Tourismus Rotkäppchen bringt das Frühstück

Thomas Heigl

Das Feriendorf Hundsrück in Seligenthal ist so etwas wie eine Brüstung am Waldsaum: Es bietet herrliche Aussichten ins Umland, man kann Fußballer bei der Arbeit beobachten. Und manchmal gucken Rehe durchs Fenster.

 
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Viel Licht und Sonne: Manchmal schauen Rehe neugierig herein. Foto: Michael Bauroth

Gut 32 000 Übernachtungen hat die Gemeinde Floh-Seligenthal im vergangenen Jahr registriert – nach offizieller Zählart waren es 18 182. Die Differenz erklärt sich mit der Größe der Übernachtungsstätte, mindestens zehn Schlafstellen für Gäste müssen es für die amtliche Wertung sein.

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Dagmar Wilhelm gehört zu jenen Vermietern, die regelmäßig an die Landesstatistik berichten. „Wir können unseren Gästen 24 Betten anbieten“, sagt die Unternehmerin, die das Feriendorf, die Betreibergesellschaft am Hundsrück, vertritt. „Die bringt unserer Gemeinde ordentlich Übernachtungen“, bilanziert Andrea Jung vom Fremdenverkehrsamt. Das gelte auch für andere Betriebe. In der touristischen Schatzkammer der Großgemeinde Floh-Seligenthals gibt es etliche Perlen.

Die Geschichte des Unternehmens ist noch jung. 2014 hat die Betreibergesellschaft von der Südzucker AG zunächst zehn Häuschen erworben. In der vor rund 50 Jahren aus dem Boden gestampften Anlage haben Generationen von Menschen aus dem sachsen-anhaltischen Zeitz Kraft und Frische getankt. Da die Bewirtschaftung der Gebäude und der 25 000 Quadratmeter Fläche sehr aufwendig war, sind einige Häuschen veräußert worden.

„Die Arbeit langt auch so“, sagt die Vermieterin. Das zeigt ein Blick in die Umgebung, wo die Gräser sprießen und die Knospen platzen. Allmählich ist wieder alles im grünen Bereich, es muss wieder gemäht werden. Am Besuchstag der Redaktion waren zudem gerade erst Urlauber abgereist. Die sechs Bungalows müssen in Schuss gebracht werden, für die nächsten Gäste, die anrücken. Bettenmachen ist das wenigste. Die Saison geht jetzt so richtig los.

„Die beste Reisezeit ist Mai bis Oktober“, berichtet Wilhelm. „Da sind wir bestens gebucht.“ So kommen auch die Auslastungszahlen von 60 bis 70 Prozent übers Jahr zustande, bärenstarke Werte. Das spricht für einen kleinen „Hidden champion“, den versteckten Meister also.

In diesem Jahr läuft alles etwas langsamer an. Es gibt noch Kapazitäten in der warmen Jahreszeit. Die Inflation ist ein Wachstumshemmer, die Gäste zögern. „Oft sind wir da schon ausgebucht“, so die Vermieterin. Wer das Solide und Einfache schätzt, bucht einen der drei Standardbungalows. Für höhere Ansprüche gibt es zwei Comfort-Bungalows. Extravagant ist der De-Luxe-Bungalow. In den vergangenen fünf Jahren hat die Betreibergesellschaft viel Geld in die Hand genommen, rund 130 000 Euro für die Modernisierung ausgegeben. Das Niveau soll gehalten und gesteigert werden.

Auch wenn die Gäste aus Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Sachsen oder Berlin die Stammkundschaft stellen, kommen heute Urlauber aus allen Bundesländern. Auch Erholungssuchende, die in jenen Urlauberorten an Ostsee und Nordsee wohnen, die Sehnsuchtsort vieler Menschen sind.

Aber auch die Niederländer schätzen den Thüringer Wald, kommen in großen Gruppen. „Und sie bleiben oft viel länger als der Durchschnittsgast, weil sich die Fahrt ja auch lohnen muss“, so die Vermieterin. Die Aufenthaltsdauer sei in den Ferien natürlich besonders lang. Familien mit Kindern bleiben auch mal zwei Wochen. Die können jetzt wieder im Wirtschaftsbungalow frühstücken.

Und da gibt es noch ein märchenhaftes Angebot: Den Rotkäppchenservice. „Den haben wir uns in der schwierigen Phase der vergangenen Jahre einfallen lassen“, sagt die Vermieterin schmunzelnd. Da bringt, natürlich symbolisch, das pausbäckige Mädchen das Frühstück frei Haus, fast nur lokale Produkte. Wein ist aber nicht im Körbchen und der Wolf kommt auch nicht.

Andere Tiere sind gerne gesehen, beim „Hundsrück“ ist Nomen gleich Omen: Gäste mit Hunden finden beste Verhältnisse vor. Dass zur Freude der Gäste überall Vögel zwitschern und zum Entzücken der Kinder auch mal äsende Rehe vor der Tür stehen, spricht für die tierisch schönen Verhältnisse.

Auch Biker kommen gerne in die Feriensiedlung, rüsten dann zu Ausfahrten. Im Verbund mit dem ADAC und einer Fahrschule werden Fahrsicherheitstrainings angeboten, gerne über das „Kurven-Mekka“ zur Hohen Sonne. Auch der nebenan führende Radweg wird bestens angenommen, unter den Urlaubern sind viele Radtouristen. „Wir bieten den Gästen alles an, auch die Schwimmbäder im Sommer. Empfehlen den Inselberg, den Wasserfall, die Ebertswiese, Schmalkalden, Meiningen und Eisenach“, bekräftigt Wilhelm. Ihr Wunsch wäre, dass es noch mehr Angebote gäbe. Und mehr Lokalitäten im Ort, wo die Gäste einkehren können.