Trainerknall im Biathlon Velepec wirft das Handtuch

Nach einer erneut schwachen WM für die deutschen Männer beendet Uros Velepec mit sofortiger Wirkung seine Arbeit als Bundestrainer. Das Amt bei den deutschen Biathleten übernimmt ein alter Bekannter.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Sofortiger Rücktritt: Uros Velepec ist nicht mehr Bundestrainer der deutschen Biathlon-Männer. Foto: Kevin Voigt

Der Slowene Uros Velepec tritt überraschend und mit sofortiger Wirkung als Biathlon-Cheftrainer zurück. Der 57-Jährige habe darum gebeten, von seinen Aufgaben entbunden zu werden, teilte der Deutsche Skiverband nur zwei Tage nach dem Ende der Weltmeisterschaft mit. Nachfolger von Velepec wird der 39 Jahre alte Tobias Reiter, der zuletzt im zweitklassigen IBU-Cup für die deutschen Herren verantwortlich war. Zwischen 2014 und 2018 hatte er für die Damen als Disziplin-Trainer gearbeitet. Velepec hatte 2023 das Amt des Cheftrainers vom Thüringer Mark Kirchner übernommen. Er und die DSV-Sportführung einigten sich laut Mitteilung darauf, „die noch verbleibenden drei Weltcup-Wochen zu nutzen, um mit Blick auf die anstehende Olympiasaison erste notwendige Weichenstellungen vorzunehmen“.

Nach der Werbung weiterlesen

„Das ist keine spontane Entscheidung und hat nur bedingt etwas mit unserem Abschneiden bei der WM zu tun“, erklärte Velepec. „Auch wenn wir uns in Lenzerheide natürlich alle mehr vorgenommen hatten. Insgesamt sind wir derzeit einfach nicht auf dem Niveau, das wir uns gemeinsam als Ziel gesetzt hatten.“ Das deutsche Biathlon-Team gewann bei der WM in der Schweiz fünf Medaillen. Doch vor allem das Männer-Team blieb ohne Einzelmedaille hinter den Erwartungen zurück - auch in der bisherigen Weltcup-Saison. 

„Mit ausreichend Zeit wären wir sicher in der Lage, gemeinsam aus dieser aktuell schwierigen Situation herauszukommen, in der wir uns gerade befinden“, sagte Velepec weiter. „Aber als Cheftrainer sehe ich mich auch kurz- und mittelfristig in der Verantwortung. Deshalb bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass es nun einen neuen Impuls braucht, vielleicht auch eine neue Form der Ansprache, um mit Blick auf die Olympischen Spiele 2026 erfolgreich zu sein. Je früher, desto besser.“

Felix Bitterling, Sportdirektor Biathlon, zollte seinem scheidenden Cheftrainer Dank und Respekt: „Wir haben Uros in den vergangenen Jahren als einen Trainer kennengelernt, der Athleten für sich gewinnen und begeistern kann. Als einen angenehmen Menschen und als einen Kollegen mit großen Ambitionen. Dass er zum jetzigen Zeitpunkt diesen Schritt wählt, ist natürlich ungewöhnlich. Aber Uros hat uns in einem langen Gespräch seine Beweggründe erklärt.“

Bitterling weiter: „Glücklicherweise haben wir mit Tobias Reiter einen erfahrenen Coach und ausgewiesenen Konzept-Trainer in unserem System, der sich nach kurzer Bedenkzeit bereit erklärt hat, diese wichtige Aufgabe zu übernehmen. Tobias hat die meisten unserer Athleten bereits im Verlauf ihrer Karriere betreut und bildete zusammen mit Jens Filbrich ein erfolgreiches Trainerteam im IBU-Cup. Von daher sollte es einen reibungslosen Übergang geben, der hoffentlich noch einmal beim gesamten Team positive Energien freisetzt. Ziel ist es, noch einmal gemeinsam Schwung zu holen, ein paar positive Akzente zu setzen, um dann zum Beginn der Vorbereitung für den Olympia-Winter 2026 wieder mit voller Kraft und dem neuem Trainerteam Reiter/Filbrich angreifen zu können.“

Noch am finalen WM-Tag hatte Bitterling sich um die Leistungsfähigkeit der Biathlon-Männer gesorgt. „Die Abstände sind riesig und das ist nichts, was mich als Verantwortlichen zufriedenstellen kann“, sagte Sportdirektor Bitterling in Lenzerheide: „Daran müssen wir arbeiten, das müssen wir analysieren. Und das müssen wir in den Griff kriegen - gerade mit der wenigen Zeit bis Olympia.“ In weniger als einem Jahr beginnen die Spiele mit den Biathlon-Wettbewerben im italienischen Antholz. Wie schon vor zwei Jahren beim Heimspiel in Oberhof holten die Männer bei der WM in der Schweiz in den vergangenen beiden Wochen keine Medaille in den vier Einzelrennen. Insgesamt reichte es sogar nur zu einem Top-Ten-Platz durch den Thüringer Philipp Horn, der im Einzel Siebter wurde. Die erste Staffel-Medaille seit fünf Jahren sei zwar ein schöner Erfolg und „grandios“ gewesen, doch die Bronze-Plakette spiegele analytisch gesehen die Kräfteverhältnisse bei den Skijägern derzeit auch gut wider.

„Die Norweger sind mit dem Fernglas eigentlich nicht mehr zu sehen, die Franzosen haben auch einen Riesen-Abstand und wir waren dann eben die Besten der Klasse drei“, sagte Bitterling. Gold-Gewinner Norwegen lief in der Staffel ungefährdet zum Sieg, auch die Franzosen mussten keine Gefahr von hinten fürchten, dahinter kämpfte eine Gruppe um Platz drei. An diesem Tag habe Deutschland den Kampf mit mehr als eineinhalb Minuten Rückstand für sich entscheiden können.

Zufrieden ist beim DSV mit dem Abschneiden der Männer bei der WM aber niemand so richtig. „Wir haben da mehr Potenzial, aber wir bringen es einfach nicht auf die Straße. Das zieht sich seit einiger Zeit wie ein roter Faden durch“, sagte Bitterling.