Treppenlauf Sonneberger Feuerwehrleute jubeln über Berlins Dächern

Vier Feuerwehrmänner aus der Spielzeugstadt haben sich der Herausforderung des zehnten Feuerwehr-Treppenlaufs in der Hauptstadt gestellt. Für einen von ihn war es ein besonders emotionales Erlebnis. Er lief für seinen kürzlich gestorbenen Vater.

 
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Berlin/Sonneberg - Am Ende liegen sie sich alle in den Armen: Christian Schwesinger und Sebastian Fröbel. Andreas Engelhardt und Christian Rau von der Feuerwehr Sonneberg-Oberlind. Mit ihren mitgereisten Freunden, Teams und Sponsoren feiern sie ihre Leistung, die sie an diesem Tag erbracht haben.

Die vier Feuerwehrmänner gehören am Samstag zu den mehr als 880 Teilnehmern des zehnten feuerwehr-Treppenlaufs in Berlin. Er ist Europas teilnehmerstärkste Veranstaltung dieser Art. 770 Stufen müssen die Teams erklimmen bis zum 38 Stockwerk des Park-Inn-Hotels am Alexanderplatz mitten im Herzen der Stadt. Zur Belohnung gibt es eine Medaille und eine grandiose Aussicht über die Dächer Berlins.

„Das war schon ein besonderer Moment dort oben“, sagt Sebastian Fröbel, als er wieder unten angekommen ist. Mit seinem Kameraden Christan Schwesinger hatte er eigentlich die Taktik, es ruhig angehen zu lassen, um nach oben heraus noch Reserven zu haben. „Der Plan ist das eine, die Realität sieht dann ganz anders aus“, sagt Fröbel. Angetrieben vom Adrenalin im eigenen Körper und den Anfeuerungen der Zuschauer, die im Startbereich vor dem Brunnen ein Spalier bilden, seien sie dann doch vom ersten Meter an ein recht hohes Tempo gegangen. Gericht hat die Kraft trotzdem.

Die beiden Sonneberger musste die Strecke mit als erste in Angriff nehmen. Um 11 Uhr war der erste Startschuss gefallen, schon um 11.10 Uhr machten sich Fröbel und Schwesinger auf den Weg. Und so sind die beiden freiwilligen Feuerwehrleute das erste Team, das gegen 12 Uhr schon auf der kleinen Bühne im Startbereiche seine Eindrücke im Interview schildert.

Gerade für Schwesinger sind die Emotionen an diesem Tag besonders intensiv. An seinem Gürtel trägt er ein Foto seines Vaters mit sich. „Für ihn sind wir heute gelaufen“, erzählt er. Sein Vater ist vergangene Woche gestorben, habe sie aber auch in seinen letzten Tagen immer wieder ermuntert, auf jeden Fall am Treppenlauf in Berlin teilzunehmen. Fast täglich hat er ihnen im Training gute Wünsche mit auf den Weg gegeben, denn von seinem Elternhaus aus machten sich Schwesinger und Fröbel meistens auf den Weg zu ihren Trainingsläufen. Durch den Wald, auf losem Untergrund, immer den Berg hinauf, immer in voller Feuerwehrausrüstung mit Druckluftflasche und Atemmaske.
„Unser Plan war es, das Training schwerer zu machen als den Lauf selbst“, berichtet Fröbel. Denn losen Untergrund gibt es im Berliner Hochhaus schließlich nicht. Fröbel hat auf jeden Fall Blut geleckt. Der Feuer-Treppenlauf im kommenden Jahr in Oberhof, hinaus zu den Skisprungschanzen ist für ihn ein Ziel. „Wenn wir denn einen Startplatz bekommen.“

Genau diesen Lauf haben Engelhardt und Rau schon in den Beinen. Sie waren bei der diesjährigen Premiere im Kanzlersgrund am Start, haben danach einfach weiter trainiert für Berlin. „Das haben wir schon gemerkt“, erzählen die beiden nach ihrem Lauf. Die Reise nach Berlin habe sich für sie auf jeden Fall gelohnt. „Es sind ja alles Feuerwehrleute hier, da versteht man sich immer gut“, sagt Engelhardt. Ab Stockwerk 30 seien die Beine allerdings schwer geworden, ab Stockwerk 35 habe es dann richtig weh getan. Der Vorteil zu Oberhof sei in Berlin, dass die Stufen alle die gleiche Höhe haben, die Treppenabsätze alle die gleiche Form. „Da ist es leichter, einen Rhythmus zu finden“, sagt Rau. Der Vorteil der Stahltreppen in Oberhof sei dagegen, dass sie so schmal sind, dass man mit beiden Händen den Handlauf greifen könne. „Das klappt hier in Berlin nicht.“

Den Nachmittag verbringen die Sonneberger gemeinsam mit ihren Teams und Sponsoren. „Ohne geht es nicht“ erklärt Fröbel. So hätten sie den Kraftraum des Sonne-Bedes kostenlos nutzen dürfen. Unternehmen unterstützten sie bei den Reisekosten. Sie feiern, schießen Familienfotos mit anderen Feuerwehren. Gleich neben ihnen steht eine Gruppe in US-amerikanischen Uniformen. Ein Foto, ein kurzer Plausch. Oberhof kennen die Amerikaner. Am 1. April will Initiator Marco Juffa aus Ilmenau die zweite Auflage des Thüringer Feuerwehr-Treppenlaufs noch größer aufziehen. Die Sonneberger wollen mit dabei sein. Berlin war ein spektakulärer, emotionaler Zwischenstopp. 

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