Todenwarthsche Kemenate Steinerne Kemenate aus einem Guss

Annett Recknagel und

Die Todenwarthsche Kemenate in Schmalkaldens Innenstadt ist ein wertvolles und wichtiges Kleinod. Das zeigen die bauhistorischen und restauratorischen Untersuchungen. Die Ergebnisse wurden am Samstag öffentlich präsentiert.

 
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Schmalkalden - Seit mehr als vier Jahrhunderten prägt die Todenwarthsche Kemenate mit dem prägnanten Staffelgiebel und der mächtigen Fassade den von Fachwerk- und Steinhäusern geprägten Altmarkt. Viele ältere Schmalkalder sprechen noch vom „Merkelschen Haus“ oder vom „Steinernen Hus“. Ein bauhistorisch wie kulturgeschichtlich bedeutungsvolles Denkmal für Schmalkalden. Wenn nicht gar für Thüringen. Dieses zu retten, zu sanieren und wieder mit Leben zu erfüllen, hat sich die vor zwölf Jahren gegründete „Gesellschaft Kulturerbe Thüringen e. V.“ in die Satzung geschrieben. An der Spitze des Vereins steht Robert Eberhardt, Verleger, Galerist und Publizist, gebürtig aus Haindorf. Vor zwei Jahren konnte der „Herr vom Rußwurmschen Haus“ in Breitungen das Objekt von den damaligen Eigentümern kaufen. Seitdem arbeiten sich Vereinsmitglieder und freiwillige Helfer allmählich, aber beständig durch den dicken Staub, Dreck – und die spannende Historie der Kemenate.

Parallel dazu begaben sich im vergangenen Jahr der Bauforscher Benjamin Rudolph und die Restauratorin Nicole Fontanive auf Spurensuche „in der kalten Ruine“. Im Auftrag des Thüringer Landesamtes für Denkmalschutz und Archäologie, unterstützt von der Stadt Schmalkalden und begleitet vom hiesigen Büro VierRaum Architektur (ehmals Bießmann + Büttner). Keine Wand, keine Ecke blieb den aufmerksamen Augen der Fachleute verborgen. Vom Keller bis zum Dach: Nichts wurde ausgespart. Ihre Ergebnisse stellten Rudolph und Fontanive am Samstagabend erstmals öffentlich einem interessierten Publikum vor. Eingeladen hatten die „Gesellschaft Kulturerbe Thüringen“ sowie der Arbeitskreis Denkmalpflege im Verein für Schmalkaldische Geschichte und Landeskunde. Ein Ergebnis vornweg: Die Todenwarthsche Kemenate hat offenbar keinen Vorgängerbau, wie von dem einen oder anderen erwartet oder erhofft. Aufgrund der exponierten Lage der Kemenate wurde hier der erste Herrenhof der fränkischen Siedlung vermutet, die in der Schenkungsurkunde einer edlen Frau Kunihilt an das Kloster Fulda erstmals 874 als „villa smalcalta“ erwähnt worden ist.

Das Steinhaus, sind sich Rudolph und Fontanive einig, scheint „nur“ 445 Jahre alt zu sein. Das belegt vor allem ein Befund, von dem jeder Denkmalfreund träumt: Im zweiten Obergeschoss kam eine Jahreszahl zum Vorschein, die auf die Erbauung des Hauses aus einem Guss hinweist: 1576. Ein Rätsel konnte allerdings noch nicht gelöst werden: Wer das Haus erbaut hat.

Das Wochenende genutzt hatten die Mitglieder des Vereins erneut für einen Arbeitseinsatz im Haus. Mindestens zweimal im Jahr wird dazu eingeladen. Wenn dieser Termin ansteht, wird immer sehr viel geschafft, sagt Robert Eberhardt. Jede helfende Hand ist da willkommen. Diesmal war die Anzahl der Helfer recht überschaubar, was möglicherweise an der Kälte oder dem Ferienbeginn gelegen haben mag.

Jedes Mal, wenn im Haus gearbeitet wird, tauchen neue Dinge auf. „Wir haben diesmal viele Dinge gefunden, die noch aus der Zeit stammen, als der Laden Intershop war“, berichtete Robert Eberhardt, kleine Verpackungen zum Beispiel. Beseitigt wurden zudem die Graffiti, die Schmierfinken unter den Fenstern an der Außenwand hinterlassen hatten. Zudem wurden Zimmer von Unrat befreit. Aufgeräumt wurde auch der Anbau. Insgesamt kamen zwei große Container voller unnützer Sachen und Sperrmüll zusammen.

Eine weitere Aufgabe, die sich die Mitglieder des Gesellschaft Kulturerbe Thüringen für dieses Jahr vorgenommen hatten, waren Notsicherungsmaßnahmen am Anbau. Das wurde umgesetzt. Damit einher gingen umfangreiche Untersuchungen. Was Robert Eberhardt und seine Mitstreiter stört, ist das unbedachte Abstellen von Fahrzeugen im näheren Umfeld der Kemenate. In der Vorweihnachtszeit wird das Haus auch wieder leuchten, wenn die Sterne in den Fenstern angeschaltet werden.

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