Thüringer Rhön LPV schlägt Alarm: Artenreichtum ist gefährdet

Grünland in der Rhön, hier mit Blick zur Hohen Geba bei Bettenhausen. Foto: Julia Gombert

Der Erhalt von wertvollen Naturschutzflächen in der Thüringer Rhön – oft steile und steinige Wiesen, die aber artenreiches Tafelsilber sind – ist in Gefahr. Die Fördermittel sind viel zu gering, Förderanträge wurden abgelehnt. Was nun, fragen sich die Bauern.

 
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Der Landschaftspflegeverband (LPV) Thüringer Rhön, ein eingetragener Verein, unterstützt seit Anfang der 1990er Jahre Rhöner Landwirtschaftsbetriebe kontinuierlich bei der naturnahen Bewirtschaftung des artenreichen Grünlandes mit Weidetieren, insbesondere mit Schafen. Als Natura 2000-Station hat der Verband insbesondere den Erhalt und die Verbesserung von FFH-Lebensraumtypen zum Ziel. „Durch die Kürzungen der Fördermittel in der 2023 gestarteten KULAP-Periode ist zu befürchten, dass diese extensive Bewirtschaftung zukünftig nicht immer abgesichert werden kann“, sagt Julia Gombert vom LPV , der seinen Sitz in Kaltensundheim hat.

Seit mehr als 25 Jahren werden in Thüringen die Pflege und Weiterentwicklung schützenswerter Flächen durch landwirtschaftliche Unternehmen über das Thüringer Programm zur Förderung von umwelt- und klimagerechter Landwirtschaft, Erhaltung der Kulturlandschaft, Naturschutz und Landschaftspflege (KULAP) unterstützt. Die Landschaftspflegeverbände in Thüringen fördern dies von Anfang an, beispielsweise indem sie den Betrieben bei der Wahl der Programme zur Seite stehen.

Für die Thüringer Rhön mit ihren ausgedehnten, vergleichsweise ertragsarmem Grünländern hat dieses Programm eine besondere Bedeutung. Denn viele der Flächen sind sehr artenreich und daher von großer Bedeutung für den Naturschutz. „Dies wird auch daran deutlich, dass die Rhön eine der 30 Hotspot-Regionen der Biologischen Vielfalt in Deutschland ist und den Titel Unesco-Biosphärenreservat trägt. Hier gibt es noch viele Weidetierhalter, die die oft schwer zu bewirtschaftenden Flächen nutzen. Der damit verbundene große Aufwand wäre ohne die Fördermittel des KULAP nicht zu stemmen“, so die Geschäftsführerin des LPV Thüringer Rhön und der Natura-2000-Station Rhön. „Auch wurden in den FFH-Gebieten der Thüringer Rhön über 1500 Hektar Grünland als FFH-Lebensraumtyp erfasst. In unserer Funktion als Natura-2000-Station arbeiten wir daran, genau diese Halbtrockenrasen, Wacholderheiden und Mähwiesen in einen guten Zustand zu bringen oder diesen zu erhalten. Das geht nur zusammen mit den ansässigen Landwirten.“, so Gombert weiter.

Bei dem wertvollen Grünland handelt es sich häufig um steile und mit Steinen durchsetzte Flächen, die nicht mechanisierbar sind. Die betreuungsaufwendige Landschaftspflege mit Weidetieren, wie mit Rindern und Schafen, ist in der Rhön bis heute prägend. Damit das auch weiterhin so bleibt, ist eine angemessene Förderung sehr wichtig. „In der Funktion der Natura-2000-Station lenken wir viele Naturschutzprojekte in die Rhön. Ein wichtiger Aspekt hierbei ist, dass die Maßnahmen nachhaltig sind. Das heißt zum Beispiel, wir entbuschen nur, wenn es später einen Nutzer für die Flächen gibt – hierzu stehen wir in engem Austausch mit den Landwirten“, erläutert Solveig Lutze vom LPV Thüringer Rhön.

Böse Überraschung kam ins Haus

Die Rhöner Landwirte haben in Abstimmung mit den Naturschutzbehörden und dem LPV Thüringer Rhön und der Natura-2000-Station all die wertvollen Flächen für das KULAP angemeldet. Kürzlich kam die böse Überraschung: Die meisten Betriebe müssen mit Kürzungen im Grünlandbereich rechnen. So stellt sich nun für viele Landwirte die Frage: Was tun, wenn die finanzielle Unterstützung für die Bewirtschaftung fehlt? Nun drohen erhebliche wirtschaftliche Verluste, eine Änderung der Bewirtschaftung oder ein Brachfallen betroffener Flächen und damit ein landschaftlicher Wandel.

Die Hüteschafhaltung ist zwar nicht von den Kürzungen betroffen, im Gegenteil, hier wurde die Förderung verbessert. Aber die Kulisse für die Förderung der Beweidung mit anderen Tierarten wie Rindern erfährt leider Einschränkungen. Das hat oft Auswirkungen auf die gesamtbetrieblichen Konzepte. Weidetiere sind häufig ein knappes Gut, sodass sich die Lage auch in Bezug auf die ohnehin prekäre Situation in der Schafhaltung nun zusätzlich noch verschärfen kann.

Dass unter den wertvollen Flächen ohne Förderung auch Flächen innerhalb des Biosphärenreservats Rhön betroffen sind, bleibt für die Betroffenen schwer nachvollziehbar. „Gerade in einem Biosphärenreservat, einer Nationalen Naturlandschaft, wo die menschliche Nutzung im Einklang mit der Natur gefördert werden sollte, muss vom Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft dringend nachjustiert werden. Vor dem Hintergrund des Artensterbens und den Auswirkungen des Klimawandels sind diese Einschränkungen nicht nachvollziehbar. Es ist niemandem vermittelbar, dass diese Gebiete einerseits in Bezug auf Artendiversität und biologische Vielfalt das Tafelsilber der Naturschutzwerte in Thüringen darstellen, aber hier Flächen plötzlich nicht mehr gefördert werden “, so Julia Gombert.

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