Stürme Einsatz unter Lebensgefahr

Orkantief „Zeynep“ hat zum Start ins Wochenende auch in und um Schmalkalden für Stromausfall, umgestürzte Bäume und beschädigte Gebäude gesorgt. Die Feuerwehren rückten bis Sonntagabend zu zig Einsätzen aus.

 
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Schmalkalden - Erst „Ylenia“, dann „Zeynep“: Hinter den vielen Feuerwehrleuten und Mitarbeitern kommunaler Bauhöfe liegen Nächte mit wenig Schlaf. Die beiden Sturmtiefs rasten mit teils extremen Orkanböen auch durch unsere Region und richteten hohe Sachschäden an. In der Stadt Schmalkalden verteilten sich die Einsätze auf das gesamte Gebiet, berichtet Stadtbrandmeister Michael Pfunfke. Häufig mussten die Einsatzkräfte wegen umgestürzter Bäume und abgedeckter Dächer ausrücken.

„Wir wussten, was auf uns zukommen würde“, sagte Pfunfke. Er hatte bereits am Mittwoch im Stützpunkt an der Wilhelm-Külz-Straße 52 eine Einsatzzentrale eingerichtet und von hier aus das Wetterradar verfolgt. Die Bevölkerung war vorgewarnt und sensibilisiert, die waldreiche, etwa acht Kilometer lange Waldhausstraße, war vorsorglich gesperrt worden und bleibt es bis Mittwoch.

Eine sehr weise Entscheidung, welche die Stadt Schmalkalden und die Stadt Brotterode-Trusetal als Eigentümer der Straße getroffen hatten. Bereits „Ylenia“ hatte bis zu 30 Bäume weggeblasen. Richtig schlimm wütete „Zeynep“. Auf einer mehrere Hundert Meter langen Strecke blockierten umgestürzte Bäume die Zufahrt zum Waldhaus, in dem eine mehrköpfige Familie lebt. Ohne Strom und Heizung, weil umgefallene Bäume die Stromleitung zerstört hatten. Bis Samstagnachmittag sägten Feuerwehrleute, unterstützt von den Mitarbeitern des kommunalen Bauhofes, Äste, mächtige Baumstämme und -kronen entzwei. Teilweise unter Lebensgefahr, schildert Stadtbrandmeister Pfunfke die nicht ganz ungefährliche Situation.

Zwei Kameraden hielten Wache und beobachteten das Umfeld, während die anderen mit schwerer Technik die Straße frei schnitten. Vor einem Jahr hat Pfunfke schon einmal erlebt, wie knapp hinter ihm ein Baum umgekracht war.

An dieser Stelle möchte der Stadtbrandmeister ein großes Dankeschön loswerden. An die rund 25 ehrenamtlichen Feuerwehrleute, die beherzt und umsichtig zugegriffen haben. Zudem lobte er die „reibungslose Zusammenarbeit“ mit der benachbarten Stadt Brotterode-Trusetal, dem Bürgermeister und dortigen Einsatzkräften. Gemeinsam sei es gelungen, die Infrastruktur aufrechtzuerhalten. Das Dankeschön geben die Brotterode-Trusetaler zurück. „Auch wir danken den Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Schmalkalden-Stützpunktfeuerwehr um Stadtbrandmeister Michael Pfunfke für die konstruktive Zusammenarbeit der letzten Tage“, heißt es auf der Facebook-Seite.

Neben dem mehrere Stunden umfassenden Einsatz in der Waldhausstraße unterstützte die Stützpunktfeuerwehr mit der Drehleiter die Nachbargemeinde Breitungen. Hier hatte der Orkan vereinzelt Dächer abgedeckt, die wieder geschlossen werden mussten. Auf dem Röthof half die Wehr, gemeinsam mit der TEN, die Stromversorgung wieder herzustellen. Das Orkantief hatte die Leitung beschädigt; die Bewohner saßen im Dunkeln und in der Kälte. In Heßles gab es von Freitagabend, 19 Uhr, bis Samstagmorgen, 4 Uhr, keinen Strom und teilweise kein Netz.

Neben den Schmalkaldern riss der Sturm auch 15 Feuerwehrleute aus dem Ortsteil Wernshausen aus ihren Betten. Die Männer waren am späten Freitagabend zur Beseitigung einer Baumsperre alarmiert worden. Der Auftrag wurde ordnungsgemäß abgearbeitet, meldete sich Feuerwehrmann Mario Lange bei der Heimatzeitung. Am Ortsausgang Wernshausen in Richtung Helmers war ein entwurzelter Baum auf eine Niederspannungsleitung gefallen und hatte sie zerrissen. Zwei Vereine, die Gemeinschaftsantenne des Ortes, ein Vodafone-Funkmast und ein Landwirt waren ohne Strom. Der Energieversorger wurde informiert. Sonntagnachmittag war die Versorgung wieder hergestellt.

Im Dauereinsatz

In Oberschönau kam es zu einem Feuerwehreinsatz, nachdem Sturm „Zeynep“ in der Nacht am Ortsausgang in Richtung Oberhof einen großen Baum entwurzelte. Auch hier mussten die Einsatzkräfte in der Nacht mit äußerster Vorsicht arbeiten.

An Katja Ebsteins Prophezeiung „Wunder gib es immer wieder“ erinnert der Bericht unseres Lesers Bernhard Wedde aus Viernau. Er schreibt: „In Viernau werden die Gebäude größtenteils wie vor 100 Jahren noch über Freileitungen mit Elektroenergie versorgt. Holz-Strommasten sind daher ein alltäglicher Anblick in vielen Straßen des Ortes. Einen solchen Mast hat der Sturm am Freitag im Dammweg sprichwörtlich umgehauen. Die geschwächten Enden des A-Mastes brachen in der Erde und er fiel in einen Baum am Bahndamm. Wer nun dachte, dass damit das Ende der Stromversorgung im Dammweg besiegelt war, der sah sich schwer getäuscht. Bisher trägt die Freileitung tapfer das zusätzliche Gewicht des Strommastes und versorgt zuverlässig die Abnehmer im Dammweg mit Elektroenergie.“

Auch in Trusetal befand sich die freiwillige Feuerwehr, unterstützt vom Bauhof, im Dauereinsatz. Am Freitag mit rund 20 Kameraden, am Samstag mit zwölf. Björn Storandt von der Trusetaler Einsatzleitung berichtet von umgestürzten Bäumen, unter anderem in Richtung Bairoda und Seligenthal sowie am Biathlonstadion des Wintersportvereins im Grumbach. Hausbesitzern, die Sturmschäden am Dach beklagten, wurde geholfen, wie den Eigentümern des Rhönblick-Berghafens in der Lappengasse, denen die Orkanböen die im Freien aufgestellten kleinen Segel-Boote umgeblasen hatten. So einen Einsatz vermutet man nur an der Küste, scherzte Björn Storandt. Für Brotterode meldet Einsatzleiter Patrick Fuchs Alarmierungen wegen umgestürzter Bäume in Richtung Kleinschmalkalden und im Bereich Mommelstein. Hier musste das Wildgehege repariert werden, damit das Rotwild nicht ausbüxt, sagte Fuchs.

Zum Glück, und das unterstrichen alle angefragten Rettungskräfte, sind keine Personen verletzt worden oder gar gestorben wie in Nordrhein-Westfalen. Die finanziellen Schäden, welche die beiden Stürme in den Wäldern angerichtet haben, können noch nicht beziffert werden.

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