ein“, sagt die Ernährungsexpertin. Die Struktur des Intervallfastens helfe einigen Menschen besser als andere Methoden dabei, die reduzierte Kalorienaufnahme über einen längeren Zeitraum durchzuhalten. Ganz grundsätzlich sagt auch Restemeyer: Wer abnehmen will, sollte darauf achten, mehr Energie zu verbrauchen, als er oder sie täglich aufnimmt.
Was sollte man beim Intervallfasten beachten?
Wichtig ist nicht nur, wie viel Energie man dem Körper täglich zuführt, sondern auch, was genau man aufnimmt. „Die verschiedenen Formen von Intervallfasten geben teils nur vage Empfehlungen zur Lebensmittelauswahl“, sagt Ernährungswissenschaftlerin Silke Restemeyer. Für eine erfolgreiche Gewichtsabnahme sei es wichtig, die Ernährung insgesamt langfristig umzustellen und auch den Lebensstil mit in den Blick zu nehmen. Trotz der reduzierten Energiezufuhr sollte der Körper mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt bleiben. „Auch beim Intervallfasten ist es also sinnvoll, vermehrt pflanzliche Produkte, viel Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte auf den Speiseplan zu setzen“, sagt Restemeyer. Empfohlen wird etwa auch, während der Essenspausen nur ungesüßte Getränke zu trinken. Wer zusätzlich noch auf ausreichend Bewegung und Sport achte, könne den Energieverbrauch weiter erhöhen, sagt Silke Restemeyer.
Die aktuelle Studie zeigt nämlich auch: Die Probandinnen und Probanden waren an den Tagen, an denen sie fasteten, sportlich oder körperlich weniger aktiv. Andreas Michalsen hält das für einen wichtigen Aspekt, der in der Fastenforschung stärker berücksichtigt werden sollte als bisher. „In der praktischen Konsequenz sollte Patienten, die alternierendes Fasten praktizieren, empfohlen werden, auf ausreichend Bewegung an den Fastentagen zu achten“, sagt der Ernährungsmediziner.
Gibt es auch Menschen, die das Intervallfasten besser nicht ausprobieren sollten?
Für Schwangere, Stillende, Kinder oder Jugendliche sowie Menschen mit Essstörungen sei Intervallfasten nicht empfehlenswert, sagt Silke Restemeyer. Wer Vorerkrankungen hat, bespricht das am besten vorab mit der Ärztin oder mit dem Arzt. Bei vielen Erkrankungen wird das Fasten teils sogar gezielt eingesetzt, etwa bei Rheuma.