Verein Bergwaldprojekt Rettung für die Viernauer Kalklöcher

Der Verein Bergwaldprojekt, eigentlich Eigentümer von 200 Hektar Wald am Rennsteig, widmet sich mit einem Aktionstag einem fast in Vergessenheit geratenen Naturdenkmal – den Viernauer Kalklöchern. Der Verein sucht noch Helfer, die Anmeldung ist eröffnet.

 
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Bau von Hähertellern im Unterschönauer Wald: Wie hier widmet sich der Verein in zahlreichen Projekten bundesweit und international dem Umweltschutz. Foto: privat

Beim Thema Waldverkauf zucken viele Menschen der Region zusammen, denn die Erfahrungen mit den neuen Besitzern sind durchwachsen. Seit 2021 zeigt der Würzburger Verein Bergwaldprojekt, dass es auch anders geht. Der Verein und die Greenpeace-Umweltstiftung kauften eine Fichtenmonokultur nahe Unterschönau und betreiben hier seitdem naturschonendere Waldbewirtschaftung und bauen den Wald um. Hunderte Freiwillige aus dem ganzen Bundesgebiet zieht es an zahlreichen Wochenenden und in Projektwochen hierher. Sie pflanzen an, bauen Verbisschutze und pflegen den Wald.

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Jetzt greifen sie der Stadt Steinbach-Hallenberg auch bei einem anderen Projekt unter die Arme, den Viernauer Kalklöchern. Die Umweltschützer kümmern sich diesmal um eine durch Menschen und Tiere entstandene Landschaft. Der südwestlich von Viernau gelegene Kalkmagerrasen ist das einzige ausgewiesene Naturdenkmal der Kommune und es droht durch Verbuschung zu verschwinden. Mit einem ersten Arbeitseinsatz am 25. November will der Verein dem mit 60 Freiwilligen entgegen wirken. Laut einer Sprecherin des Würzburger Bergwaldprojekts seien noch Plätze frei.

Kalkmagerrasen seien meist durch eine jahrhundertelange Nutzung als Viehweiden und ohne Einsatz von Dünger auf kalkreichen Böden entstanden. Nicht angepasste Bewirtschaftung oder die völlige Nutzungsaufgabe bedrohen das Gebiet.

Dabei zeichnen sich Kalkmagerrasen vor allem durch eine große Vielfalt an Pflanzen- und Insektenarten aus. Daher komme ihnen für die Erhaltung der Biodiversität eine herausragende Bedeutung zu. Bei Nichtnutzung entwickeln sie sich über verschiedene Gebüsch-Gesellschaften letztlich zum Kalkbuchenwald. Zur Erhaltung der Kalkmagerrasen seien Pflegeeingriffe erforderlich. Werden die Flächen nur unter Naturschutz gestellt, aber nicht gepflegt, verschwinden sie im Lauf einiger Jahrzehnte, so die Sprecherin des Vereins weiter. Unter Anleitung von Christoph Wehner sollen die Freiwilligen gemeinsam den Aufwuchs aus Schwarzdorn, Weißdorn, Hartriegel, aber auch Fichte und Kiefer dezimieren und das Schnittgut zur Abfuhr von der Fläche schaffen. Eine künftige Beweidung mit Schafen und Ziegen soll die Verbuschung aufhalten und den wertvollen Lebensraum für die dort angepassten Arten erhalten.

Auch Bürgermeister Markus Böttcher will mit anpacken: „Selbstverständlich bin auch ich selbst bei dem Einsatztag dabei und möchte damit ein Zeichen setzen. Hier bietet sich die tolle Möglichkeit, aktiv vor unserer Haustür gemeinsam mit vielen Menschen aus der Region etwas gegen die Biodiversitätskrise zu tun.“ Über den Bergwaldprojektverein lässt der Stadtchef nichts kommen. Seine Aktivität habe sich auch bei Aufnahmeverfahren der Stadt in den „Nationalen Geopark Thüringen Inselsberg – Drei Gleichen“ überaus positiv ausgewirkt.

Christoph Wehner, Projektverantwortlicher des Aktionstages fügt hinzu: „Die Teilnehmenden an dem Einsatztag spüren ihre eigene Selbstwirksamkeit angesichts der vielfältigen ökologischen Krisen. Das ist ein positives Gefühl und macht Lust auf mehr. Viele fahren nach Hause und stellen zumindest Teilbereiche ihres Alltags um und handeln ressourcenschonender.“ Damit werden sie ein Teil der sozial-ökologischen Transformation, betont er. Und das Beste – es seien noch Plätze frei.

Der Einsatztag am 25. November startet um 9 Uhr, Ende ist circa um 16 Uhr. Für die Verpflegung mit ökologisch erzeugter, vegetarischer und möglichst regionaler und saisonaler Vollwertkost (zweites Frühstück und warmes Mittagessen) sowie Getränke ist gesorgt. Mehr Informationen und Anmeldung auf der Internetseite des Bergwaldprojektes.