Fasten vor Ostern ist längst keine reine Glaubensangelegenheit mehr. Fasten ist trendy: einfaches Leben, Konsumverzicht, weniger ist mehr. Viele Deutsche verzichten in der Fastenzeit. Nur darf der Verzicht häufig nicht allzu groß sein.
Verzichten, um sich körperlich besser zu fühlen und dabei auch noch ein paar überflüssige Pfunde loswerden: Das bedeutet Fasten für viele Menschen. Doch was geschieht während eines mehrtägigen strikten Nahrungsverzichts mit dem Körper? Forscher haben das untersucht. Die Ergebnisse sind verblüffend.
Fasten vor Ostern ist längst keine reine Glaubensangelegenheit mehr. Fasten ist trendy: einfaches Leben, Konsumverzicht, weniger ist mehr. Viele Deutsche verzichten in der Fastenzeit. Nur darf der Verzicht häufig nicht allzu groß sein.
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Rund zwei Drittel der Bundesbürger 67 Prozent) halten Fasten laut einer jüngst veröffentlichten Forsa-Umfrage im Auftrag der Krankenkasse DAK-Gesundheit in gesundheitlicher Hinsicht für sinnvoll. Hier die Ergebnisse der Umfrage im Überblick:
Eine neue Studie – veröffentlicht im Fachjournal „Nature Metabolism“ – des Berlin Institute of Health in der Charité (BIH), der Norwegian School of Sports Sciences und des Precision Healthcare University Research Institute (PHURI) der Queen Mary University of London zeigt: Im menschlichen Körper kommt es während längerer Fastenperioden zu weitreichenden und systematischen Veränderungen in gleich mehreren Organen. Die Analysen deuten auf Effekte des Fastens hin, die weit über die bloße Gewichtsreduktion hinausgehen. Und die erst nach mehreren Tagen ohne Nahrung erreicht werden.
Die Fähigkeit über mehrere Tage oder gar Wochen ohne Nahrung auszukommen und zu überleben, ist den Wissenschaftlern zufolge ein „Grundpfeiler der menschlichen Evolution“.
In den Weltreligionen dient Fasten dem Verzicht, um sich körperlich und geistig zu reinigen. Darüber hinaus kommt ihm aber eine wichtige gesundheitliche Funktion zu. Schon in der Antike wurde der zeitweise Verzicht auf Nahrung zur Behandlung etwa von Epilepsie und Rheuma genutzt.
Den Forschern zufolge stellt der Körper während längerer Fastenperioden seinen Energiestoffwechsel stufenweise von Zucker und anderen Nährstoffen aus der Nahrung auf körpereigene Reserven - vor allem Fetten - um. Doch wie schafft es der Organismus, mehrere Tage ohne Nahrung auszukommen? Mit Hilfe neuer Techniken haben die Experten Tausende von Proteinen, den Bausteinen des Lebens, während Fastens in Blutproben gemessen.
„Zum ersten Mal können wir sehen, was auf molekularer Ebene im Körper passiert, wenn wir fasten”, erklärt die Leiterin der Studie, Claudia Langenberg vom Computational Medicine am Berlin Institute of Health an der Charité. „Unsere Ergebnisse zeigen nicht nur eindeutig den Gewichtsverlust, sondern auch andere weitreichenden Veränderungen im Körper.“
Allerdings würden diese Folgen des Fastens erst nach drei oder mehr Tagen ganz ohne Kalorien- oder Nahrungsaufnahme sichtbar werden. „Deutlich später als bisher vermutet“, so Claudia Langenberg.
An der klinischen Studie nahmen zwölf Person teil, deren rund 3000 Proteine im Blut vor, während und nach dem Fasten engmaschig erfasst wurden. Im Schnitt verloren die Probaden 5,7 Kilogramm an Gewicht. Dies betraf vor allem die Muskel-, Organ- und Bindegewebsmasse.
Dabei zeigte sich, dass sich jedes dritte der gemessenen Proteine im Blut nach etwa drei Tagen Fasten deutlich veränderte. Dieser Prozess infolge striktern Kalorienbeschränkung ging weit über den Gewichtsverlust hinaus und betraf beispielsweise Veränderungen bei Proteinen, welche die Stützstruktur der Neuronen im Gehirn bilden.
„Unsere Ergebnisse tragen zum molekularen Verständnis von Behandlungsmethoden bei, die schon im alten Griechenland erfolgreich eingesetzt worden“, erklärt Mitautor Maik Pietzner von der Charité. „Auch wenn Fasten für die Behandlung einiger Krankheiten von Vorteil sein kann, kommt es für Patienten mit Vorerkrankungen häufig nicht in Frage.”
Die neuen Erkenntnisse könnten Aufschluss darüber geben, wann und für wen Fasten von Vorteil sei. So könnte sie auch zur Entwicklung von Behandlungen beitragen, „die für möglichst viele Patienten geeignet sind”.
Reinigung
Der Nahrungsverzicht hatte ursprünglich keine Lifestyle-Komponente. Durch Enthaltsamkeit und Gebet soll der Mensch Buße für sein sündiges Leben tun und die Nähe zu Gott suchen. Fasten ist kein Selbstzweck, sondern ein Weg zur spirituellen Reinigung und Versicherung im Glauben.
Fastenzeit
Im Christentum beginnt die 40-tägige Fastenzeit (lateinisch: „Quadragesima“) am Aschermittwoch, an dem der Priester im Gottesdienst das Aschekreuz auf die Stirn der Gläubigen zeichnet. Sie endet am 40. Tag, dem Gründonnerstag, an dem früher die Büßer wieder zum Empfang der Kommunion zugelassen wurden.
Säulen des Glaubens
Die Einzigkeit Gottes und die Hingabe an seinen Willen sind zentraler Inhalt des Islam, der auf fünf Säulen ruht: Glaubensbekenntnis (Shahada), fünfmaliges täglich zu vollziehendes Gebet (Salat), Abgabe an die Armen (Zakat), Pilgerfahrt nach Mekka (Haddsch) und das religiöse Fasten im heiligen Monat Ramadan (Saum).
Verzicht
Während des Monats Ramadan sind Muslime verpflichtet von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang zu verzichten. Sie dürfen weder Speisen und Getränke zu sich nehmen noch rauchen. Daneben gibt es im Islam noch das Sühnefasten sowie einzelne Fastentage wie etwa Ashura, den zehnten Tag des ersten Monats im islamischen Kalender.
Judentum
Jom Kippur
Gott Jahwe hat Israel nach jüdischem Glauben zu seinem auserwählten Volk bestimmt. Die Gläubigen folgen Gottes Ruf, indem sie sein ewiges Gesetz des Fastens und Ruhens am Versöhnungstag Jom Kippur befolgen. Jom Kippur (wörtlich: Tag der Sühne) ist der höchste Feiertag im Judentum. Er wird traditionell im September oder Oktober begangen. Zugleich ist er einzige jüdische Ruhe- und Fastentag, der in der Tora – den ersten fünf Büchern der hebräischen Bibel – erwähnt wird.
Buddhismus
Entsagung
Nach buddhistischer Vorstellung erlöst sich der Mensch selbst – durch Entsagung, Meditation, gute Werke- und Fasten. Um zu entsagen, verzichten Mönche und Nonnen täglich nach zwölf Uhr Mittags auf jegliche Nahrung. Zusätzlich gibt es noch monatliche Fastentage.
Meditation
Der Buddhismus ist eine religiöse Weltanschauung der Mitte. Er lehrt weder Extreme noch Selbstkasteiung. Weder Völlerei noch völliger Verzicht um des Verzichtens willen ist sinnvoll. Allerdings erleichtert weniger zu essen die Mediation und Versenkung. Mit vollem Bauch denkt es sich eben nicht nur langsamer.
Hinduismus
Bräuche
Für gläubige Hindus ist das Fasten ein wesentlicher Bestandteil ihres Daseins. Der völlige oder zeitweise Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel ist allerdings nicht generell wie im Islam geregelt, sondern richtet sich nach Familienbräuchen, den Vorgaben von Gurus und Sadhus (heilige Männer).
Veganismus
Viele Hindus leben vegan, was gemäß der hinduistischen Karma-Lehre als gute Tat gilt. Da jeder auch als Tier wieder geboren werden kann, ist es das höchste Gebot, alles Lebendige zu schonen.