Der Fachkräftemangel ist inzwischen allgegenwärtig. Wir bekommen ihn im Alltag zu spüren. Bäcker schränken ihre Öffnungszeiten ein, weil sie kein Verkaufspersonal mehr finden, Gastronomen öffnen nur noch zu bestimmten Zeiten, weil sie nicht mehr genug Köche und Kellner finden. Von den Problemen in Pflegeeinrichtungen, der Medizin oder im produzierenden Gewerbe ganz zu schweigen. Bisher hatten Wirtschaftsverbände stets die Strategie gefahren, jungen Menschen die Chancen einer dualen Ausbildung aufzuzeigen und sie so von einer akademischen Karriere abzuhalten. Doch nun wird sichtbar: Nicht nur die Akademisierung ist eine Konkurrenz, sondern auch der Staat. Eine Umfrage zeigt: Eine deutliche Mehrheit der Thüringer würde sich bei gleichwertigen Jobangeboten lieber für den öffentlichen Dienst als für die freie Wirtschaft entscheiden. Dabei spielt die Sicherheit des Arbeitsplatzes eine Rolle. Doch den Thüringern ist ein anderer Aspekt noch viel wichtiger: Die höheren Bezüge im Alter, die zum Beispiel bei einer Verbeamtung locken. Es ist ein Unterschied, ob man den Ruhestand mit gut 70 Prozent oder mit knapp 50 Prozent seines letzten Gehalts verbringt. Aktuell wird in der Politik ja viel über Reformen des Sozialstaates diskutiert. Hier wäre ein Ansatzpunkt.