Tierschützer zeigen Landwirt an Todkrankes Rind einfach ausgesetzt?

Ein krankes Rind soll in Themar im Landkreis Hildburghausen für drei Tage ohne Wasser und Futter vor einem Hof schutzlos ausgesetzt worden sein. 

 
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Themar  - Tierschützer hatten den Fall angezeigt. Sie wollen erreichen, dass dem Landwirt ein Tierhalteverbot auferlegt wird.

Das Deutsche Tierschutzbüro hat Strafanzeige gegen einen Landwirt aus Themars Ortsteil Wachenbrunn gestellt. Das teilte ein Sprecher des Vereins am Mittwoch mit. Nach seinen Angaben soll der der Landwirt vor 14 Tagen eine schwer verletzte Kuh vor einen Stall gelegt haben und diese anschließend nicht mit Wasser und Futter versorgt haben. „Dort sollte sie vermutlich sterben“, so Jan Pfeifer, Vorstandsvorsitzender der bundesweit tätigen Tierrechtsorganisation.

Der Verein fordert ein Tierhalteverbot gegen den Bauern, der allerdings alle Vorwürfe zurückweist. Die Kuhl sei im Stall ausgerutscht und habe nicht mehr selbständig aufstehen können. Mitarbeiter hätten das Tier deshalb nach draußen gebracht. Dort sei es zu jeder Zeit mit Wasser und Futter versorgt worden. Das kranke Tier soll nach Absprache mit einer Tierärztin für den eigenen Verzehr geschlachtet worden sein.

Das Veterinäramt habe die Anzeige am 19. Oktober erhalten und sei dem Vorfall nachgegangen, sagte eine Sprecherin der Behörde, die gegen den Landwirt ermittelt, am Mittwoch. Eine tierärztliche Untersuchung, die am 20. Oktober erfolgte, habe ergeben, dass das Tier mit Paratuberkulose infiziert sei. Eine Notschlachtung sei der einzige Ausweg gewesen. Paratuberkulose ist eine bakterielle, chronische Infektionskrankheit, die vorwiegend bei Wiederkäuern auftritt und tödlich endet. Infizierte Kühe sind ein Infektionsherd und müssen sofort aus dem Bestand entfernt werden. „Dies würde aber nicht rechtfertigen, das Tier schwerverletzt mehrere Tage vor den Stall ohne Futter und Wasser zu legen", so Peifer. „Der dauerhafte Zugang zu Wasser und Futter ist gesetzlich klar vorgeschrieben". Im Landratsamt wollte man sich am Mittwoch zu dem schwebenden Verfahren nicht weiter äußern.

Das sei bundesweit bereits der dritte Fall innerhalb von drei Wochen, sagte Jan Peifer. Landwirte setzten die kranken Tiere aus, weil das kostengünstiger sei als eine tierärztliche Behandlung, vermutete er. Zuvor seien dem Tierschutzbüro Fälle aus Brandenburg und Rostock gemeldet worden. „Wir gehen aber von einer viel höheren Dunkelziffer aus", so Peifer. Diese liegt nach seinen Angaben bei 200 000 Fällen pro Jahr. Zeugen aus Themar hätten ihm mitgeteilt, dass die Methode „gängige Praxis" sei.

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