Trockenheit Wasser wird stellenweise knapp

Der Sommer 2022 schickt sich an, wieder ziemlich trocken zu werden. Das sorgt mancherorts in Thüringen für Probleme bei der Wasserversorgung. Kommunen reagieren bereits mit Verboten.

 
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Selbst die Gießkanne ist in einzelnen Städten schon verboten. Foto: YAY Images/ imago

Gießen der Pflänzchen im Garten verboten – jedenfalls wenn das Wasser aus einem nahen Fluss oder Bach stammt. Mit dieser Vorschrift haben eine Reihe von Landkreisen und Städten auf die anhaltende Trockenheit in Thüringen reagiert. Betroffen sind insbesondere Mittel- und Ostthüringen. Auch die Waldbrandgefahr im Freistaat steigt weiter. Eine Besserung der Lage ist auch wegen der an diesem Wochenende vorhergesagten Hitze nicht zu erwarten

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In Jena dürfen seit Freitag nicht einmal mehr Gießkannen mit Wasser aus den kleineren Flüssen und Bächen der Stadt gefüllt werden, wie die Stadt mitteilte. Wer zum Bewässern seines Gartens eine Erlaubnis für eine Pumpe hatte, darf das dann auch nicht mehr tun. Ausnahmen gibt es für das Tränken von Vieh und für die Feuerwehr. Lediglich aus der Saale darf weiter Wasser genommen werden.

Ähnliche Regelungen gelten auch in anderen Kommunen – zum Teil bereits schon seit den ebenfalls sehr trockenen Jahren 2018/19, wie im Ilm-Kreis und den Städten Erfurt und Gera. Der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt plant einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa zufolge ab kommender Woche eine Allgemeinverfügung, die die Wasser-Entnahme mit Pumpen verbietet.

Grund für die Verbote ist, dass die Pegelstände der Bäche und Flüsse auf ein teilweise bedenklich niedriges Niveau gesunken sind. „Der für Fische, Kleinstlebewesen und Pflanzen notwendige Mindestwasserabfluss ist nicht mehr flächendeckend gewährleistet“, hieß es von den Behörden. Auch in den Monaten April und Mai sei deutlich weniger Regen gefallen als im langjährigen Mittel zu erwarten gewesen wäre.

Aus diesem Grund liegen die Flusspegel derzeit meist zwischen einem Drittel und einem Fünftel der üblichen Durchflussmenge. „Generell sehen wir schon einen sehr niedrigen Wasserstand“, sagte ein Sprecher des Thüringer Landesamts für Umwelt, Bergbau und Naturschutz auf Anfrage. Schon in den Jahren 2014 bis 2020 habe die Trockenheit für niedrige Stände gesorgt. Vergangenes Jahr habe sich die Lage vorübergehend etwas entspannt, doch 2022 reihe sich in den Trend der vorangegangenen Jahre ein.

Weniger dramatisch ist bislang noch die Situation in Südthüringen, wobei auch hier am Freitag etwa die Werra in Eisfeld (Kreis Hildburghausen) nur noch 64 Liter pro Sekunde führte gegenüber 1060 Litern, die sonst hier im Durchschnitt fließen. In Gerstungen (Wartburgkreis) waren es 5,81 statt der üblichen 30,6 Kubikmeter pro Sekunde. In Suhl war die Lauter am Freitag mit 284 Litern pro Sekunde noch vergleichsweise gut gefüllt, 889 Liter sind hier der Durchschnitt.

Entwarnung in Sachen Wasserversorgung gibt demgegenüber die Thüringer Fernwasserversorgung: Die sechs versorgungswirksamen Trinkwasser-Talsperren im Freistaat seien im Mai zu etwa 100 Prozent des sogenannten Sommerstauziels gefüllt gewesen – insgesamt ein Fassungsvermögen von rund 90 Millionen Kubikmetern. Demgegenüber werden den Angaben zufolge jährlich rund 50 bis 52 Millionen Kubikmeter Wasser aus den Talsperren zur Aufbereitung als Trinkwasser geliefert.

Auch die etwa 70 weiteren Stauanlagen, aus denen Brauchwasser für Industrie und Landwirtschaft geliefert wird, seien gut gefüllt, so die Fernwasserversorgung. Perspektivisch rechne man mit einem deutlich höheren Bedarf, da durch die trockeneren Jahre insbesondere die Landwirtschaft mehr Flächen bewässern müsse.