Reise anders als geplant
Wie viele Tausende ihrer Altersklasse war Elisa mit ihren Freunden ursprünglich zur Wallfahrt der Teenager aus Anlass des Heiligen Jahres nach Rom gekommen, das an diesem Wochenende stattfindet. Am Sonntag sollte während der Messe ein Highlight des Heiligen Jahres in Rom stattfinden: Die Heiligsprechung des als „Internetheiliger“ geltenden Carlo Acutis. Diese musste nun verschoben werden - für eine Heiligsprechung ist die Unterschrift des Papstes zwingend. Dass sie in dieser Zeit, in der sie in Rom sind, der Beerdigung des Papstes beiwohnen würden, damit hätten sie und ihre Freunde bei der Planung ihrer Rom-Reise im Januar nie gerechnet. Sie sind froh, dass sie bei diesem historischen Ereignis teilhaben konnten.
Nicht nur auf dem Petersplatz und in der anschließenden Via della Conciliazione versammeln sich die Gläubigen an diesem Samstag, um von ihrem Papst Abschied zu nehmen. Auch die Straßen im Zentrum von Rom, durch die der Sarg des Papstes nach der Trauerfeier in Richtung der Basilika Santa Maria Maggiore gefahren wird, sind von weiteren rund 150.000 Menschen gesäumt.
Beisetzung in einer nicht-öffentlichen Zeremonie
In einem umgebauten weißen Papamobil wird der Sarg des Papstes - schlicht und ohne Blumenschmuck oder sonstige Dekoration - zu seiner letzten Ruhestätte gefahren. Immer wieder brandet Applaus auf, sobald das Papamobil in Sichtweite kommt.
Und auch hier, vor der Basilika, in der das Oberhaupt der katholischen Kirche auf eigenen Wunsch wenig später in einer nicht-öffentlichen Zeremonie beigesetzt wird, liegt der Fokus auf der Nähe, die Franziskus zu den Menschen unterschiedlichster Couleur gesucht hat. Eine Gruppe von Armen und Benachteiligen, Transgender-Personen und Insassen des römischen Gefängnisses Rebibbia erwarten den Sarg des Papstes am Eingang zu Santa Maria Maggiore. Sie alle konnten Franziskus zu dessen Lebzeiten kennenlernen - für sie hat er sich Zeit genommen, sie lagen ihm am Herzen. Und er ihnen.
Re wendet sich an den Verstorbenen
Sie und einige Kinder, die weiße Rosen in die Kirche tragen, sind es, die neben den Kurienmitgliedern, die an der Beisetzung des Papstes anwesend sind, Franziskus einen letzten Gruß mitgeben.
Kardinal Re beendet seine Predigt am Vormittag auf dem Petersplatz mit der Erinnerung, dass Papst Franziskus seine Ansprachen und Begegnungen mit den Worten zu beenden pflegte: „Vergesst nicht, für mich zu beten.“ „Lieber Papst Franziskus“, wendet sich Re an den Verstorbenen. „Nun bitten wir dich, für uns zu beten und vom Himmel aus die Kirche, Rom und die ganze Welt zu segnen, so wie du es letzten Sonntag vom Balkon dieser Basilika aus getan hast, in einer letzten Umarmung mit dem ganzen Volk Gottes, aber auch im Geiste mit der gesamten Menschheit, die mit aufrichtigem Herzen nach der Wahrheit sucht und die Fackel der Hoffnung hochhält.“