Verbraucherschutz Abzocke? Verbraucher fordern Preis-Kontrolle

Simone Rothe , aktualisiert am 17.03.2023 - 10:18 Uhr
Warum kostet was so viel? Die Transparenz fehlt. Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Jens Kalaene

Alles wird teurer – und das kräftig. Beschwerden über die undurchschaubare Preisbildung in den Handelskonzernen häufen sich. Nun soll die Einrichtung einer Preisbeobachtungsstelle geprüft werden.

Thüringens Verbraucherzentrale setzt sich angesichts der Preisexplosion bei Lebensmitteln für mehr Kontrollen ein. „Wir unterstützen die Forderung, eine Preisbeobachtungsstelle einzurichten, die bei auffälligen Entwicklungen auch aktiv werden kann“, sagte Luise Hoffmann von der Verbraucherzentrale Thüringen in Erfurt. Die monatliche Erfassung der Verbraucherpreise durch die Statistischen Landesämter reiche bei der aktuellen Entwicklung im Lebensmitteleinzelhandel nicht aus.

Hoffmann, Referentin für Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale, verwies auf eine zunehmende Zahl von Beschwerden, weil Verbraucher Preistransparenz vermissten oder den Verdacht äußerten, dass bei Preisen durch veränderte Verpackungsinhalte gemogelt wurde.

In einigen Fällen bestehe auch der Verdacht von Mitnahmeeffekten angesichts der flächendeckend steigenden Preise, so Hoffmann. „Manchmal entsteht der Eindruck, dass geplante und wegen gestiegener Kosten auch berechtigte Preisanpassungen höher als eigentlich nötig ausfallen.“ Die Verbraucherschützerin bezeichnete den Lebensmittelmarkt als intransparent.

Das für den Verbraucherschutz zuständige Justizministerium begrüßte den Vorstoß der Verbraucherzentrale. Durch Transparenz bei der Preisgestaltung lasse sich verhindern, dass Lebensmittelhändler Produkte zu überzogenen Preisen anbieten, sagte ein Ministeriumssprecher. Daher solle geprüft werden, inwieweit eine solche Stelle realisierbar sei. Das Ministerium selbst habe keine Eingriffsbefugnisse.

Wichtig für Verbraucher sei die Vergleichbarkeit von Preisen. „Zur Preiskennzeichnung haben wir viele Beschwerden,“ teilte die Verbraucherzentrale mit. Beispielsweise gehe es darum, das die am Regal ausgezeichneten Produktpreise nicht mit denen übereinstimmten, die an der Kasse verlangt würden. Oder es fehlten Angaben zu den Grundpreisen pro Kilogramm – eine wichtige Vergleichsgröße für viele Kunden.

Wegen fehlender Grundpreisangaben bei Obst und Gemüse habe die Verbraucherzentrale die Aldi GmbH & Co. KG in Grammetal (Weimarer Land) angeschrieben. „Wir sehen einen Verstoß gegen die Preisangabenverordnung.“ Es gehe um drei Filialen in Erfurt und Jena. Grundpreisangaben bei vorverpackten Tomaten, Paprika, Pflaumen, Champignons und Zucchini hätten zeitweise gefehlt. Dies ermöglichten Kunden aber einen schnellen und einfachen Preisvergleich zwischen verschiedenen Produkten und unterschiedlichen Füllmengen.

Der Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Thüringen, Ralph Walther, rechnet nicht damit, dass die Lebensmittelpreise wieder auf das Vorkrisenniveau sinken. „Die Spitzenwerte werden wahrscheinlich verschwinden. Aber Experten gehe davon aus, dass sie im Schnitt etwa 20 Prozent höher bleiben“, sagte Walther. Meinung

 

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