Todeszahlen Henker des Herzogs kommt nach Schleusingen

Was sind die amtlichen Gebühren für Foltern und Köpfen? Historiker Kai Lehmann aus Schmalkalden hat es herausgefunden und einen Bestseller geschrieben. Den stellt er im Kreis Hildburghausen vor.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Kai Lehmann mit seinem Buch. Foto: Michael Reichel/ari

Der Verein Provinzkultur startet am Samstag, 22. Februar, sein Veranstaltungsprogramm 2025 mit einer unterhaltsamen Lesung. Kai Lehmann, Historiker und Museumsdirektor auf Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden, stellt um 16 Uhr im Künstlerhof „Roter Ochse“ in Schleusingen (Landkreis Hildburghausen) seinen Bestseller „Der Henker des Herzogs vor“, wie Hendrik Neukirchner vom Provinzkulturverein mitteilt.

Nach der Werbung weiterlesen

Hunderte Jahre lang schlummerte ein kleiner Schatz unentdeckt vor sich hin – das „Anschreibebuch“ des Johann Jeremias Glaser. Unter der Nummer 1327 fristete das 350 Seiten umfassende Büchlein in der Zinck-Mattenberg-Sammlung im Staatsarchiv Meiningen ein Schattendasein, bis es der Historiker und Museumsdirektor Kai Lehmann vor ein paar Jahren entdeckte und ins Licht holte.

Kai Lehmann bei der Recherche. Foto: ari

Denn inhaltlich war dieses „Anschreibebuch“ eine kleine Sensation. Johann Jeremias Glaser (1653–1725) war in Meiningen und Wasungen Scharfrichter von Beruf. 1680 vollzog er seine erste Hinrichtung, aber als Scharfrichter verdiente er nicht nur an Hinrichtungen, sondern auch am Handel mit Tierhäuten, Fett und Metallen. Trotz sozialer Stigmatisierung aufgrund seines Berufes genoss er vor allem durch sein medizinisches Wissen gesellschaftliches Ansehen.

In das „Anschreibebuch“ trug Glaser penibel alle Zahlen seines Erwachsenenlebens ein: Was gab er bei Hochzeiten für Schmuck, Kleidung und Essen aus? Was nahm er an Gebühren ein, für das Köpfen und Foltern, aber auch für das Heilen? Er hinterließ somit der Nachwelt ein einmaliges buchhalterisches Zeugnis. Noch nie zuvor sind wir einem »ganz normalen« Menschen der Frühen Neuzeit so nah gekommen.

Kai Lehmann wird in seiner charmanten Art seinen Bestseller über den Henker vorstellen und die eine oder andere Anekdote zum Besten geben. Das alte historische Gemäuer des „Roten Ochsen“ eignet sich wie kaum ein anderes Gebäude als Kulisse für diesen unterhaltsamen Nachmittag.

Tickets unter www.provinzkultur.de und in den üblichen Vorverkaufsstellen.

„Der Henker des Herzogs“ (Ein ganz normales Leben um 1700) von Kai Lehmann, Theiss in der Verlag Herder, 1. Auflage 2024, Gebunden, 400 Seiten, 28 Euro, ISBN: 978-3-534-61003-7.