TV-Show aus Suhl Das „Adventsfest“ trotzt der Pandemie

Was für eine Show! Es wurde geplant, beraten, verworfen – die Pandemie wirbelte die diesjährige TV-Produktion komplett durcheinander. Am Ende gibt es kein Publikum und keine Livesendung, aber am 27. November dennoch ein „Adventsfest der 100 000 Lichter“ aus Suhl.

 
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Das war die heftigste Produktion, die wir in der Pandemie erlebt haben“, sagt Produzent Michael Jürgens über das diesjährige „Adventsfest“. Alles ist im Kasten, wie es so schön heißt. Auch „Die Schlager des Jahres“, und „Das große Adventsfestsingen“ – beides ebenfalls mit Florian Silbereisen – sind fertig. Drei Shows am Stück hat Jürgens mit seiner Mannschaft im Auftrag des MDR in Suhl produziert, wobei er vor einer Woche noch davon ausging, mit Publikum und live senden zu können.

Doch die Corona-Lage vor allem in Sachsen, Bayern und Thüringen änderte alles. „Eine Show mit Publikum wäre das falsche Signal gewesen, wenn in vielen Städten Weihnachtsmärkte abgesagt werden“, kommentiert Michael Jürgens die Entscheidung. Und am Ende sei es für die Produktion einfach sicherer gewesen, die Shows an mehreren Tagen aufzuzeichnen, anstatt an einem Abend mehrere hundert Künstler und Techniker gleichzeitig im CCS zu haben. Es sei aber viel weniger Zeit als sonst gewesen und auch auf Bilder mit klatschenden und feierndem Publikum müsse man leider verzichten. „Ich hoffe, dass es am Ende trotzdem funktioniert“, sagt Michael Jürgens. Das 16. sei auch das schwierigste „Adventsfest“ gewesen. „Aber ich bin froh, dass wir es hier in Suhl machen konnten.“

An tollen Gästen fehlt es der Show nicht: Bülent Ceylan – Vater von drei Kindern und Botschafter der Stiftung Lesen – widmet sich diesmal der Weihnachtsgeschichte. Das Friedenslicht kommt wie in jedem Jahr aus Österreich nach Suhl: Andrea berg singt das Friedenslichtlied. Die No Angels sind mit dabei und die Kelly Family, Roland Kaiser und Andreas Gabalier, Howard Carpendale und natürlich Ella Endlich mit ihrem Song zur „Aschenbrödel“-Melodie. Daniela Katzenberger wird zusammen mit Lucas Cordalis und Tochter singen, es gibt schottische Musik und natürlich das Nürnberger Christkind, das auch in diesem Jahr keinen Markt eröffnen durfte.

Live ist live – aber live ist eben auch nicht alles. Trotz aller Mühen hinter den Kulissen: Die Terminpläne der Künstlerinnen und Künstler, die in dieser Woche in Suhl bei der Aufzeichnung vor den Kameras standen, wurden heftig durcheinander gewirbelt. Alle nahmen es gelassen – denn am Ende zählt auch für sie, dass es überhaupt eine Show gibt.

An besonderen Momenten mangelt es dem diesjährigen „Adventsfest“ sicher nicht – etwa, wenn Matthias Reim und Christin Stark zum ersten Mal bei einer Weihnachtssendung gemeinsam auf der Bühne stehen und „Last Christmas“, laut Reim „der größte Weihnachtshit aller Zeiten“, singen. In einer deutschen Version übrigens, und in einem brennenden Herz stehend – die Kulisse für die beiden. Dass Weihnachten bei Matthias Reim – er hat Christin Stark, die ein Kind erwartet, letztes Jahr geheiratet – in diesem Jahr besonders familiär ausfällt, darf man erwarten: Das traditionelle Glöckchen, mit dem zur Bescherung geläutet wird, spiele dabei eine ebenso große Rolle wie der Kamin, verrät der Sänger. Höchstselbst wird er im Hause Reim mit Holz bestückt. Und seiner Frau traut er ein souveränes Händchen beim Festtagsbraten zu. Er selbst kann sich zurücklehnen, die Arbeit ist getan: Im Januar erscheint sein neues Album „Matthias“, im April will auch Christin Stark eine Platte vorlegen, ehe sie dann im Spätsommer auf Solo-Tournee geht.

Was wäre das „Adventsfest“ ohne Andy Borg? Unvorstellbar! Natürlich ist der illustre Entertainer und Sänger auch in diesem Jahr mit dabei, singt „Weihnachten, Weihnachten, steht vor der Tür“, und ist sogar ein wenig stolz darauf, damit ausgerechnet in Suhl einen alten DDR-Weihnachtshit von Thomas Lück zu interpretieren. „Der passt zu mir“, findet Borg. Wie vielleicht auch ein Zwei-Mann-hoher Nussknacker aus Styropor, mit dem das Fernsehen seinen Auftritt auf der Bühne optisch garniert. Ob er den, wie er in der Show behauptet, mit nach Hause nimmt – fraglich. Auf jeden Fall aber packt er als Fan der erzgebirgischen Schnitzkunst eine Miniature-Angela Merkel und einen ebenso kleinen Christian Drosten ein. Kleine Geschenke von Florian Silbereisen. Andy Borg hat mehr als 200 Nussknacker zuhause, erzählt er. „Und eine Nussknackerin“. Die habe ihm Stefanie Hertel einmal geschenkt.

Und sonst macht der Andy natürlich Spaß auf der Bühne, erzählt von den Vanille-Kipferl seiner Mutter als überhaupt einzig verzehrbares Weihnachtsgebäck und scherzt nach der Show über Katzenkissen, die man dem Borg’sche Haus-Tiger unter den Baum legt. Beim Essen ist er übrigens recht spontan. Auf den Tisch kommt an Heiligabend, was den Borgs spontan in den Sinn fährt, und sei es „Bratwurst mit Sauerkraut.“ An den beiden Feiertagen sind sie ohnehin eingeladen. Auch wenn es Andy Borg in der Show gut verpacken kann, ihm fehlt schon das Live-Publikum. „Es ist merkwürdig, wenn niemand reagiert“.

Sechs TV-Sendungen hat Michael Jürgens in diesem Jahr im CCS über die Bühne gebracht. Ihm ist es wichtig, einmal Danke dafür zu sagen: „Das ist mehr als nur eine Unterstützung, das ist wirklich eine echte Zusammenarbeit, bei der alles möglich gemacht wird, was irgendwie möglich ist.“ Zum Dank gibt’s auch diesmal das „Adventsfest“ aus Suhl. Es wird, wenn auch nicht live, vom Ü-Wagen hinter dem CCS am Samstagabend zu hunderttausenden Familien in Deutschland, Österreich und der Schweiz gesendet. Eigentlich, tja eigentlich fast wie immer.

„Das Adventsfest der 100 000 Lichter“, Samstag, 27. November, 20.15 Uhr im Ersten

„Das große Adventsfestsingen mit Silbereisen, Carpendale & Co“, 10. Dezember, 20.15 Uhr, MDR

„Die Schlager des Jahres“, 30. Dezember, 20.15 Uhr, MDR

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