Ukraine-Hilfe Von Kiew nach Kupfersuhl: Wenn aus Fremden Freunde werden

Tamara Osypchuk (Mitte) feierte ihre 85. Geburtstag und wurde vom Beigeordneten der Stadt Bad Salzungen Hannes Knott (2. von links) beglückwünscht. Die Seniorin ist mit ihren Töchtern Natalia Barchau (rechts) und Olena Khmelnytskyy (2. von rechts) und deren Ehemann Glib sowie dem Urenkelchen Illia aus Kiew geflohen. Bei Ina Hennicke (3. von rechts) und Mirjam Lössin (links) in Kupfersuhl haben sie ein zu Hause auf Zeit gefunden.             Foto: Marie-Luise Otto

Tamara Osypchuk aus Kiew hat ihren 85. Geburtstag in Kupfersuhl gefeiert – bei Mirjam Lössin und Ina Hennicke, die vor wenigen Wochen noch Fremde waren und nun Freunde sind.

 
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Als der Krieg in der Ukraine ausbrach, war für Ina Hennicke und Mirjam Lössin sofort klar: Sie wollen helfen. „Meine Eltern waren selbst Geflüchtete im 2. Weltkrieg und wir wollen etwas zurückgeben“, erzählt Mirjam Lössin. Über einen Bad Salzunger Bekannten kam der Kontakt zu Olena und Glib Khmelnytskyy zustande, die gemeinsam mit ihrer Mutter Tamara Osypchuk, der Schwester Natalia Barchau und den Enkelkindern Kira und Illia aus Kiew flohen und eine Bleibe suchten. „Wir haben sofort zugesagt und ganz schnell unsere Einliegerwohnung umgeräumt“, erzählt Mirjam Lössin. Ende März war das – die sechs Ukrainer zwischen zwei und 84 Jahren kamen samt Katze nach Kupfersuhl. Und in den vergangenen Wochen sind aus Fremden Freunde geworden.

Gemeinsam wurde nun ein besonderes Jubiläum begangen: Babuschka Tamara feierte ihren 85. Geburtstag. Hannes Knott (CDU), hauptamtlicher Beigeordneter der Stadt Bad Salzungen, gehörte zu den Gratulanten. Aktuell leben in Bad Salzungen und den Ortsteilen 200 ukrainische Geflüchtete, berichtete er. „Und Tamara Osypchuk ist die erste, die einen runden Geburtstag feiert, bei dem der Bürgermeister oder ich einen Besuch abstatten.“ Hannes Knott lobt das Engagement von Ina Hennicke und Mirjam Lössin. „Das ist unkonventionelle Hilfe, die gebraucht wird.“

Die beiden Frauen und die Ukrainer sind inzwischen ein eingespieltes Team. Der kleine Illia geht seit einigen Wochen in den Kindergarten in Gumpelstadt und dessen achtjährige Cousine Kira hat die Moorgrund-Schule besucht. Sie ist jedoch vor einigen Tagen zu ihrer Mutter gereist, die nach Schweden geflohen ist. „Wir versuchen Normalität zu leben“, sagt Ina Hennicke. Verständigt wird sich in Russisch und Englisch und mit Händen und Füßen.

Der Ukraine-Krieg ist jeden Tag präsent. Sohn und Tochter von Olena und Glib Khmelnytskyy sind mit ihren Partnern in Kiew geblieben und natürlich ist die Sorge um sie groß. Enorm ist aber auch die Dankbarkeit der Ukrainer für die Hilfe der Kupfersuhler. „Wir fühlen uns hier sehr wohl – es ist wie Familie“, sagt Glib Khmelnytska. Vor einigen Jahren sind er und seine Frau schon einmal als Touristen in Deutschland gewesen, haben Städte wie Frankfurt/Main und Heidelberg besucht. „Wir wollen gern noch viel mehr sehen“, sagt er.

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