Allen fiel auf, dass Leo XIV. in seiner ersten, auf Italienisch gehaltenen Rede auch ein paar Sätze Spanisch sprach, aber kein einziges Wort Englisch. Damit wollte wohl deutlich machen, wie sehr ihm Lateinamerika – die Weltregion, aus der Millionen Einwanderer stammen, die ohne Aufenthaltserlaubnis in den USA leben – am Herzen liegt. Den Umgang der Trump-Regierung mit solchen Migranten hat er mehrfach kritisiert. Der neue Papst liegt eher auf einer Linie mit einem Ex-Präsidenten aus seiner Geburtsstadt Chicago: Barack Obama.
Kritik an US-Vize JD Vance
Im Februar, noch als Kardinal, stellte sich Prevost auch gegen Trump-Vize JD Vance. Der Neu-Katholik (seit 2019) hatte als "christliches Konzept" ausgegeben, dass "man seine Familie liebt, dann seinen Nächsten, dann seine Gemeinschaft, dann seine Mitbürger, und danach den Rest der Welt". Prevost teilte daraufhin auf der Plattform X einen Meinungsbeitrag: "JD Vance liegt falsch: Jesus fordert uns nicht auf, unsere Liebe zu anderen abzustufen."
Dass Trump vor Beginn des Konklaves ein mit Künstlicher Intelligenz (KI) erstelltes Bild von sich selbst als Papst postete, dürfte dem neuen Pontifex auch nicht gefallen haben. Manche erwarten sogar, dass sich Leo XIV. zu einer Art "Gegenpapst" zum US-Präsidenten entwickeln könnte. Der Benediktiner-Abt Nikodemus Schnabel meint dazu: "Johannes Paul II., der Papst aus Polen, hat den Kommunismus erschüttert. Ein US-Papst kann, glaube ich, ähnlich die USA erschüttern."
Der deutsche Kardinal Reinhard Marx - einer der 133, die mitentscheiden durften - hält solche Vergleiche für abwegig. "Meiner Einschätzung nach sind die Vereinigten Staaten keine kommunistische Diktatur. Und sie werden es auch nicht werden." Was den Umgang von Leo XIV. mit Trump angeht, meinte der Erzbischof von München und Freising einigermaßen diplomatisch: "Er wird als Papst sicherlich nicht provozieren wollen. Kommt darauf an, was der Präsident macht."