"Ausnahmesituation" in Niederösterreich
In vielen Hochwassergebieten in Österreich ist ebenfalls keine Entspannung in Sicht. Im Gegenteil: "Die Lage in Niederösterreich spitzt sich weiter zu", sagte Bundeskanzler Karl Nehammer nach einer Sitzung des nationalen Krisenstabes. Er sagte Mittel aus dem Katastrophenfonds zu. Das Bundesland um Wien ist vom Hochwasser so stark getroffen wie nie zuvor und komplett zum Katastrophengebiet erklärt worden.
"Dies ist eine Ausnahmesituation, wie wir es noch nie erlebt haben", sagte Niederösterreichs Landeshauptfrau (Ministerpräsidentin) Johanna Mikl-Leitner. Sie hoffte, dass ein Nachlassen des Regens in der Nacht auf Montag eine "kleine Verschnaufpause" bringt.
Am Stausee Ottenstein in Niederösterreich wird durch die Hochwasserklappen kontrolliert Wasser abgelassen. Dadurch sollen plötzliche Flutwellen verhindert werden. Dennoch verschärft das zusätzliche Wasser im bereits angeschwollenen Fluss Kamp flussabwärts die dramatische Hochwasserlage noch einmal. In mehreren Gemeinden sind die Straßen entlang des Kamps schon vorher überflutet worden. Anwohner und Tausende Freiwillige versuchen, ihre Häuser mit Sandsack-Wällen zu schützen.
In der Hauptstadt Wien beruhigte deren Bürgermeister Michael Ludwig: "Wir haben in der Summe die Situation gut im Griff", sagte er. Die Situation an der Donau, dem Hauptfluss, sei stabil. Aber am Wienfluss, der von einem Rinnsal zu einem reißenden Strom wurde, war das Hochwasser so hoch, wie es statistisch nur einmal alle 100 Jahre erwartet wird.
Manche Spazier- und Fahrradwege sind überflutet, stellenweise wurde der U-Bahn-Verkehr eingestellt. Sechs Menschen seien verletzt worden, überwiegend durch herabfallende Äste, sagte Ludwig. Todesfälle gab es nicht. An der Kennedybrücke am Wienfluss stieg der Pegelstand innerhalb eines Tages von 50 Zentimetern auf 2,26 Meter.
Am Montag wurde neuer Regen erwartet. Das dürfte sich am Wienfluss auswirken, weil er viele Zuflüsse aus anderen Hochwassergebieten hat, sagte Ludwig. Die Hochwasserbecken entlang des Flusses waren voll.
Tote bei Überschwemmungen in Rumänien
Wegen Starkregen und schweren Überschwemmungen sind im südosteuropäischen EU-Land Rumänien mindestens sechs Menschen gestorben. Im Kreis Galati in der östlichen Region Moldau werden außerdem noch zwei Menschen vermisst, wie das Nachrichtenportal "hotnews.ro" unter Berufung auf das Innenministerium berichtete.
Die Wassermassen erreichten in den meist abgelegenen Ortschaften eine Höhe von bis zu 1,7 Metern, hieß es in den Berichten weiter. Menschen seien auf Hausdächer geklettert, um nicht von den Fluten mitgerissen zu werden. Hunderte Feuerwehrleute seien im Einsatz. Verursacht wurde das Unwetter von Zyklon "Boris", der noch vor drei Tagen über der Adria gewütet und vor allem in Kroatien Überschwemmungen nach sich gezogen hatte.
In Ostsachsen steigen die Pegelstände weiter
In Ostsachsen müssen sich die Menschen in den kommenden Tagen weiter auf steigende Pegelstände an den Flüssen einstellen. In Dresden stieg der Wasserstand der Elbe am frühen Abend nach Angaben der Stadt auf 5,01 Meter (Stand: 18.00 Uhr). Alarmstufe 2 wurde ausgerufen. Voraussichtlich wird am Montagnachmittag der Richtwert der Alarmstufe 3 (6,00 Meter) erreicht. Zum Vergleich: Der Normalstand der Elbe beträgt am Dresdner Pegel rund 2 Meter, beim Jahrhunderthochwasser 2002 waren es am Höhepunkt 9,40 Meter.
Auch die teilweise eingestürzte Carolabrücke hat laut Stadt Auswirkungen auf die Hochwasserlage: Durch Brückenteile im Wasser werde sich elbaufwärts das Wasser aufstauen, was den Wasserspiegel auf einem Teilstück der Elbe etwa 30 bis 50 Zentimeter ansteigen lasse. Der Hochwasserscheitel der Elbe wird für Mitte der Woche erwartet.
Am Pegel Görlitz an der Lausitzer Neiße wurde laut Landeshochwasserzentrum ebenfalls der Richtwert der Alarmstufe 2 erreicht. Das Überschreiten des Richtwertes der Alarmstufe 3 sei nicht ausgeschlossen. Alarmstufe 2 bedeutet unter anderem mögliche Überflutungen von Grünflächen und die Alarmierung zusätzlicher Einsatzkräfte, bei Stufe 3 sind Überschwemmungen auch von bebauten Gebieten möglich.
Weiter Regen in Bayern
In Bayern bleibt die Hochwasserlage zunächst angespannt. Schlimmer als jetzt wird es aber wohl nicht mehr, prognostizierte der Hochwassernachrichtendienst (HND) Bayern. Bis Dienstag regnet es teils ausdauernd, vor allem im Süden und Südosten.
Wegen der Erderwärmung gibt es in vielen Regionen häufiger und öfter extremes Wetter, etwa Überflutungen.