Erfurt - Die rechtskonservative AfD kann für ihre Kundgebungen in Erfurt nicht mehr so viele Menschen mobilisieren wie in den Vorwochen. Die Polizei schätzte die Teilnehmerzahl am Mittwochabend auf 4200 - etwa so viele wie in der Vorwoche. Seit Mitte September ruft die Partei zu Kundgebungen gegen die Asylpolitik der Bundes- und Landesregierung auf. Zu Spitzenzeiten hatten die Behörden die Zahl der Versammelten mit bis zu 8000 angegeben.
Laut Polizei kamen am Mittwoch rund 2000 Gegendemonstranten zum Domplatz und damit 500 weniger als in der Vorwoche. Erneut gab es ein Friedensgebet. Dessen Teilnehmer zogen anschließend mit Kerzen und Gesängen durch die Landeshauptstadt. Aus Protest gegen die AfD-Kundgebung hatte das Bistum abermals die Beleuchtung am Dom abgeschaltet. Die Polizei sprach von einem insgesamt friedlichen Verlauf. Zwei AfD-Anhänger seien vorübergehend festgenommen worden, erklärte eine Polizeisprecherin. Sie hätten einen Platzverweis ignoriert.
AfD-Fraktions- und Landeschef Björn Höcke forderte in seiner Ansprache erneut den Rücktritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), damit Deutschland und Europa gerettet werden könnten. Deutschland sei «auf den Weg in einen Bananenrepublik», Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) eine Katastrophe für den Freistaat, befand er.
Die SPD-Innenpolitikerin Dorothea Marx warf Höcke vor, er verlasse den Konsens der Demokraten. Die Polarisierung der AfD bleibe nicht ohne Folgen für die Zusammenarbeit im Landtag, erklärte sie am Rande der Gegendemonstration. So würden die Fraktionen die Zusammenarbeit mit der Partei aufkündigen und in Ausschüssen keine Anliegen der AfD unterstützen, indem sie Anträge der Partei auf die Tagesordnung heben. Dafür sei die AfD auf die Stimmen der anderen Fraktionen angewiesen. dpa
Thüringen Zulauf für AfD-Kundgebungen in Erfurt weiterhin geringer als früher
Redaktion 29.10.2015 - 00:00 Uhr