Ultra-Laufen Zwei Läufer schaffen fast 114 Kilometer am Stück

Berit Richter
Knapp 114 Kilometer am Stück: Swen Thorhauer (vorn) auf der Strecke. Foto:  

TRCT-Backyard Ultratrail in Arnstadt: Swen Thorhauer und Marcel Bilek gewinnen mit jeweils fast 114 km.

 
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Arnstadt - „Das schafft keiner mehr!“, hatte Marcus Quester noch vor zwei Wochen gemeint, als der aus Arnstadt stammende und in Erfurt lebende Swen Thorhauer mit 113,90 an einem Stück zurückgelegten Kilometern an die Spitze der Wertung des TRCT-Backyard Ultratrail gestürmt war (siehe „Freies Wort“ vom 26. Mai, Seite 28). TRCT steht für Trailrunning-Crew Thüringen und vereint Leute mit einem Faible für ultralange Läufe. Marcus Quester gehört zu ihnen und hatte den TRCT-Backyard Ultratrail initiiert, bei dem es darum ging, im Laufe des Monats Mai auf einer vorgegebenen Strecke – hier konkret südlich der Arnstädter Alteburg gelegen – an einem Stück so viele Kilometer als möglich zurückzulegen.

Doch Questers Prognose platzte. Swen Thorhauer muss sich den Sieg mit Marcel Bilek aus Gotha teilen. Dieser hatte auf dem letzten Drücker genau die gleiche Distanz geschafft.

„Macht nichts“, sagen die beiden Ausdauerlauf-Spezialisten. Mitte 2018 hatten sie sich bei einem XXL-Lauftreff kennengelernt und schnell bemerkt, dass sie die Leidenschaft für lange Läufe teilen. Von da an fand man sich nicht nur sympathisch, sondern traf auch bei Wettkämpfen immer wieder aufeinander. Seit dem 5. Oktober 2019 betrachten sich Swen Thorhauer und Marcel Bilek sogar als Blutsbrüder – was nichts mit Indianern, sondern mit der Formel B.L.U.T. zu tun hat. Die steht nämlich für den Bleichloch Ultra Trail über 85,4 Kilometer, welchen die beiden gemeinsam auf Platz fünf absolvierten.

Hochzufrieden zeigt sich Marcus Quester mit der Gesamtresonanz auf den erstmals ausgetragenen virtuellen Lang-Laufwettbewerb. Insgesamt wurden 2914,43 Kilometer zurückgelegt, das waren im Durchschnitt 45,25 pro Teilnehmer. 116 336 Höhenmeter (Durchschnitt 1789,78) wurden absolviert. „Eine tolle Community-Challenge, der sich 65 Teilnehmer – 50 Männer und 15 Frauen – mit voller Motivation und Hingabe unterzogen haben“, so Questers Fazit.

475 Runden wurden dabei insgesamt auf einer Strecke zurückgelegt, die vom Alteburgturm über die beiden Aussichtspunkte „Schneckchen“ und „Kreuzchen“, Maempels Höhe und den Wüsten Berg, über den Jungfernsprung und final über den Königstuhl reichte. „6,7 herrliche Kilometer mit anspruchsvollen 280 Höhenmetern. Einige starteten im Morgengrauen, manche nutzten kleine Zeitfenster. Es wurde die Nacht durchgelaufen, bei Hagel, Regen, Sturm und Sonnenschein. Bei allen Unwägbarkeiten, eines war immer sicher: Es ging immer wieder bergauf und zwar so lange, bis die Beine schmerzten“, so Marcus Quester. Die meisten Starter seien „an die persönliche Leistungsgrenze und teilweise darüber hinaus“ gegangen. Einige liefen im Rahmen der Challenge ihren ersten Marathon überhaupt, andere feierten ihre persönliche Ultrapremiere.

Einzelne liefen sogar doppelt, so die beiden Sieger Swen Thorhauer und Marcel Bilek, die zunächst Anfang Mai jeweils 100 Kilometer zurücklegten und dann am Monatsende jeweils noch knapp 14 Kilometer drauf packten. Auch Julia Georgi und Dirk Wagner übertrumpften ihre ersten Ultraläufe nochmals und stellten persönliche Rekorde ein. Der Kirchheimer Tim Spaleck (19 Jahre) lief als jüngster Teilnehmer erstmals in seinem Leben einen Marathon und gleichzeitig einen Ultra-Trail (50 km). Melanie Hey holte sich bei den Frauen den Sieg auf der Ultra-Strecke sowie bei der schnellsten Runde.

„Grundsätzlich sind alle Sieger im weitesten Sinne, denn jeder hat sich der Herausforderung gestellt und ist an seine Grenzen gegangen“, findet Marcus Quester. „Ich bedanke mich bei allen, die mit ihren Teilnahmen dazu beigetragen haben, diese Community zu bereichern und mit Leben zu füllen. Ein ausdrücklicher Dank geht auch nochmals an unsere Unterstützer.“

Swen Thorhauer und Marcel Bilek haben derweil schon das nächste gemeinsame Ziel im Auge: Am 27. August wollen sie den Rennsteig nonstop absolvieren, und zwar bei einem Einladungslauf, organisiert vom Lauffeuer Fröttstädt.

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