Verabschiedung Der Kapitän geht von Bord

Annett Recknagel

Mehr als 41 Jahre war Andreas Voigtberger im Schuldienst. Am Dienstag wurde der langjährige Schmalkalder Schulleiter in den Ruhestand verabschiedet.

 
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Ginge es nach den Schülern, dann trägt Andreas Voigtberger in seinem Ruhestand bald Hawaii-Hemden. Nele und Nele jedenfalls bescheinigten ihm mit dem Abschieds-ABC beim Buchstaben H, immer korrekt gekleidet – mit Hemd – in der Schule aufgetreten zu sein. Bei N wie Neuanfang rieten ihm die beiden Mädchen, eine neue Fremdsprache zu erlernen oder sich einen Hund zuzulegen. „Aber den müssen sie dann auch erst erziehen“, lautete der Nachsatz, der die Gäste schmunzeln ließ. Erziehung war Zeit seines über 41-jährigen Schuldienstes eine wichtige Säule der Arbeit des scheidenden Direktors. Die zweite nennt sich Bildung. Beides hat er mit Bravour erfüllt. Das jedenfalls kam zur Verabschiedung am Dienstagnachmittag in der Aula zum Ausdruck und wurde von verschiedenen Seiten bekräftigt. Selbst die beiden Schülerinnen mit den Namen Nele bescheinigten Andreas Voigtberger: „Sie haben niemanden in die Pfanne gehauen. Wir werden Sie auf jeden Fall vermissen und keinesfalls vergessen.“ Zudem fühlten sie sich an der Regelschule in Schmalkalden gut aufgehoben und bestens vorbereitet auf die Zukunft.

Diese Schüler-Worte rührten Andreas Voigtberger sehr an. „Ich bin etwas perplex“, gab er zu. Gleich zu Beginn der Verabschiedung hatte ihn der Schulchor mit zwei passenden Liedern erfreut. Die stellvertretende Schulleiterin Sabine Raßbach sprach von einer ganz besonderen Stunde für einen ganz besonderen Menschen. Es war eine sehr emotionale Veranstaltung. Als Beauftragte für die Regelschulen wurde Andreas Voigtberger von Sabine Gladitz vom staatlichen Schulamt Südthüringen in den Ruhestand verabschiedet. Sie würdigte sein großes persönliches Engagement und stellte heraus, dass ihm stets die Schüler sehr am Herzen gelegen haben. Unter seiner Leitung habe sich die Regelschule Schmalkalden sehr gut entwickelt.

Landrätin Peggy Greiser bescheinigte Voigtberger: „Sie haben sich nie verbiegen lassen.“ Sie persönlich schätze ihn wegen seiner Ehrlichkeit und seiner offenen Kritik. Der Lehrerberuf sei für ihn stets Berufung gewesen. Er habe während seiner Dienstzeit zahlreiche Herausforderungen gemeistert. Hier nannte Greiser unter anderem die Strukturveränderungen in der Schullandschaft in Schmalkalden, aber auch die Coronazeit und die Flüchtlingshilfe. Zudem setzte sich Andreas Voigtberger für die Digitalisierung der Schulen ein.

Bürgermeister Thomas Kaminski nannte ihn einen sehr fairen und verlässlichen Partner der Stadt Schmalkalden. „Sie waren ein Kapitän, der wusste, wo es hin geht“, sagte er. Voigtberger sei nicht nur ein passabler Diskussionspartner, auch habe er seinen Schülern in Sachen Kreativität Raum gegeben und sei respektvoll und freundlich mit ihnen umgegangen. Zum Abschied gab es nicht nur Schmalkalder Bier, sondern einen Brau-Kurs dazu. In seine Fußstapfen tritt ab sofort Sabine Raßbach. Sie bescheinigte ihm: „Du warst immer für uns da, hattest immer ein offenes Ohr.“

Voigtberger selbst fühlte sich geehrt und bedankte sich bei seinem Team. „Wir haben viele Dinge gemeinsam durchgesetzt und organisiert – ohne euch bin ich nichts“, erklärte er.

1982 hat Andreas Voigtberger seine Tätigkeit als Lehrer an der einstigen Seume-Schule aufgenommen. 1990 arbeitete er ein Jahr lang als Schulleiter in Asbach. Danach führte ihn sein Weg in die damalige Regelschule in der Schmalkalder Renthofstraße. Zudem wurde er zweimal als Referent für Regelschulen an das Schulamt abgeordnet. Nach der Umstrukturierung arbeitete er ab 2008 in der Regelschule am Siechenrasen. Jetzt bricht für ihn der wohlverdiente Ruhestand an. Zwei Schüler zeigten in einem Sketch, wie das nicht sein sollte, was ihn sehr belustigte. Von seinen Kollegen wurde er mit dem (etwas abgewandelten) Udo Lindenberg Song „Du machst dein Ding“ verabschiedet. Felix Schliewenz spielte Frank Sinatras „My way“ auf dem Saxofon. Voigtberges Worte: Ich bin gerührt, das ist sonst nicht so, aber manchmal fehlen einem eben die Worte“ bewiesen, dass die Abschiedsveranstaltung eine gelungene Überraschung war.

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