Wer ist Sheikh Hasina?
Hasina gilt als die am längsten amtierende Ministerpräsidentin der Welt. Insgesamt war sie 20 Jahre Regierungschefin - erstmals im Jahr 1996 für fünf Jahre und dann ununterbrochen seit 2009. Immer wieder wurde ihr von der Opposition Wahlmanipulation vorgeworfen. Ihr Aufstieg begann schon in den 1970er Jahren, als ihr Vater Sheikh Mujibur Rahman - der erste Präsident des Landes - zusammen mit fast seiner gesamten Familie bei einem Militärputsch ermordet wurde.
Hasina befand sich zu der Zeit in Deutschland mit ihrem Mann, der dort als Atomphysiker tätig war. 1981 wurde sie Chefin ihrer Partei Awami-Liga. Menschenrechtsorganisationen werfen ihr vor, gezielt gegen jegliche Kritiker vorgegangen zu sein, Tausende wurden verhaftet. So hätten auch die Meinungs- und Pressefreiheit unter ihrer Regierung gelitten. Gleichzeitig belohnte Hasina ihre Gefolgsleute stark.
Wie stellte sich Hasina dem Protest?
Die Regierungschefin versuchte, die Proteste von Anfang an mit Härte niederzuschlagen: Sie verhängte Ausgangssperren und entsandte Armee sowie Polizei ins ganze Land. Diese setzten Gummigeschosse, Blendgranaten und Tränengas ein, um die Menschen auseinanderzutreiben. Sie ließ mehrfach über längere Zeiträume das Internet stark einschränken.
Örtlichen Medienberichten zufolge wurden mehr als Zehntausend Menschen in den vergangenen Wochen festgenommen. Mehr als 300 Todesopfer gab es demnach während der Demonstrationen. Viele der Toten hätten Schusswunden aufgewiesen, hieß es - unter anderem Demonstrierende, Polizisten, Vertreter von Hasinas Partei sowie Journalisten. Gleichzeitig beschuldigte Hasina die Oppositionsparteien, ihre Regierung mit den Protesten zu sabotieren.
Wie geht es jetzt weiter?
Beobachtern zufolge bedeutet Hasinas Rücktritt nach insgesamt 20 Jahren an der Spitze des Landes nicht unbedingt, dass dem Land nun einfache Tage bevorstehen. Der Prozess der Einigung auf eine Übergangsregierung könnte durchaus holprig sein. Feindseligkeit zwischen den Parteien sei weit verbreitet und tief verwurzelt, selbst auf lokaler Ebene, schrieb etwa die "New York Times".
Die EU rief zu Ruhe und Zurückhaltung auf. "Es ist von entscheidender Bedeutung, dass ein geordneter und friedlicher Übergang zu einer demokratisch gewählten Regierung gewährleistet wird - unter voller Achtung der Menschenrechte und demokratischen Grundsätze", teilte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrel in Brüssel mit. Willkürlich festgenommene Personen sollten sofort freigelassen werden.