Vereinsschätze Die Vereinsfahne von „Sachsen-Weimar“

Von Thomas Klemm
Das Duplikat der prächtigen Fahne des Turnvereins Sachsen-Weimar ist im Sportlerheim des SV Kali Unterbreizbach ausgestellt. Foto: Stz/Thomas Klemm

Die Unterbreizbacher Fußballer hüten in ihrem Vereinshaus einen besonderen Schatz.

 
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Unterbreizbach - Immer, wenn die Unterbreizbacher Fußballer und deren Gäste den Gang aus der Kabine antreten oder nach dem Spiel beziehungsweise dem Training in ihre Umkleideräume zurückkehren, laufen sie an einer Vitrine vorbei, in der ein großes Fahnentuch hängt. Im Gang des Unterbreizbacher Vereinshauses hängt nämlich ein reich verziertes Stück Stoff, das auf die Geschichte des hiesigen Turnvereins „Sachsen Weimar“ hinweist.

„Frisch, fromm, fröhlich, frei, fest der deutsche Turner sei“ prangt als Motto auf der Vorderseite der Fahne. Grün umkränzt findet sich in der Mitte ein Bildnis von Turnvater Jahn. Auf der Rückseite, welche dem vorbeieilenden Betrachter verborgen bleibt, ist der Verweis auf den Turn-Verein „Sachsen Weimar“ Unterbreizbach zu finden, und außerdem das Gründungsjahr 1905 sowie die Jahreszahl 1907, wohl das Datum der Fahnenweihe.

Als die Unterbreizbacher sich im Jahr 2004 anschickten, das 100-jährige Jubiläum ihres Turnvereins vorzubereiten, kamen einige Sportfreunde aus dem Vorstand auf eine besondere Idee. Sie beauftragten die Kurbelstickerei Eschner in Apolda damit, die historische Fahne, die sich mittlerweile in Privatbesitz befindet, originalgetreu nachzubilden. Treibende Kraft dieser besonderen Aktion war Hans Mätschke. „Die neue Fahne soll später bei besonderen Anlässen in einer Vitrine im Vereinsraum ausgestellt werden“, hieß es dazu. „Der Sportverein Unterbreizbach sieht sich als legitimer Nachfolger des Turnvereins.“

Mitte August 2004 wurde das prächtige Fahnentuch, dass dem Original in nichts nachstand, im Rahmen des Heimatfestes des Karnevalsclubs Unterbreizbach im Kulturhaus der Kaligemeinde zum ersten Mal öffentlich präsentiert. Die Segnung der Fahne übernahm der damalige Dorndorfer Pfarrer Rolf Lakemann. Hans Mätschke blickte im Rahmen der Fahnenweihe kurz auf die Geschichte des Turnvereins zurück. Der Vereinsvorsitzende des SV Kali Unterbreizbach, Danny Schwarzer, indes würdigte die Verdienste Mätschkes um die Beschaffung dieses besonderen „Zeitzeugens“, denn „ohne ihn wäre es nicht möglich gewesen, diese neue Fahne zu bekommen“.

Ein Jahr später, im August 2005, wurde das 100-jährige Gründungsjubiläum des Turnvereins gefeiert. Dabei kamen auch viele interessante Facetten zur Sprache, die Hans Mätschke, Wolfgang Lok und Hans Leppert im Zuge ihrer Archiv-Recherchen und Befragungen entdeckt hatten. Unter anderem zur Namensgebung des Vereins, der die Umbrüche deutlich macht, denen die Sportlerinnen und Sportler im Laufe dieser einhundert Jahre unterworfen gewesen waren. „1905 wurde er als Turnverein Sachsen-Weimar nach der gleichnamigen Unterbreizbacher Schacht-Gewerkschaft benannt“, wurde dem Publikum dabei mitgeteilt. „Nach dem Zweiten Weltkrieg war es der Ballspiel-Club, der mit der Gründung einer Sportgruppe für eine Neuorganisation sorgte. Es folgte die FDJ-Sportgruppe Blau-Weiß, aus der wenig später die Sportgemeinschaft Blau-Weiß hervorging. Daraus wiederum wurde die Betriebssportgemeinschaft (BSG) Sachsen-Weimar. Im Jahr 1953 erfolgte die Umbenennung in BSG Aktivist Marx-Engels, die sich damit an die Bezeichnung des hiesigen Kaliwerkes anlehnte. 1990, nach der Wende, wurde der Verein schließlich in SV Kali Unterbreizbach umbenannt.

Es gab einmal auch eine Fahne der BSG Aktivist Marx-Engels, erwähnte Mätschke während der 100-Jahr-Feier. „Die ist aber seit der Wendezeit verschollen.“ Bleibt also nur das in Apolda hergestellte Duplikat der ersten Turnvereinsfahne als stofflicher Zeitzeuge der abwechslungsreichen Unterbreizbacher Sporthistorie. Aber vielleicht findet sich ja irgendwann auch die alte BSG-Fahne wieder an.

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