Thüringen Widerstand gegen Bau einer Bogenschießanlage in Saalfeld

Sebstian Haak

In Ostthüringen gibt es Pläne für den Bau einer Bogenschießanlage. Nicht nur Mitglieder des einstigen Thüringer NSU-Untersuchungsausschusses haben große Vorbehalte dagegen – wegen des möglichen Betreibers.  

 
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Saalfeld/Erfurt - Mehrere Mitglieder des ehemaligen Thüringer NSU-Untersuchungsausschusses haben sich gegen Überlegungen ausgesprochen, in Saalfeld den Bau eines Bogenschießparcours zu genehmigen. Sie glauben, dass damit ein weiterer Treffpunkt der rechten Szene im Freistaat entstehen könnte. Der Mann, der die Anlage betreiben wolle, habe schon während der parlamentarischen Ermittlungen zum NSU-Komplex eine Rolle gespielt, sagte zum Beispiel die Grüne-Landtagsabgeordnete Madeleine Henfling unserer Zeitung. Ihr sei nicht bekannt, dass er sich jemals von der rechten Szene gelöst habe. „Deshalb ist dringend davon abzuraten, ihn ausgerechnet eine Bogenschießanlage betreiben zu lassen“, sagte sie. Auch der Thüringer Verfassungsschutz sieht das Vorhaben kritisch. Hintergrund für die Kritik sind Pläne, in Schmiedefeld in Ostthüringen eine Bogenschießanlage zu bauen. Schmiedefeld gehört inzwischen zur Stadt Saalfeld. Mehrere Kommunalpolitiker hatten die Pläne im vergangenen Jahr nach einem Bericht der OTZ begrüßt. Unter anderem erhoffen sie sich davon Impulse für den Tourismus in der Region. Eine Sprecherin der Stadtverwaltung Saalfeld sagte, ob die Anlage genehmigt werde, hänge vom Landratsamt des Kreises Saalfeld-Rudolstadt ab. Dieses Amt sei die zuständige Baugenehmigungsbehörde. Ob die Gemeinde ihr Einvernehmen zu den Plänen erklären werde, solle auf einer Sitzung des zuständigen Bauausschusses am Mittwoch beraten werden.

Wie Henfling erklärten auch die Linke-Landtagsabgeordnete Katharina König-Preuss und die SPD-Innenpolitikerin Dorothea Marx, sie hielten es für keine gute Idee, dem geplanten Betreiber der Anlage eine entsprechende Genehmigung zu erteilen. Der Mann habe in der Vergangenheit selbst Rechtsrock-Konzerte veranstaltet und bereits einen Treffpunkt der rechten Szene betrieben, sagte König-Preuss. „Hinzu kommt, dass mir Informationen vorliegen, aus denen hervorgeht, dass diese Person mit dem verurteilten NSU-Unterstützer Ralf Wohlleben und Personen, die den militanten Turonen zugehörig sind, weiterhin Kontakt pflegt“, sagte König-Preuss. „Mir ist es unverständlich, wie man angesichts der hinter der Bogenschießanlage stehenden Person auch nur auf die Idee kommen kann, ein solches Projekt zu unterstützen.“ Henfling sagte, das Training an Waffen spiele in der extrem rechten Szene eine wichtige Rolle. „Diese Anlage könnte somit Teil extrem rechter Infrastruktur werden.“ Sowohl Marx als auch König-Preuss und Henfling waren Mitglieder im Thüringer NSU-Untersuchungsausschuss.

Der Präsident des Thüringer Verfassungsschutzes, Stephan J. Kramer, wollte sich mit Verweis auf den Datenschutz nicht konkret zu möglichen Erkenntnissen des Nachrichtendienstes zu dem Mann äußern. Allerdings teile er grundsätzlich die Auffassung, „dass es nie gut ist, wenn Rechtsextreme Umgang und Gelegenheit zum Üben mit Waffen egal welcher Art haben“, sagte er.

Der mögliche Betreiber der Anlage war für eine Stellungnahme zu den Vorwürfen gegen ihn nicht zu erreichen. Unter anderem eine E-Mail-Anfrage blieb unbeantwortet.

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