Denn nicht nur der Eigentümer der Wohnanlagen war zur Übergabe mit weiteren Mitarbeitern angereist, auch Jochen Steinbach, der die Immobilien im Auftrag Kopplins verwaltet, sowie der Wasunger Bürgermeister Thomas Kästner, Jens Weisheit, der den Umbau koordinierte, und Vertreter von Baufirmen, fast alle aus der Region, waren bei der Einweihung der ersten behindertengerechten Wohnung in diesem Wohnviertel dabei.
Schon mehrmals hat unsere Zeitung über die Familie berichtet. Beim letzten Besuch im Juni waren die Umbauarbeiten gerade in vollem Gange. Aus dem Türloch an der Ecke des Blocks ist nun der Zugang für den Aufzug geworden. Und die dahinter liegende Wohnung für Anne-Sophie fertig. "Wertig saniert" wurde die alte Wohnung, sagt Ali Chakroun, der für die Thüringer Immobilien der Firma Grundbesitzverwaltung Dieter Kopplin zuständig ist. Und das sind immerhin etwa 500 Wohnungen, in Wasungen alleine 240. Das Bad mit ebenerdiger Dusche, der Laminat-Bodenbelag und die Heizkörper aus Naturstein sind Beweis dafür.
Eine dieser 240 Wohnungen wurde jetzt mit viel Geld, darunter Fördermitteln, umgebaut. Normalerweise koste die Sanierung einer solchen Wohnung etwa 50 000 Euro, hier seien noch mal 68 000 Euro mehr aufgewendet worden, erklärt Kopplin und kündigt an, dass in den nächsten eineinhalb Jahren alle Wohnungen saniert werden sollen.
Kurz danach erklärt Sascha Bugenhagen den beiden Schwestern, wie sie den Außenlift betätigen müssen. Der Mitarbeiter der Firma Pflanz-Homelift aus Neukirchen (Hessen) kommt aus Wasungen und kann deshalb Ansprechpartner sein, falls mal etwas nicht funktionieren sollte. Aber das kann eigentlich laut Bugenhagen gar nicht passieren, denn der Fahrstuhl "ist unkaputtbar". Rund 10 000 Euro hat er gekostet.
Oben angekommen rollt Anne-Sophie in die noch leere Wohnung. Einige Einrichtungsgegenstände wurden schon gekauft. In diesen Tagen ist die Familie unterwegs, um weitere Möbel auszusuchen. Viel Zeit dafür war nicht, denn am Donnerstag stand erneut eine Operation im Meininger Klinikum an. Anne-Sophie wurden über 20 Implantate aus den Beinen entfernt. "Man kann sich gar nicht vorstellen, wie schwierig es ist, mit Anne-Sophie im Rollstuhl einzukaufen", sagt Mandy Ewald.
Die Mutter ist erleichtert, dass nun endlich mehr Platz ist und Anne ihr eigenes Reich hat, aber zugleich auch angespannt, angesichts der unsicheren Zukunft. Alles stürmt im Moment auf sie ein: neue Schulen für Anne-Sophie, die seit vergangener Woche im Förderzentrum Schmalkalden beschult wird und noch keinen Schulassistenten zur Seite gestellt bekommen hat, und Lindsay, die nun nach Kaltensundheim aufs Gymnasium geht, unklar, wie es mit ihr selbst weitergeht. Das hängt vor allem damit zusammen, dass Mandy immer noch an ihren eigenen Verletzungen, die sie bei dem Unfall erlitten hat, laboriert. Sie weiß nicht, wann und wie sie wieder arbeiten kann. Sie hat Angst, in Hartz IV zu fallen. Und weiß nicht, wie sie den Haushalt in der nun 133 Quadratmeter großen Wohnung bewältigen soll oder wer die Kinder betreut, wenn sie wieder arbeiten geht.
Die Kinder Lindsay (11) und Tonny (13) helfen ihr, wo sie können, und natürlich ihr Lebensgefährte Manuel Wagner. Trotzdem ist Mandy überfordert von der neuen Situation. Anne-Sophie ist schwierig. Kein Wunder, die 15-Jährige muss, auch wenn sie es nicht will, eine völlig neuen Lebensplanung machen. Aus einem normalen Teenager ist eine Rollstuhlfahrerin mit Pflegestufe 4 geworden.
Vom Spendengeld werden jetzt die Rechnungen für die Einrichtung für Anne-Sophies Wohnung bezahlt. Der Rest wird in einen Mietfonds gehen. Das wünscht sich Mandy Ewald, denn die nun erweiterte Wohnung kostet kalt schon mehr als doppelt so viel wie die bisherige, nämlich 1135 Euro. Somit kann das Haushaltsbudget der Familie ein ganzes Stück geschont werden.
Der rollstuhlgerechte Teil der Wohnung ist durch eine Tür mit dem Rest verbunden, was einen barrierefreien Zugang für Anne zur Küche und den Zimmern ihrer Geschwister bedeutet. Die Familie hat mit dem behindertengerechten Van in den Ferien Ausflüge unternommen.
Nun schiebt Lindsay den Rollstuhl zum ersten Mal auf den Fahrstuhl. Sie hat den Sommer genossen, war bei Freunden im Garten, ist knusperbraun geworden. "In Wasungen hat ja jetzt fast jeder einen Pool", schwärmt sie. Ihre Schwester war in diesem Sommer nicht im Freibad. Die Schwimmwindeln, die für sie vorgeschrieben sind, sind erst in der letzten Augustwoche bei den Ewalds eingetroffen.
Spenden auf das Konto des Hilfsvereins bei der Rhön-Rennsteig-Sparkasse sind unter IBAN DE 39 8405 0000 017 017 weiter möglich. Bitte Verwendungszweck "Ewald" angeben.