Gesamtboden mit dunkelbraunen Punkten
"Wenn man allerdings auf große Sträucher und vor allem Bäume schaut, ist die Situation anders", sagte Marx der dpa. Denn für den sogenannten Gesamtboden, der auch die tieferen, von den Baumwurzeln erfassten Bodenschichten berücksichtigt, weist der Dürremonitor dunkelbraune Punkte auf. Das betrifft etwa Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Teile Nordrhein-Westfalens.
Hier handele es sich allerdings nicht um ein neues Dürre-Ereignis, sondern um Bereiche, in denen seit 2018 die Bodenfeuchte zurückging und seitdem etwa in den Wintermonaten nicht ausreichend aufgefüllt wurde, erläuterte Marx. In den betroffenen Wäldern müsse bereits jetzt mit Schäden auch im Sommer 2022 gerechnet werden.
Im Norden kaum Regen
Seit rund vier Wochen beobachten die Meteorologen "eine sehr ungleiche Verteilung" der Niederschläge, wie Brömser ausführte: Im Norden falle seit Wochen so gut wie kein Regen, im Süden gab es immerhin Schauer und Gewitter. "Im Norden und in der Mitte liegt die Bodenfeuchte deutlich unter den Werten, die für Mitte Mai üblich sind." Im April etwa fielen im Nordosten Deutschlands teilweise nur 25 Liter Regen pro Quadratmeter und verstärkten das bereits bestehende Niederschlagsdefizit.
Für die Landwirtschaft sei das aktuell noch kein großes Problem, sagte DWD-Agrarmeteorologe Brömser: Getreide, das vor dem Winter gepflanzt wurde, habe bereits tiefe Wurzen, die feuchte Schichten im Erdreich erreichen könnten. Kritischer sei neu Gepflanztes wie Zuckerrüben, Mais oder Soja, denn deren Wurzeln seien noch nicht genug ausgeprägt: "Sie erreichen die feuchten Schichten nicht."
Waldbrandgefahr "mäßig"
In den meisten Regionen sei die Waldbrandgefahr "mäßig". Die Blätter seien noch grün und nicht so brandanfällig. In den nächsten Tagen könnte der Waldbrandindex im Osten aber auf die höchste Stufe klettern, sagte Brömser.
Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald appellierte an alle Waldbesucher, umsichtig und verantwortungsbewusst zu sein: "Halten Sie sich an das gesetzliche Rauchverbot im Wald. Grillen und offenes Feuer sind im Wald verboten" und "Halten Sie Waldwege und Waldzufahrten frei - sie dienen als Rettungswege", hieß es unter anderem in dem Aufruf der Waldschützer.
Wochenende wieder sommerlich
Eine grundlegende Änderung sieht der Meteorologe kurzfristig nicht: Am Wochenende bleibe es trocken, Anfang nächster Woche könnte es Gewitter geben, aber dabei bleibt der Niederschlag naturgemäß lokal begrenzt. "Ein schöner Landregen ist nicht in Sicht."
In Sicht ist vielmehr sommerliches Wochenendwetter, am Samstag mit Höchsttemperaturen von 22 bis 27 Grad. Einzelne Schauer oder Gewitter soll es an diesem Tag wieder nur im äußersten Süden Deutschlands geben, wie der DWD vorhersagte. Am Sonntag soll es noch wärmer werden, im Südwesten sind dann lokal sogar 30 Grad möglich, wie schon am 12. Mai, dem ersten heißen Tag des Jahres. Regen soll am Sonntag laut der Prognose nirgendwo in Deutschland fallen.
Auch Europa von Dürre betroffen
Erst vor wenigen Tagen hatten die Vereinten Nationen (UN) ihren Dürrebericht vorgestellt. Er verdeutlichte, wie gravierend die Auswirkungen sind, wenn aus Trockenheit Dürre wird - nicht nur in den Ländern des Sahel.
So wurden in Europa im vergangenen Jahrhundert immerhin 45 größere Dürren verzeichnet, die Millionen Menschen betrafen und einen wirtschaftlichen Gesamtschaden von 26,4 Milliarden Euro verursachten. Inzwischen seien rund 15 Prozent der Landfläche und etwa 17 Prozent der Bevölkerung der EU von Dürre betroffen, so der UN-Bericht.