„Wie viel länger das jetzt dauert, wissen wir noch nicht, denn die Tiere sind ja viel vitaler, weil sie sich ständig bewegen können“, erklärt Müller. Er und seine 15 Mitarbeiter sind jedenfalls „jetzt viel zufriedener“, wenn sie die Schweine im neuen Stall sehen. Stressfrei werden die Tiere dann auch auf die Lkw geladen, „die zentrale Verladerampe ist ebenerdig angelegt“.
Ende November werden die ersten Strohschweine aus Abtsbessingen zum Schlachthof nach Schmalkalden gefahren. Anfang Dezember liegen dann Schnitzel und Schweinehaxen der Marke „Strohgut“ in den Theken der 36 Filialen im gesamten Südthüringer Raum – nach etwa einem Jahr Planung und Vorlaufzeit. Einige Verkäuferinnen haben das Angebot der Geschäftsleitung genutzt und sind nach Abtsbessingen gefahren, um zu sehen, wie die Schweine groß werden, deren Fleisch sie dann unter der Marke „Strohgut“ verkaufen sollen.
Die Schmalkalder verarbeiten darüber hinaus Fleisch für Handelsketten und Gastronomie. „Sämtliche Schweine stammen zu hundert Prozent aus Thüringen. Alle sind tierwohlzertifiziert und haben mindestens Haltungsstufe 2“, erklärt Felix Fischer. Ab Dezember werden ca. 35 Prozent der zerlegten Schweine aus Strohschweinhaltung stammen. Dieser Anteil soll kontinuierlich ausgebaut werden. „Unser ehrgeiziges Ziel ist es, zunächst unser Frischfleischsortiment und anschließend auch unser Wurstsortiment in den Filialen weitestgehend auf Strohschweinhaltung umzustellen.“
Als eine der letzten Fleischereien in Thüringen schlachtet das Schmalkalder Unternehmen noch selbst. „Die meisten Metzgereien kaufen das verarbeitete Fleisch zu“, sagt Fischer.
Das etwa 300 Mitarbeiter beschäftigende Unternehmen Thüringer Landstolz kaufe lediglich gezielt Schweinefleisch für gewisse Artikel zu, wenn die Mengen aus der eigenen Produktion nicht ausreichten. „Wir kaufen ausschließlich deutsches und QS-zertifiziertes Schweinefleisch zu. Unsere hohen Zertifizierungsstandards, wie IFS, QS und Tierwohl, erlauben es uns, die Herkunft jedes einzelnen Stücks Fleisch zurückzuverfolgen und nachzuvollziehen, wie die Tiere gehalten werden. Dies können kleine, nicht zertifizierte Metzger nicht leisten“, sagt Fischer.
Tierwohl
Ziel des staatlichen Tierwohlkennzeichens ist es, dem Verbraucher sichtbar zu machen, bei welchen Produkten höhere als die gesetzlichen Standards bei der Haltung, dem Transport und der Schlachtung von Tieren eingehalten wurden. Kriterien des staatlichen Tierwohlkennzeichens für die Schweinehaltung sind: Platz, organisches Beschäftigungsmaterial, Buchtenstrukturierung, Nestbaumaterial, Säugephase Schwanzkupieren, Ferkelkastration, Tränkwasser, Eigenkontrolle mit Stallklima- und Tränkwassercheck, Tierschutzfortbildung, Erfassung von Tierschutzindikatoren, Transport zum Schlachthof, Schlachtung.