Tradition in Römhild Schüler entdecken das Töpferhandwerk

Kurt Lautensack

Achtklässler der Regelschule Römhild tauchen in einem spannenden Projekt in die Welt des Töpferns ein und schaffen eigene Kunstwerke im Töpferhof Gramann.

 
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Die Schüler der Herzog-Bernhard-Regelschule tauchten tief in das traditionsreiche Töpferhandwerk ein. Foto: /Kurt Lautensack

Im Töpferhof Gramann wird es kreativ: Ein einzigartiges Projekt des Museums Schloss Glücksburg bringt den Achtklässlern der Herzog-Bernhard-Regelschule Römhild das traditionsreiche Handwerk des Töpferns näher. Unterstützt durch die Kulturagenten der Landesvereinigung Kultureller Jugendbildung Thüringen (LKJ) und in Zusammenarbeit mit dem Schulförderverein sowie dem Museums-Netzwerk Süd, haben die Jugendlichen die Chance, ihre eigenen Keramikwerke zu schaffen und damit eine jahrhundertealte Kunst hautnah zu erleben. Aber wie passt das Sprichwort „Scherben bringen Glück“ in dieses Projekt?

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Scherben als Vorratsgefäße

In der Töpferei hat der Begriff „Scherben“ eine andere Bedeutung als im alltäglichen Sprachgebrauch. In der Keramikfachsprache beschreibt er Ton, der durch thermische und chemische Vorgänge während des Brennens zu einem festen Material geworden ist. Die Redewendung stammt aus einer Zeit, in der getöpferte Vorratsgefäße eine essenzielle Rolle im Haushalt spielten. Waren diese gut gefüllt, bedeutete das Wohlstand und Glück – die Menschen mussten sich keine Sorgen um Nahrung machen. Auch wenn beim aktuellen Projekt der Schüler hoffentlich keine Scherben im wörtlichen Sinne entstehen, tauchen die Jugendlichen tief in die alte Handwerkskunst ein und lernen, wie aus rohem Ton nützliche und schöne Gegenstände entstehen.

„Was könnte in einer Töpferstadt wie Römhild naheliegender sein, als das Töpferhandwerk kennenzulernen?“, sagte Geschäftsführerin Manuela Spittel beim Besuch in der Töpferei. Genau das sei das Ziel, erklärten Julia Böhler vom Museums-Netzwerk und die Museumspädagogin Karin Labrens. Schon in der ersten Phase wurden die Schüler der 8. Klasse in die Geschichte und Bedeutung des Töpferhandwerks eingeführt. Eine Führung durch das Museum Schloss Glücksburg bot zudem umfangreiche Informationen zur traditionsreichen Keramikkunst und dem Töpferhof, der bereits 1720 gegründet wurde. Dabei gehe es auch darum, so Julia Böhler, regionale Betriebe in die Berufsfindung mit einzubeziehen.

Kunst trifft Handwerk

In der Werkstatt des Töpferhofs konnten die Schüler dann selbst Hand anlegen und erleben, wie anspruchsvoll das Töpferhandwerk ist. Unter Anleitung von Karin Labrens, der Lehrausbilderin Manuela Friedrich sowie der Auszubildenden Lara Rogall, die im September als einzige Keramikerin in Thüringen ihre Ausbildung begonnen hat, formten die Jugendlichen ihre eigenen Schalen und Keramikkacheln. Lara Rogall, die bereits während ihrer Praktika ihr Talent unter Beweis stellte, unterstützte die Schüler tatkräftig. „Ihr kreatives Zeichentalent und ihre Freude an der Arbeit machen sie zu einer großartigen Lehrerin für die Schüler“, betonte Manuela Friedrich. Neben ihren eigenen Werken arbeiten die Schüler auch an einem besonderen Gemeinschaftsprojekt für ihre Schule: Jeder gestaltet eine Keramikkachel im Format 10 x 10 cm. Diese Kacheln werden später zu einem großen Kunstwerk zusammengesetzt, das in der Schule einen dauerhaften Platz finden wird. Die Vorfreude ist groß, doch bevor die Kacheln ihren Platz finden, müssen sie noch gebrannt und glasiert werden. Der zweite praktische Teil des Projekts, bei dem dieser Prozess abgeschlossen wird, ist nach den Herbstferien geplant.

Projekt als Teil der Berufsfindung

Ein wichtiger Aspekt des Projekts ist auch die Berufsorientierung. Es gehe darum, regionale Betriebe in die Berufsfindung der Schüler einzubeziehen. Besonders in einer Region wie Römhild, wo das Töpferhandwerk eine lange Tradition hat, liege es nahe, den Schülern dieses Berufsfeld näherzubringen. Das Projekt ist Teil einer Reihe von Initiativen, die den Jugendlichen die Vielfalt der regionalen Handwerksberufe zeigen sollen. In der Vergangenheit hatte die Firma Dach- und Holzbau Römhild bereits ein erfolgreiches Zimmermannsprojekt unterstützt.

Wie Museumsleiterin Kerstin Schneider erklärte, fand bereits im Vorjahr ein ähnliches Töpferprojekt mit der 8. Klasse statt. Das große Engagement des Töpferhofs und die Bereitschaft der Mitarbeiter, Projekte wie dieses zu unterstützen, machen solche Erfahrungen möglich. Gemeinsam mit Partnern aus der Region wird den Schülern somit eine einzigartige Möglichkeit geboten, nicht nur praktische Fähigkeiten zu erwerben, sondern auch die Kunst und das Handwerk ihrer Heimat besser kennenzulernen.