Die ersten Atemzüge, das war so befreiend, sagt sie, aber auch, dass sie es irgendwie nicht fassen konnte, eine neue Lunge zu haben. Was waren das für Glücksmomente, erzählt Oma Marion. "Wir sind zusammen bis Ahlstädt spazieren gegangen, und die Maria konnte sogar rennen."
Nur leider währte diese Zeit nicht allzu lang. Seit vergangenem Jahr haben sich chronische Abstoßreaktionen gegen das fremde Organ eingestellt. Maria hat wieder weniger Ausdauer, muss nach grade mal fünf Metern verschnaufen, ist zu ihrem bescheidenen kleinen Leben an der Sauerstoffflasche zurückgekehrt. Vielleicht, zuckt sie mit den Schultern, ja vielleicht hat sie noch einmal so ein Glück mit einer Lunge.
Mehr wie ein paar Schritte laufen geht kaum noch. Zum Tante-Emma-Laden in Lengfeld und zurück - mit etlichen Pausen zwischendurch -, das ist schon eine Riesenanstrengung für das Mädchen. Genauso wie die Physiotherapie, immer wieder Arztbesuche und die Gespräche mit einer Psychiaterin viel Kraft und Energie kosten.
Freundinnen-Geschnatter
Wie andere Mädchen auch freut sich Maria, wenn ihre Freundinnen kommen, und wie bei anderen auch wird gelacht, gequatscht, genascht, gesungen, über Jungs getuschelt. "Ein Geschnatter ist das dann immer", lacht die Oma und ist einfach nur glücklich, wenn Maria mal ein paar Stunden ihren Alltag vergessen kann. Mit ihren Freundinnen auch zwischen den Besuchen per SMS in Verbindung zu bleiben, das war bisher übers alte Handy schwer möglich. Die Sache mit dem Laptop hatte Ute Brückner vom Sozialpsychiatrischen Dienst angekurbelt und in "Freies Wort hilft" sofort einen Partner gefunden. Die Firma Ankosoft Hildburghausen half darüber hinaus mit der kostenlosen Einrichtung des Computers. Und Maria war einfach nur baff, wie schnell das alles ging.
Jetzt kann sie am Laptop schreiben: Geschichten über Liebe, Fantasie oder Krimis. "Unsere kleine Schriftstellerin", nennt Opa Helmut sie liebevoll, und ihm gefallen ihre Geschichten. "Ich schreib' einfach frei Schnauze", sagt Maria und meint aber auch, dass sie unterbewusst ihre Träume, Wünsche und Sehnsüchte einfließen lässt. Vielleicht werden Marias Geschichten eines Tages ein Buch? Bücher liebt Sie und das seit ihrer Kindheit: Über Tiere, über den Weltraum, über Liebe und Schicksale. Fantasie und Krimis stehen bis heute ganz oben und werden bis in die Nacht hinein geschmökert, wenn Maria wieder mal nicht schlafen kann, wenn die Gedanken kreisen, wenn Hoffnungen klein und Ängste groß werden. Dann kann die Oma auch mal energisch werden: "Es wird gekämpft, und wir schaffen das!"
Kämpfen tut Maria auch, wenn es ums Essen geht. Dünn ist sie, hat oft keinen Appetit. Oma Marion kocht schon fett mit Sahne und Butter, damit mal ein paar Gramm auf die Rippen kommen. Maria ist da eher ein Suppenkasper, liebt Beutelsuppen und das auch mitten in der Nacht.
Ein Spiel auf den Laptop herunterzuladen, hat sie sich auch erlaubt, manchmal um Zeit totzuschlagen, sagt Maria und weiß doch, dass sie keine Zeit zu vergeuden hat. Im Facebook kann sie jetzt mit ihren Freunden chatten, ihre Gedanken und Gefühle niederschreiben, sich mitteilen und hinausschleichen aus dem kleinen Lengfeld hinaus in das andere Leben.
Maria hat nur einen Traum, einen kleinen, der der einzig Große ist und doch unerreichbar scheint: Maria will einfach nur gesund sein: Und Hoffnung ist alles, weil sie schon weiß, wie schnell sich Forschung und Medizin entwickeln