Meiningen - Es scheint ganz so, als ob die Enkeltrickbetrüger gerade den Landkreis Schmalkalden-Meiningen terrorisieren. Extrem häufig versuchten sie in den vergangenen Tagen, ältere Menschen aus der Region abzuzocken. Wie üblich, wählen sie nach einem höheren Lebensalter klingende Namen in Telefonverzeichnissen aus, um die Senioren anzurufen und ihnen mit hanebüchenen Geschichten über verunglückte oder erkrankte Kinder und Enkel viel Geld aus der Tasche zu ziehen. Aktuell tischen die Betrüger, die meist – wie Recherchen und Ermittlungen ergeben haben – in Callcentern im Ausland sitzen und ihre Handlanger vor Ort zum Geld-Abholen losschicken, zwei recht ähnliche Legenden auf. Ein angeblicher Arzt aus dem Meininger Klinikum meldet sich am Telefon und behauptet, ein Kind oder Enkel habe einen Unfall erlitten oder sei an Covid-19 erkrankt und brauche ein teueres Medikament. Bei einer Frau aus Herpf rief „Doktor Wagner“ am Samstag gegen 13 Uhr mit unterdrückter Nummer an und meldete sich angeblich aus dem Klinikum in Dreißigacker. „Er sagte, meine Tochter läge im OP-Saal, sie wäre verunglückt“, erzählt die Herpferin, deren Tochter aber tatsächlich in ihrer Nähe weilte. „Deswegen sagte ich, dass das nicht sein könne, da meine Tochter neben mir steht. Wortlos legte der Anrufer auf, der mit einem nur leicht hörbaren ausländischen Akzent sprach.“ Als sie später die Polizei informierte, sagte ihr der Beamte am Telefon: „Doktor Wagner versucht schon den ganzen Tag, 27 000 Euro für die Behandlung und Medikamente für verunglückte Angehörige zu erhalten“, erzählt die Herpferin. „Zu meinem Geburtsjahr 1946 meinte er, dass ich nicht die Älteste bin, die sich heute an die Polizei wendet.“