Thüringer Bratwurstkönig Am Grill ein Zwerg, auf der Bühne ein König

Anica Trommer

Der achte Thüringer Bratwurstkönig ist gefunden. Am Sonntag wetteiferten auf dem Suhler Marktplatz sechs Teams am Rost um die Krone. Nonnen, Bienen, Brinzen, Zwerge, Mus-Freunde und schwarze Männer buhlten mit Herzwürsten, Duftbäumen und gefülltem Grillgut um die Gunst der Jury.

 
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Bei einer Sache sind sich alle Bratwurstliebhaber einig: Mit Chemie wird kein Rost entfacht. Andreas Stark, der als Drohne Willi im Team Grill-Bienen brutzelt, hat Holzwolle unter die Holzspänchen geschoben. Andreas Schlegelmilch und die Män und Bläck setzen auf Eierkartons. „Früher habe ich zum Anzünden altes Zeitungspapier genutzt, aber das fliegt bei Wind davon, wenn es durchgebrannt ist“, erzählt er.

Die Faulunger Muskrücken haben schon mal Holzkohle aufgelegt obwohl noch keine Flammen züngeln. „So verlieren wir keine Zeit und die Holzkohle bekommt schon mal etwas Hitze von den Spänchen ab“, verraten Christian Völker und Marcus Grebing. Die Grill-Zwerge machen sich mit einer Metallglocke den Kamineffekt zu nutzen. So zieht die Kohle schneller durch, sind sie sich sicher. Der Show-Effekt ist den Bratz Blöden Bratwurst Brinzen vom Ziegenberger Carneval Club besonders wichtig. Ehe der mit Holz und Zapfen bestückte Rost brennt, werden die am Grill angebrachten Wunderkerzen entzündet.

Im Zehn-Minuten-Takt entfachen die sechs Teams, die am Sonntag auf dem Suhler Marktplatz angetreten sind, um den achten Thüringer Bratwurstkönig zu küren, den Rost. Um faire Bedingungen zu schaffen, nutzen alle die gleiche Holzkohle und Würste vom selben Hersteller. Dann haben sie 45 Minuten Zeit, ein perfektes Ergebnis zu präsentieren.

Vegetarische Variante

„Halleluja, es brennt“, jubeln die Nonnen der Grill Sisters 1404. Die Mitglieder vom Verein der Freunde der Thüringer Bratwurst gehen bei der Zubereitung des Grillguts mit der Zeit, betonen sie. „Es kann ja sein, dass ein Vegetarier unter den Jurymitgliedern ist“, jodeln die Arnstädter mit hohen Stimmen und legen ein Blatt Zitronenmelisse auf jede Wurst. Mit der Zeitvorgabe von einer Dreiviertelstunde kämen sie gut zurecht. „Wir könnten auch schneller.“ Es sei klar, dass sie als Erfinderinnen der Bratwurst den Sieg mit nach Hause nehmen. Sie hätten Jahrhunderte Erfahrung beim Grillen, sagen die Damen.

Christian Völker hat ein Patent auf das, was er am Sonntag tut. Er schiebt gewässerte Holzstäbchen in jede Wurst, ehe er sie auf den Grill legt. Später werden Senf und Ketchup das Loch im Inneren füllen. „So bekleckert man sich nicht mehr“, betont der Faulunger.

Am Ende aber entscheidet nur eines: Das Urteil der Jury. Und die einstige Wurstkönigin Anne Sonntag hat genaue Vorstellungen davon, wie die perfekte Bratwurst sein soll. „Saftig und nicht zu trocken, außerdem nicht zu hell und nicht zu dunkel und schön würzig“, sagt sie. Auf dem Beurteilungsbogen vergeben sie und die anderen Jurymitglieder außerdem Punkte für das Team-Outfit, die Hygiene am Grill, den Anzündvorgang und später für das Aussehen und die Präsentation der Bratwurst. Sie habe bereits einen Favoriten ausgemacht. „Man merkt auch, wer es ernst meint und den König stellen will und wer nur aus Spaß an der Freude dabei ist.“

In Herzform und mit pinkfarbenem Senf kredenzen die Bratz Blöden Bratwurst Brinzen das Ergebnis ihrer 45-minütigen Bemühungen. Zur Verdauung gibt’s ein kurzen Tänzchen. Platz fünf vergibt die Jury dafür, in der Wertung des Publikumslieblings holen sie sich dafür Rang eins. Die Muskrücken aus Faulungen ernten wohlwollendes Nicken für das gefüllte Grillgut, schaffen es aber nur auf den letzten Platz. Mit der Holzmedaille müssen sich die Män in Bläck begnügen, für die Grill-Bienen reicht es für Bronze.

Die Krone ist zurück

Mit ihren mit Bratwurstduft parfümierten Duftbäumchen, den gebrandmarkten Brötchen und den gebastelten Mini-Grills lassen die Suhler Grillzwerge die Grill Sisters hinter sich. Die Krone, die Norbert Abt wenige Stunden zuvor unter Tränen abgeben musste, erhält er nun zurück. Dazu gibt’s Glückwünsche der Hoheiten. „Esst Bratwürste“, fordert der König sogleich in seiner ersten Rede an das hungrige Volk auf.

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