Vereinsschätze Denkwürdige Reise zu den Nordlichtern

Von Torsten Engelhaupt
Geballte Fußballmacht: Das Foto von Pfingsten 1960 erinnert an das Hinspiel der Rosaer gegen die Kühlungsborner Fußballer (gestreifte Trikots) in Rosa. Foto: privat/Engelhaupt

Ein Fußballspiel der BSG Aufbau Rosa am 13. August 1961 in Kühlungsborn, also dem Tag des Mauerbaus, ist noch heute Gesprächsthema im Vereinsheim.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Rosa - An diesem Tag im August 1961 fand an der Ostseeküste, in Kühlungsborn, eines der denkwürdigsten Spiele der Rosaer Fußballgeschichte statt. Bereits ein Jahr zuvor weilte die BSG Empor Kühlungsborn auf Einladung der BSG Aufbau zu Pfingsten in Rosa. Die jungen Männer von der Küste fühlten sich im Süden Thüringens sehr wohl, auch dank der Gastfreundschaft der Dorfbewohner, welche die Gäste bei sich aufnahmen. Es stand im Sommer 1961 das vereinbarte Rückspiel im Norden der damaligen DDR an. Den Ausflug an die Küste und den damit verbundenen Kurzurlaub verdankten die Rosaer ihrem umtriebigen Vereinsvorsitzenden Willi Möller. Dem war es zu jener Zeiten regelmäßig gelungen, attraktive Freundschaftsspiele zu organisieren. DDR-Meister SC Turbine Erfurt und Stahl Riesa waren in den Jahren zuvor bereits Gast zum traditionellen Landsportfest.

Für die Fußballer aus Rosa und den mitgereisten Anhang wurde die Reise an die Ostsee zu einem unvergesslichen Erlebnis. Weniger das Ergebnis, denn die in der Bezirksliga Rostock spielenden Gastgeber gewannen die Begegnung deutlich, als die Erlebnisse in den Gasthäusern des vornehmen Ostseebades blieben den Beteiligten von damals in Erinnerung.

Spieler wie Horst Bauer, Herbert Möller und deren Mannschaftskameraden waren auf und neben dem Platz allesamt keine Kinder von Traurigkeit. Es wurde bis in die Nacht zünftig mit den „Nordlichtern“ gefeiert. Noch heute werden die Anekdoten von damals im Vereinsheim in geselliger Runde erzählt. Von dem Spiel vor 60 Jahren zeugt gut sichtbar eine Hansekogge, die ein Gastgeschenk damals war und einen Ehrenplatz in der Pokalvitrine im Vereinsheim hat. Den historischen Mauerbau in Berlin erlebten auch einige Rosaer Spieler hautnah. Torwart Bernhard Engelhaupt und andere nutzten die Fahrt am Vortag zu einem Kurzbesuch in Westberlin. Dabei wurden sie am frühen Morgen von den Ereignissen in Berlin überrascht. Bis kurz vor Spielbeginn war unklar, ob alle Spieler aus Rosa in Kühlungsborn ankommen.

„Wir hatten damals eine starke Mannschaft, waren alle fast ein Jahrgang und spielten im Nachwuchs und früh in der ersten Mannschaft zusammen“, erinnert sich Dieter Hartmann, einer der Spieler von damals. Die Saison 1961/62 wurde durch Umstellung des Spielplanes mit drei Serien gespielt. Im Frühjahr gelang es ihnen, alle acht Punktspiele zu gewinnen. Am Ende wurde die Meisterschaft in der 1. Kreisklasse und der Aufstieg in die damalige Bezirksklasse Schmalkalden gefeiert. „Drei Jahre konnten wir uns dort halten und manch vermeintlich stärkere Mannschaft besiegen“, blickt Dieter Hartmann zurück. Bis Anfang der 1970er-Jahre war er weiter für seinen Heimatverein aktiv.

Heute tritt sein Enkel Christian Jäger in seine Fußstapfen. Seit 2003 ist er ununterbrochen als Spieler für die SG Rosa/Roßdorf am Ball und im Mittelfeld einer der Leistungsträger der Mannschaft. Auch Christians Vater Ronald ist im südthüringer Fußballraum kein Unbekannter. Über 20 Jahre lang war auch er in der ersten Mannschaft und parallel im Vorstand aktiv. Alle drei stehen somit für sechs Jahrzehnte Rosaer Fußballgeschichte.

Bilder