Nach einer Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bereitet sich Thüringen auf Orkanböen und Hochwasser vor. Laut DWD sind ab der Nacht zum Donnerstag landesweit zunächst Sturmböen mit 85 Stundenkilometern, später auch orkanartige Böen um 110 Stundenkilometer zu erwarten. Im Bergland rechnet der DWD durchweg mit schweren Sturmböen oder orkanartigen Böen. Zudem soll es wegen ansteigender Temperaturen tauen und es wird auch neuer Regen erwartet.

Deshalb bereitete sich der Schleusinger Ortsteil Rappelsdorf am Mittwoch auf mögliches Hochwasser des Werra-Zuflusses Schleuse vor. Zahlreiche Freiwillige halfen dabei, rund 2000 Sandsäcke zu füllen, wie der Sprecher des Landratsamtes Hildburghausen, Tim Pechauf, sagte. Schleusingens Bürgermeister André Henneberg berichtete, dass sich Ortsteilbürgermeister Marko Frühauf und viele Bewohner des Ortsteils seit dem Vormittag an der Aktion beteiligten. Die Feuerwehr machte am Nachmittag bereits Durchsagen im Stadtgebiet und den umliegenden Dörfern. Im Falle eines derart hohen Pegel müssen tausende Menschen evakuiert werden. Die Betroffenen sollen ihre Ausweisdokumente bereithalten, um diese bei einer möglichen Evakuierung griffbereit zu haben.

Auch in Suhl wurde Hochwasser mit einer schnell ansteigenden Spitze erwartet. «Die Vorhersagen übertreffen die Hochwassersituationen im langjährigen Mittel», teilte das Amt für Brand- und Katastrophenschutz mit. Es wurde dazu geraten, im Nahbereich der Bach- und Gewässerläufe im Stadtgebiet vorbereitende Maßnahmen zu treffen. Es drohten Überschwemmungen von Straßen, Kellern und Erdgeschossen, Straßen könnten unpassierbar sein und Fahrzeuge überspült oder weggespült werden. Gefahr könnte auch von Treibgut in den Gewässern ausgehen.

Der Ilm-Kreis berichtete, dass zunächst noch keine Hochwasserwarnungen vorlagen. «Dennoch weisen wir darauf hin, dass die Hochwasserlage sich schnell ändern kann», so das Landratsamt. Der Brand- und Katastrophenschutz des Ilm-Kreises sei in Bereitschaft, die Pegelstände der Flüsse würden regelmäßig kontrolliert.

In der Nacht zum Donnerstag erwarten die Meteorologen auch für den Raum Schmalkalden-Meiningen schweren Sturm mit orkanartigen Böen, begleitet von Regen und vereinzelten Gewittern. Die Rettungskräfte sind alarmiert, sagt Schmalkaldens Stadtbrandmeister Michael Pfunfke. 

Aufgrund der aktuellen Wettervorhersagen rechnet die Stadt Meiningen mit Hochwasser in den Bereichen Werra, Helba, Herpf und Wallbach. Zudem wird für Mittwoch Sturm mit Orkanböen vorhergesagt. Im Bereich von Straßen und dem öffentlichen Verkehrsnetz könne es daher zu kurzfristigen Einschränkungen kommen. Die Feuerwehr Meiningen und die Ordnungsbehörde der Stadt Meiningen bitten die Bevölkerung, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.

Angesichts der drohenden Unwetter werden zahlreiche Parks in Thüringen gesperrt. So teilte die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten am Mittwoch mit, dass sie ihre Parkanlagen bis einschließlich 19. Februar dicht macht. In Erfurt werden die Städtischen Friedhöfe ab Donnerstag bis Samstag geschlossen. Alle geplanten Trauerfeiern und Beisetzungen fallen somit aus, wie die Stadt mitteilte.

Wie die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten erklärte, könnten trotz sorgfältig durchgeführter Baumpflege durch die anstehenden Stürme ganze Bäume entwurzelt werden oder große Äste abbrechen. Gefahr gehe aber auch von den Burgen und Schlössern mit ihren teils sehr großen Dächern aus. Hier könnten sich Ziegel oder Schieferplatten lösen und zu Boden gehen. Die Warnung betrifft deshalb auch den Aufenthalt in der Nähe der Gebäude.

Geschlossen bleiben am Donnerstag auch der Thüringer Zoopark und der Egapark in Erfurt. Der Egapark solle voraussichtlich bereits am Freitag wieder geöffnet werden, teilten die Stadtwerke mit. Der Regionalverbund Thüringer Wald riet bis Donnerstagabend von Wintersportaktivitäten im Wald ab. «Mit Einschränkungen und temporären Liftschließungen ist auch im alpinen Skibetrieb zu rechnen», hieß es.

Warnung: Keine Waldspaziergänge wegen des Sturms

Wegen möglicher Sturmschäden sollten Spaziergänger die Thüringer Wälder in den kommenden Tagen meiden. «Dies gilt insbesondere für die Mittelgebirgslagen wie dem Südharz, dem Thüringer Wald und dem Ostthüringer Schiefergebirge», teilte die Landesanstalt Thüringenforst am Mittwoch in Erfurt mit.

Herunterfallende Äste und entwurzelte Bäume könnten zur akuten Gefahr für Leib und Leben werden, hieß es weiter. Durch die lange Regenperiode und die milden Temperaturen der letzten Tage könnten Waldböden aufgeweicht sein und Wurzeln in den wassergesättigten Böden weniger stabil verankert sein. «Zusätzlich sind zahlreiche Bäume durch die vergangenen Dürrejahre und den Borkenkäferbefall geschwächt», erklärte Thüringenforst-Vorstand Volker Gebhardt.

Nach einer ersten Schadensaufnahme zu Beginn der nächsten Woche sollen die entstandenen Gefahren schnellstmöglich beseitigt werden. Auch nach Abflauen des vom Deutschen Wetterdienst vorhergesagten Sturms mit Orkanböen sollte den Angaben zufolge noch auf einen Spaziergang im Wald verzichtet werden, bis die Arbeiten abgeschlossen sind.