Thüringer Handball-Verband Einhellig: Eine richtige Entscheidung

Liane Reißmüller
Augen zu und durch: Rückraumspieler und Spielgestalter Steve Scharfenberg vom SV Einheit Bad Salzungen setzt erfolgreich zum Torwurf an. Foto:  

Die Saison ist beendet, alle Spiele werden annulliert. Der Thüringer Handball-Verband beseitigt damit alle Unklarheiten für seine Mitgliedsvereine.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Erfurt - Die Saison 2020/21 wird in Thüringen wohl als kürzeste Spielzeit in die Geschichte eingehen. Gerade einmal Mitte September (Thüringenliga) gestartet, setzte ihr die zweite Corona-Welle Ende Oktober schon wieder ihren Schlussstrich. Hart traf es dabei die Thüringenliga-Handballer der HSG Werratal. Sie absolvierten in dieser Zeit gerade einmal zwei Begegnungen. Die SG Suhl/Goldlauter und der SV BW Goldbach/Hochheim brachten es auf je sechs Partien. Die Werrataler Reserve, die in der Landesliga am Spielbetrieb teilnimmt, durfte dreimal ran.

Trotzdem befürwortete Kay Gehri, für die sportlichen Belange bei der HSG Werratal mitverantwortlich, die Entscheidung des Landes-Verbandes. „Wir können ja alle nur darüber spekulieren, wann die Covid-19-Pandemie es zulässt, dass wir wieder einen normalen Alltag bestreiten. Gegenwärtig gibt es einfach noch zu viele offene Fragen. Zumindest haben mit dieser Entscheidung alle Vereine eine Klarheit, können sie zumindest schon einmal die laufende Saison ad acta legen“, meint Kay Gehri. Natürlich sei es für die Spieler und die Zuschauer sowie das gesamte Umfeld schade, dass es über so lange Zeit keine Handballspiele gibt. Im Vorjahr hatten die Werrataler damit begonnen, die Zusammenarbeit mit den Schulen zu intensivieren. Das Projekt war richtig gut angelaufen, liegt nur aber ebenfalls auf Eis. Gerade die Kinder bräuchten das Training im Verein, um sich die Grundlagen des vielseitigen Handballsports anzueignen. Die HSG Werratal ist mit vier Nachwuchsmannschaften im Punktspielbetrieb vertreten. Die weibliche C-Jugend belegte nach ihren zwei Siegen bis zum Saisonabbruch den ersten Tabellenplatz.

Der erfahrene Sportsmann erachtet es als richtig, dass die Saison, anderes als im Vorjahr, annulliert wird. „In der Saison 2019/20 hatten alle Mannschaften bereits viele Spiele absolviert. Das stellt sich in dieser Serie freilich anders dar. Da bringt die Quotientenregel nichts.“ Der Verband gab bereits bekannt, dass es keine Absteiger geben werde. Ob es Aufsteiger geben wird, ließ der Thüringer Handball-Verband noch offen. Für Kay Gehri würde das wenig Sinn machen, denn damit gebe es eine weitere Aufblähung der Staffeln und Ligen.

Der Verband stellt in Aussicht, wenn es die Corona-Lage zulässt und die Politik den Weg für Hallensportarten frei macht, Spiele anzubieten. Vielleicht ist es möglich, noch einen Pokal auszuspielen. Die Teilnahme an all diesen Spielformen ist freiwillig. „Eine gute Idee. Man muss abwarten, wie sich alles entwickelt. Auf jeden Fall wäre eine Vorbereitungszeit nötig. Die meisten Spieler halten sich zwar fit, aber das ist natürlich nicht mit dem Mannschaftstraining zu vergleichen“, sagt Gehri.

Steve Scharfenberg, Spielertrainer beim Verbandsklassen-Vertreter SV Einheit Bad Salzungen, zeigt ebenfalls Verständnis für den Saisonabbruch im Handball-Verband. „Die aktuelle Situation lässt ja keinen anderen Spielraum. Niemand weiß genau, wann es weitergehen könnte. Dazu benötigten alle Mannschaften etwas Vorlaufzeit, um nicht ohne Training in die Spiele gehen zu müssen. Das würde keinen Sinn machen“, meint der Bad Salzunger. Wie die meisten Sportler, so halten auch die Einheit-Handballer per WhatsApp den Kontakt miteinander. „Natürlich, so läuft man zumindest nicht Gefahr, dass alles auseinanderbricht. Es ist wichtig, dass man in Kontakt bleibt und sich austauscht“, erzählt Steve Scharfenberg, der sich selbst mit Laufeinheiten und Work-outs fithält. „Wenn man älter ist, muss man schon etwas mehr machen, um fit zu bleiben“, frohlockt der Rückraumspieler, Schiedsrichter und Vorstandsmitglied . Er kann sich gut vorstellen, dass seine Mannschaft das Angebot des Thüringer Handball-Verbandes annehmen würde, wenn es sich ergibt, dass zum Beispiel eine Pokalrunde ausgespielt wird. „Leider weiß ja noch niemand, wie das aussehen kann. Aber natürlich sind alle heiß darauf, einmal wieder den Ball in die Hand zu nehmen und zu spielen.“ Die Kurstädter, die wegen der Renovierungsarbeiten in der Seelenbinder-Halle erst spät in den Spielbetrieb einsteigen konnten, brachten zwei Partien zur Austragung. Im Nachwuchs beteiligt sich der SV Einheit mit zwei Mannschaften am Spielbetrieb. Allerdings blieben die C- und D-Jugendlichen bisher ohne ein Spiel, was alles andere als förderlich für den Nachwuchshandball ist.

Auch Torsten Schön, Sportlicher Leiter des HV Merkers, stimmt dem Saisonabbruch zu. „Es war ja schon im Dezember abzusehen, dass eine Fortführung der Serie immer unrealistischer wurde. Diesbezüglich kam diese Entscheidung für mich nicht überraschend. Zeitlich wäre das alles nicht mehr machbar gewesen.“ Der HV Merkers war in der nun abgebrochenen Meisterschaftsrunde 2020/21 mit einer Frauenmannschaft in der Verbandsklasse und einer weiblichen Jugend B-Vertretung in der Landesliga dabei. Die B-Jugendlichen durften jedoch ihr Können nicht demonstrieren, da ihre Saison erst am 7. November eröffnet worden wäre. Die Frauenmannschaft ging mit einer Niederlage und einem Sieg in die Pause. „Für die Mädels ist es eine sportliche Horrorsaison. Sie hatten gerade Fuß gefasst und brannten darauf, zu spielen“, erzählt Torsten Schön, der beobachtet, dass die Kontakte zu den Spielerinnen und dem Nachwuchs geringer geworden sind. „Frauen-Trainer Patrick Otto erstellte eine WhatsApp für die Frauen- und Jugend-Mannschaft. Darin gibt er Tipps, wie sie sich fithalten können. Die meisten halten sich daran“, freut sich der Vollblut-Handballer. Bei den Kindern gestaltet sich das Training über WhatsApp schwieriger. Die Merkerser nutzten die Übungen, die über Youtube verbreitet werden. “Die ganze Situation erschwert die Zukunftsgestaltung. Wir sind im Gespräch mit Einheit Bad Salzungen, um im Nachwuchsbereich zusammenzukommen. Dabei hoffen wir, dass der Verband die Regelungen der Spielgemeinschaften neu regelt. Von Vorteil ist, dass der Meldetermin für die neue Serie nach hinten verschoben wird. Wir haben Mädels, die dann für die B-Jugend beziehungsweise für die Frauenmannschaft spielberechtigt sind.

Bilder