Unentdeckte Welten Blick in die andere Dimension

Kommt man wirklich in eine andere Dimension, wenn man durch eine Pfütze springt? Eine Autorin behauptet das. Der Schleusinger Museums-Präparator Georg Sommer ist ein Pfützenexperte. Er hat die faszinierende Welten gefunden und fotografiert. Nun sind sie in einer Ausstellung zu sehen – und in unserer Bildergalerie.

 
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Schleusingen - „Die Unglaubliche Wahrheit über Pfützen“ ist ein futuristischer Roman von Katharina Prietzel betitelt. Es geht um eine völlig andere Welt, in die man auf folgende Weise gelangt: Man muss in eine Pfütze springen! Und so begegnet man Einhörnern und Löwen, die nachtsüber Türsteher sind, aber auch manchen Monstern. Pfützen sind in jedem Fall faszinierend.

Das weiß Georg Sommer, Präparator im Naturhistorischen Museum auf Schloss Bertholdsburg in Schleusingen und Hobbyfotograf, schon lange. Er springt aber nicht in Pfützen. Er beugt sich über sie und fotografiert sie. Auf den Fotos können die Betrachter dann ebenfalls völlig andere Welten entdecken – ganz ohne nass zu werden oder sich Beulen zu holen.

20 seiner eisigen Pfützenfotos sind nun bei Mario Foerster in der Buchhandlung am Schloss, Markt 12, zu sehen sind. „Wir sind nach einer Lesung ins Gespräch gekommen – und Georg hat mir Fotos gezeigt. Da war für mich klar: die sollten gezeigt werden“, sagt der Buchhändler. Das werden sie nun – mindestens einen Monat lang, montags bis freitags von 10 bis 18 und samstags von 10 bis 12 Uhr.

Eine Auswahl können wir unseren Lesern anbieten – als Anregung für die Fantasie an einem Winterwochenende. Ein paar Vorschläge zur Interpretation stehen unter den Bildern, aber jeder sieht in den gefrorenen Kunstwerken natürlich etwas anderes. Vielleicht sind sie ja auch Anregung, selbst auf Fotopirsch zu gehen und aus interessanten Perspektiven eine ganz neue Welt erstehen zu lassen.

Ökologisch stellen Wasserpfützen Kleinstgewässerbiotope dar. Antoni van Leeuwenhoek – der Erfinder des Mikroskops – entdeckte um 1668, dass Pfützen im mikroskopischen Bereich Leben enthalten. Für viele Kleinlebewesen, wie Insekten, bieten Senken Kühle, Feuchtigkeit und Wasser, während Erhebungen mehr Sonnenlicht und einige Grad Celsius mehr Wärme bieten.

In tieferen Waldpfützen gedeihen insbesondere Lurche und Molche oder rasten auf ihren Wanderungen. Die Kreuzkröte benötigt vegetationsarme Pfützen, etwa in Kiesgruben, zur Vermehrung. Für Vögel sind Pfützen Trink- und Bademöglichkeiten. Schwalben verwenden feuchten Lehm aus Pfützen für ihren Nestbau. Ein Grund für den Rückgang der Rauchschwalbe ist auch das Verschwinden der Pfützen aus der Landschaft, der durch den Ausbau landwirtschaftlicher Wege durchgeführt wurde. Pfützen neigen dazu, immer größer und dauerhafter zu werden (Selbstverstärkung). Das stehende Wasser weicht den Boden auf, beim Durchfahren der Pfütze wird schlammiges Wasser verspritzt und gröbere Bestandteile des Bodens bleiben im Umfeld liegen. Die Pfütze wird tiefer und größer.

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