Thüringerwald-Verein Corona zwingt Vereinsleben in die Knie

Annett Recknagel

Seit 2019 und damit erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie traf sich der Hauptverband des Thüringerwald-Vereins am Samstag in Schmalkalden zu seiner 140. Jahreshauptversammlung.

 
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Endlich durften sich die Thüringerwald-Vereine wieder treffen. Nach drei Jahren Pause konnte die 140. Jahreshauptversammlung am Samstag im Hotel Ehrental in Schmalkalden nachgeholt werden. Die fällige Vorstandswahl hatte man auf 2023 verschoben, so viel war in den zurückliegenden drei Jahren nun doch nicht passiert. Das Coronavirus hatte das Vereinsleben in die Knie gezwungen.

In den 27 Zweigvereinen hatten 2021 nur 165 Wanderungen stattgefunden. „So wenig wie nie“, resümierte der Chef des Hauptvereins Rolf Hesse. Die an diesen Touren beteiligten 1051 Wanderer hatten immerhin 1680 Kilometer zu Fuß zurückgelegt.

Seit der letzten Wahl 2019 in Steinbach-Hallenberg waren vier Funktionen im Hauptvorstand unbesetzt geblieben. Der Hauptvorstand aber konnte Anja Christ (Zweigverein Steinbach-Hallenberg) als Hauptschriftführerin, Peter Schmidt (Zweigverein Asbach) als Hauptjugendwart und Bastian Hinz (Zweigverein Masserberg) als Hauptnaturschutzwart gewinnen. Dieter Schubert vom Zweigverein Coburg wurde als Beisitzer eingesetzt. In der nächsten Vorstandswahl steht deren Wahl bevor. Dringend gebraucht werde noch ein Hauptwanderwart. Hesse beschränkte seine Ausführungen in der Versammlung auf das Jahr 2021. Fünfmal traf man sich zu Beratungen.

Neue Faltblätter vorgestellt

Erst im Oktober vorigen Jahres hatte ein Treffen in Ilmenau stattgefunden, zu dem man den Landesjugendwart Andreas Bühl begrüßt habe. Er habe für die Wanderjugend und für einen Jugendbeirat in Thüringen geworben. Weiter lenkte Hesse die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf zwei neue Faltblätter. Das erste ist dem Thüringerwald-Verein 1880 gewidmet. Heißt: Das Faltblatt soll künftig auf Messen und regionalen Wanderveranstaltungen, möglicherweise auch in Tourist-Informationen, ausgelegt werden, um für sich selbst zu werben.

Das zweite Faltblatt ist für die Mitglieder bestimmt und liefert Antworten auf die Frage: Warum lohnt es sich, in der großen Wanderfamilie Mitglied zu werden? Insgesamt ist Rolf Hesse auf der Hut, den Kontakt zu den Zweigvereinen zu halten und sie stets über Neuigkeiten zu informieren.

Derzeit setzt sich der Hauptverein aus 27 Zweigvereinen mit insgesamt 1662 Mitgliedern zusammen. Vertreter von 14 Zweigvereinen waren zur Hauptversammlung anwesend. Als Hauptwegewart sprach André Eck von 813 Kilometern Wanderstrecke, die im vergangenen Jahr betreut worden war. Allein um 380 Kilometer davon kümmerte sich der Zweigverein Coburg. Zudem wurde auf zwölf Wanderparkplätze, 52 Sitzgruppen und 23 Schutzhütten geachtet. Dazu kommen zehn Lehrpfade, die man betreute. Aktuelle Projekte habe es leider nur zwei gegeben.

All das erfordere einen hohen Aufwand und sei ohne Sponsoren undenkbar, so Eck. Peter Schmidt als Hauptjugendwart berichtete leider auch nur von wenigen Aktionen. Vier Familienwanderungen, eine geführte Tour mit einer Grundschule und eine Kindertagsfeier seien umgesetzt worden. Gemeinsam habe man zudem Bäumchen gepflanzt und Drachen steigen lassen.

Wenige Veranstaltungen

Quantitativ nicht besser nahm sich der Bericht von Hauptnaturschutzwart Bastian Hinz aus. Wurden in seinem Bereich 2019 noch 76 Veranstaltungen organisiert, waren es ein Jahr später nur noch 21.

Neun Zweigvereine seien in Sachen Naturschutz besonders aktiv gewesen. Baumschneiden, Naturkundewanderungen, Vorträge, Aufräumaktionen entlang von Wanderwegen und Kontrolle von Naturschutzgebieten nannte er als Beispiele für Veranstaltungen in der Pandemie. Hauptkulturwart Siegfried Müller aus Lauscha berichtete von zehn Vereinen, die in Sachen Kulturarbeit Rückmeldung getätigt hätten. Ausstellungen, Jubiläen, Vorträge, Kulturfahrten und vier Waldabende hatten stattgefunden. Ebenso sprach er von einem Konzert, einer Weiterbildung für Stadtführer und zwei Fotowanderbüchern, die man gestaltet hatte. Gemeinsam mit seiner Frau habe er Urlauber begrüßt und habe ab und an in Altersheimen gesunden. Hauptpressewartin Christina Reißig sprach von einer verbesserten Kommunikation unter den Zweigvereinen. In der Pandemie habe man Videokonferenzen abgehalten und sich so verständigt.

Wegen ihrer Erkrankung musste der Hörselbergbote eingestellt werden. Sämtliche Ausgaben aber seien Dank der Zusammenarbeit mit der Friedrich Schiller Universität in Jena digitalisiert worden. Reißig wurde nicht müde, für das gemeinsame Wandern in Thüringen zu werben.

Auch wies sie auf die internen Mitteilungsblätter einiger Zweigvereine hin. Zudem betreuten etliche Vereine Schaukästen und Heimatstuben. Weiter seien wichtige Hinweise und Informationen bezüglich der Aktivitäten der Vereine Amtsblättern und Tageszeitungen zu entnehmen.

Grüße von Lieberknecht

Das mehr oder weniger ruhende Vereinsleben der Zweigvereine spiegelte sich auch im Bericht von Hauptkassenwartin Eva Hesse wider. Nichtsdestotrotz lobte Landrätin Peggy Greiser die Aktivitäten der Thüringerwald-Vereine. „Sie bieten vielen Menschen eine Struktur“, sagte sie und fügte hinzu: „Wenn man in der Gemeinschaft wandert, kann man die Natur einfach viel besser genießen.“

Gerhard Zimmer, der als Vizepräsident des Thüringer Wanderverbandes zu Gast war, überbrachte Grüße von dessen Präsidentin, Christine Lieberknecht, und sagte: „Das Ehrenamt ist der soziale Kitt unserer Gesellschaft“.

Seiner Ansicht nach brauche man für die Jugend einen Thüringer Wanderverband. Hier bot er bezüglich der Digitalisierung seine Hilfe an. Zudem wies er auf den schönsten Wanderweg, die Gipfel- und Aussichtstour in Bad Tabarz, hin. Weiter spendeten die Anwesenden spontan 150 Euro für die Flüchtlinge aus der Ukraine.

Zudem wurden verdienstvolle Wanderfreunde mit der silbernen und der goldenen Ehrennadel des Hauptvereins ausgezeichnet. Ehrenvorsitzender Jürgen Theile aus Bad Blankenburg erhielt die Ehrenurkunde des Vereins. Reiner Ehrhardt vom Zweigverein Masserberg bekam das historische Farnkraut.

Auszeichnungen
Silberne Ehrennadel des Hauptvereins: Klaus-Dieter Schmidt (ZV Masserberg), Helmut Völk (ZV Coburg), Dieter Schubert (ZV Coburg)
Goldene Ehrennadel des Hauptvereins: Horst Golcherdt (ZV Masserberg), Udo Seifferth (ZV Masserberg), Hella Seifferth (ZV Masserberg), Martin Lapp (ZV Benshausen), Gerhard Dehmel (ZV Ilmenau), Silvio Mager (ZV Schmalkalden)
Historisches Farnkraut: Dr. Reiner Ehrhardt (ZV Masserberg)
Ehrenurkunde des Hauptvereins: Jürgen Theile (ZV Bad Blankenburg)

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